Portugal gegen Deutschland, ein Leckerbissen. Ein Giganten-Duell. Ein Spiel gespickt mit Superstars. Doch es geht um viel mehr als bloss um eine geile EM-Affiche für die Fans. Vorallem für die Deutschen. Für sie geht es um alles. Sie stehen nach dem Fehlstart gegen die Franzosen mit dem Rücken zur Wand. Allen voran Trainer Jogi Löw (61). Sein ganzes Vermächtnis steht auf der Kippe. Wird er als grosser Bundestrainer, der Weltmeister wurde, in die Geschichte eingehen, oder immer mit dem Vorwurf leben müssen, dass er den rechtzeitigen Abgang verpasst hat? Ein zweites, blamables Gruppenphase-Aus in Folge seiner Deutschen an einem grossen Turnier? Das würde man ihm übel nehmen.
Knüller wird zum Schicksalsspiel
Das Duell gegen Portugal wird zum Schicksalsspiel. Deutschland braucht Punkte. Mindestens einen, besser drei. Die Experten-Analysen laufen heiss. Wie soll Jogi aufstellen? Soll er Kimmich im Zentrum statt auf der Seite bringen? Soll er die Formation ändern? Viele Kenner wünschen sich, dass er von der Dreier- auf eine Viererkette umstellt. Doch Löw bleibt wohl stur. Defensiv seien keine Veränderungen nötig, die Stabilität habe im ersten Spiel gestimmt, meint er.
In einem Punkt sind sich aber alle einig. Man muss irgendwie und so gut es geht Portugals Superstar Cristiano Ronaldo stoppen. Beim 3:0 gegen die Ungarn hat sich der 36-Jährige schon mal warmgeschossen und sich mit seinem Doppelpack zum alleinigen EM-Rekordtorschützen geballert. Löw warnt: «Ronaldo kann mehr als Cola-Flaschen verschieben. Er ist immer noch ein besonderer Spieler. Er kann Tore machen, ist kopfball- und abschlussstark.» Der Coach spricht damit das Cola-Gate an. Ronaldo hat bei einer Pressekonferenz zwei vor ihm stehende Cola-Flaschen vom Tisch gestellt und die Aktion trocken mit «Wasser!» kommentiert. Daraufhin hat die Coca-Cola-Aktie vorübergehend einen Kursrutsch von vier Milliarden Dollar erlitten.
Portugal ist kaum vom Ball zu trennen
Ronaldo, der Magier! Klar, dass sich die Deutschen mit Statistik Mut machen. Noch haben sie gegen die Portugiesen mit CR7 noch nie verloren. 2006 haben sie an der WM 3:1 gewonnen, 3:2 endete das Duell ander EM 2008, an der EM 2012 gabs ein 1:0 – und auf dem Weg zum Weltmeister-Titel 2014 putzte die Jogi-Elf die Portugiesen gleich mit 4:0 weg.
Trotzdem bleibt das grosse Bibbern. Löw hebt den Warnfinger. «Portugal ist keine One-man-Show von Ronaldo, sondern hat in der Offensive vier, fünf Weltklasse-Spieler. Das ist eine Mannschaft, die im Vergleich zu Frankreich mehr über Kombinationen kommt. Das machen sie wahnsinnig gut. Dazu sind sie sehr variabel und agieren technisch auf höchstem Niveau, sind kaum vom Ball zu trennen. Das macht sie sehr gefährlich.»
Man merkt, dass die Deutschen grossen Respekt haben. Vor Ronaldo. Vor den Portugiesen. Aber auch vor einer erneuten Turnier-Blamage. Den EM-Knüller gibts übrigens ab 18 Uhr live im Ticker auf Blick. (mam)