Nein, so hat sich Sascha Ruefer das Ganze nicht vorgestellt. Er, der immer mittendrin war, wenn die Nati ihre legendären Schlachten schlug. 2010 zum Beispiel, als Gelson Fernandes für eine der grössten Überraschungen der WM-Geschichte sorgte und den späteren Weltmeister Spanien mit seinem Treffer zur Verzweiflung trieb.
Oder vier Jahre später, als Ruefer live aus Sao Paulo berichtete und die Schweiz im Achtelfinal gegen Argentinien nach heroischem Kampf erst in der Verlängerung die Segel streichen musste. Auch vor drei Jahren ist er vor Ort, als Zehntausende Serben-Fans in Kaliningrad die Schweizer Nationalspieler provozieren und diese mit dem Doppeladler und einem 2:1-Sieg antworten.
Es ist ein Grundsatzentscheid
Am Samstag aber wird Ruefer, die Stimme der Fussballnation, nicht aus dem Stadion in Baku berichten, sondern das erste Gruppenspiel gegen Wales von Zürich aus kommentieren. Auch die vier anderen EM-Kommentatoren bleiben zu Hause. Ein Grundsatzentscheid sei das, wie SRF-Mediensprecher Lino Bugmann erklärt: «Der Schutz und die Gesundheit der Mitarbeitenden stehen an erster Stelle. Darum hat SRF Sport die Auslandsdelegation für die EM auf das Minimum reduziert. Zum Aspekt der Sicherheit kommt hinzu, dass die Gesamtplanung für die elf Spielorte in elf verschiedenen Ländern aufgrund von länderspezifischen Corona-Regeln, unterschiedlichen Einreisebestimmungen und reduziertem Flugangebot sehr komplex und unberechenbar ist.»
Ruefer und sein «Mann aus Sursee»
Ab den Achtelfinals sei aber geplant, dass die TV-Kommentatoren in den Stadien vor Ort zum Einsatz kommen. Hoffentlich auch dann mit Schweizer Beteiligung. Ob wir auch dann Ruefers mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen Satz hören, wenn Haris Seferovic ein Tor schiesst? «Der Mann aus Sursee!» Im Blick Kick vom Freitagmorgen erklärt der gebürtige Seeländer, warum er den Satz in den letzten Spielen nicht mehr brachte. «Ich wollte es nicht überstrapazieren.»
Natürlich habe es irgendwann auch Kritik gegeben. «Ein paar Leute aus Sursee sagten, ich solle damit aufhören.» Aber Ruefer hat als Kommentator und SRF-Aushängeschild bei Nati-Spielen die Hosen an: «Niemand schreibt mir vor, was ich sage und was nicht.» Und kündigt an: «Natürlich würde ich den Spruch an der EM wieder bringen.» (skr/leo)