Frankreichs Fussball wird die Negativ-Schlagzeilen nicht los. Mittelpunkt ist erneut Verbandspräsident Noël Le Graët (81). Nachdem er Anfang Woche noch verbal auf Legende Zinédine Zidane losgegangen ist, folgten schwere sexuelle Vorwürfe, denen Le Graët sich stellen muss.
Die Anschuldigungen wiegen so schwer, dass der Exekutivausschuss des Verbands am Mittwoch Le Graët rauswirft. Vizepräsident Philippe Diallo übernimmt interimistisch.
Belästigungs-Vorwürfe
Gegenüber «L'Équipe» und «BFMTV» berichtete zuletzt die Fussballagentin Sonia Souid (37) von zahlreichen Vorfällen sexueller Belästigung im Zeitraum von 2013 bis 2017. Beim ersten Treffen der beiden, bei dem es eigentlich um Frauenfussball in Frankreich gehen soll, habe Le Graët die ehemalige Volleyballspielerin zum Frühstück in ein Restaurant eingeladen und dann während dem Gespräch immer wieder private Fragen gestellt.
Monate später sei es zum nächsten Treffen gekommen, so Souid. Dort lockte Le Graët die Fussballagentin zu sich nach Hause – mit dem Vorwand, die damalige Generalsekretärin des Verbandes, welche für die Entwicklung des Mädchen- und Frauenfussballs verantwortlich war, zu treffen. Souid: «Ich gehe zur Wohnung, und als ich dort ankomme, gibt es Champagner. Ich bin ziemlich überrascht, aber bleibe stoisch und warte. Wir tauschen uns aus, sprechen über Frauenfussball.»
«Er sieht mich als zwei Brüste und einen Arsch»
Nur sei die Generalsekretärin nie aufgetaucht. «Ich weiss nicht, ob er sie über diesen Termin informiert hat. Ich glaube nicht.» Dann berichtet Souid von ersten unangebrachten Annäherungsversuchen von Le Graët. «Er hat mir zu verstehen gegeben, dass er möchte, dass ich in seinem Bett lande.» Folglich sei Souid enttäuscht gewesen. «Mein Präsident sieht mich als zwei Brüste und einen Arsch. […] Für mich muss mein Präsident ein Vorbild sein. Und das war er nicht.»
Nach diesem besagten Treffen soll sich Le Graët immer wieder per Textnachrichten gemeldet haben. Auf Einladungen zu einer Flasche Champagner sei Souid nie eingegangen. Dennoch hatte sie das Gefühl, «höflich zu einer Person sein müssen, die mich erniedrigt hat». Abschliessend sagt die 37-Jährige: «Er hat vor nichts und niemandem Angst. Er glaubt, er ist unantastbar. Er ist es wahrscheinlich auch.»
Nicht die ersten Vorwürfe – nun Rücktritt?
Bereits im letzten Jahr berichteten Mitarbeiterinnen von Frankreichs Fussballverband über sexuelle Belästigungen vonseiten Le Graëts. Der 81-Jährige bestritt die Vorwürfe und behauptete, nicht mal zu wissen, wie man Textnachrichten schreibe. (mou)