Beim Achtelfinal der Fussball-EM zwischen Österreich und der Türkei ist es am Dienstag erneut zu einer politisch brisanten Szene gekommen. Der türkische Verteidiger Merih Demiral (26), der sein Land in der ersten Minute in Führung brachte und später ein weiteres Tor erzielte, zeigte beim Jubel mit beiden Armen den sogenannten Wolfsgruss.
Bei der Geste berühren Mittel- und Ringfinger den Daumen, während Zeigefinger und kleiner Finger wie Wolfsohren nach oben zeigen. Das Zeichen gilt als Bekenntnis zur Ülkücü-Bewegung, einer nationalistischen Gruppierung, die auch als Graue Wölfe bezeichnet wird.
In Frankreich verboten
Die Gruppierung gilt dem deutschen Verfassungsschutz zufolge als rassistisch und rechtsextrem. Ihr Ziel ist demnach ein Grossreich, das vom Balkan bis China alle Turkvölker umfassen soll. In Deutschland stehen die Grauen Wölfe unter Beobachtung. Sie sollen mehr als 12'000 Mitglieder haben.
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In Frankreich ist die Organisation seit 2020 verboten. In Österreich ist es untersagt, den Wolfsgruss zu zeigen. Nicht so in Deutschland. Demiral machte sich insofern nicht strafbar.
«Hat etwas mit meiner Identität zu tun»
Demiral veröffentlichte bei X ein Foto, das ihn beim Jubeln mit Wolfsgruss zeigt. Bei einer Pressekonferenz erklärte er: «Wie ich gefeiert habe, hat etwas mit meiner türkischen Identität zu tun.» Deswegen habe er die Geste gezeigt. «Ich habe Leute im Stadion gesehen, die diese Geste auch gemacht haben.» Es stecke keine versteckte Botschaft dahinter. «Wir sind alle Türken, ich bin sehr stolz darauf, Türke zu sein, und das ist der Sinn dieser Geste.»
Mit eindringlichen Worten gegen rechtes Gedankengut hat sich der österreichische Angreifer Michael Gregoritsch (30) von der Fussball-EM verabschiedet. Die Botschaft an Österreich und ganz Europa sei, «dass man sich nicht extrem auseinandersetzen sollte mit Differenzierung und rechten Gedanken», sagte der Profi des SC Freiburg bei ServusTV nach dem 1:2 (0:1) im EM-Achtelfinal gegen die Türkei.
Man solle sich «vielleicht ein bisschen zusammenreissen und sehen, dass man wie im Fussball vereint, auf jeden einzelnen Menschen stolz und glücklich sein kann», sagte Gregoritsch: «Wir sollten uns ganz weit entfernen von rechtem Gedankengut und wissen, wie wichtig es ist, dass wir alle gleich sind, dass wir alle für unser Land da sind und für eine Sache so brennen können.» (SDA)
Mit eindringlichen Worten gegen rechtes Gedankengut hat sich der österreichische Angreifer Michael Gregoritsch (30) von der Fussball-EM verabschiedet. Die Botschaft an Österreich und ganz Europa sei, «dass man sich nicht extrem auseinandersetzen sollte mit Differenzierung und rechten Gedanken», sagte der Profi des SC Freiburg bei ServusTV nach dem 1:2 (0:1) im EM-Achtelfinal gegen die Türkei.
Man solle sich «vielleicht ein bisschen zusammenreissen und sehen, dass man wie im Fussball vereint, auf jeden einzelnen Menschen stolz und glücklich sein kann», sagte Gregoritsch: «Wir sollten uns ganz weit entfernen von rechtem Gedankengut und wissen, wie wichtig es ist, dass wir alle gleich sind, dass wir alle für unser Land da sind und für eine Sache so brennen können.» (SDA)
Er habe einfach nur zeigen wollen, wie sehr er sich freue und wie stolz er sei. Es werde hoffentlich noch mehr Gelegenheiten geben, diese Geste zu zeigen, sagte Demiral. Die Türkei spielt am Samstag im Viertelfinal gegen Holland. Möglich, dass Demiral dann nicht mit von der Partie ist. Wie die Uefa am Mittwochmorgen bekannt gibt, wird nun offiziell wegen «mutmasslich unangemessenen Verhaltens» ermittelt. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Uefa politische Provokationen bei einem Fussballspiel als unangemessen werten und sanktionieren würde.
Türkei sieht sich selbst als Opfer von Fremdenfeindlichkeit
Am Mittwoch wird der Vorfall um Demiral dann noch um ein absurdes Kapitel reicher. Wie das türkische Aussenministerium mitteilt, empfinde man die Reaktion der deutschen Behörden auf die Szene selbst als «fremdenfeindlich». Die Türkei hat daraufhin sogar den deutschen Botschafter in Ankara einbestellt.
Auch im österreichischen Lager kam es am Dienstag zu einer Szene, die für Kritik sorgte: Im Vorfeld des Spiels grölten österreichische Fans «Ausländer raus, Ausländer raus» zur Melodie von «L'Amour Toujours» von Gigi D'Agostino, wie Aufnahmen des Schweizer Fernsehens SRF zeigen. Beim Spiel der Schweizer Nati gegen Deutschland in der vergangenen Woche provozierten Fans im Schweizer Sektor mit einer Flagge der kosovarischen Befreiungsarmee (UCK).