Nach 120 hart umkämpften Minuten, einem Eigentor des dänischen EM-Helden Simon Kjaer und einem kontroversen Penaltyentscheid zu Gunsten von Harry Kane ist klar: England steht zum ersten Mal seit 55 Jahren wieder in einem grossen Turnierfinal. Durch das Wembleystadion schallen «Sweet Caroline» und «Football's Coming Home», 60'000 Fans im Stadion und Millionen mehr auf dem Rest der Insel sind in Feierlaune.
Darunter ist auch Manchester-United-Legende Gary Neville. Der 85-fache englische Internationale überschüttet die Three Lions auf ITV mit Lob: «So etwas haben wir in unserem Leben noch nicht erreicht. Die Jungs müssen fokussiert bleiben, aber wir nicht. Das ganze Land tanzt, es ist ein Nationalfeiertag, vergnügt euch!»
«Der Standard von Leadern in diesem Land ist tief»
Besonders anerkennend äussert sich Neville gegenüber Trainer Gareth Southgate – versteckt in seiner Eloge aber auch einen Seitenhieb gegen Premierminister Boris Johnson: «Der Standard von Leadern in diesem Land ist seit einigen Jahren tief. Gareth Southgate hat alles, was es braucht, um eine Führungspersönlichkeit zu sein: Er ist respektvoll, bescheiden, ehrlich.» Seither ist im Netz der Teufel los. Viele fordern, dass Southgate von der Queen in den Adelsstand gehoben werden soll. Und nicht wenige würden lieber den England-Trainer statt Boris Johnson als Premier in der Downing Street sehen.
Der ehemalige Aussenverteidiger Neville ist bekannt dafür, nicht vor scharfer Kritik und kontroversen Aussagen zurückzuscheuen. Schon beim Super-League-Fiasko im Mai teilte der 46-Jährige in einer Schimpfkanonade gegen die abtrünnigen Premier-League-Vereine ordentlich aus. (tim)