Mathematiker rechnet vor
«Nati wird in etwa 188 Jahren Europameister!»

Jonas Bächinger (28) berechnet vor der EM die Wahrscheinlichkeit aller Teams auf ein Weiterkommen und auf den Titel. Der Mathematiker zeigt auf: Die Nati wirds nicht einfach haben!
Publiziert: 08.06.2021 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2021 um 17:31 Uhr
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Wie weit kommt die Nati an der EM?
Foto: TOTO MARTI
Marco Pescio

Jonas Bächinger liebt die Emotionen, die der Fussball auslösen kann! Ob auf dem Platz, wenn er mal wieder als Schiedsrichter eine Partie im Amateurbereich pfeift – oder als Fan, der das Super-League-Geschehen genau verfolgt. Aber fast noch mehr liebt es der 28-Jährige, sich in die Nüchternheit und Tiefen der Statistiken zu stürzen.

Schon als Kind habe er die Wahrscheinlichkeit von ganzen Meisterschaften berechnet, erzählt der Zürcher. Und, nun ja, aus seinem Faible fürs Jonglieren mit Zahlen wurde viel mehr: Mittlerweile ist Bächinger studierter Mathematiker, er ist Experte für statistische Modellierung und Co-Founder sowie CTO des Fintechs Everon.

Für die anstehende EM hat er ein Modell entwickelt, mit dem er die Resultate fürs kontinentale Turnier voraussagt. Basierend auf den Daten des sogenannten ELO-Ratings, das die Stärke der Teams anhand eines Punktesystems misst.

Schwierige Gruppenphase wartet

Na, und wie stehen sie denn nun, die Chancen der Nati, endlich mal einen Coup an einer Endrunde zu landen?

Vorneweg: Die Gruppenauslosung spielt der Schweiz auch in mathematischer Hinsicht überhaupt nicht in die Karten! Die Wahrscheinlichkeit auf ein Weiterkommen der Nati – in welcher Turnierphase auch immer – ist durch die zugelosten Gegner Italien, Türkei und Wales deutlich gesunken. Vor allem das Los Wales, der mit Abstand stärkste Gegner aus Topf 4 (die Schweiz war in Topf 2), hat die Aussichten der Elf von Vladimir Petkovic erschwert.

Die Chancen, dass für die Schweiz schon in der Gruppenphase Endstation ist, stehen bei 34,2 Prozent. «Also unter gegebenem Massstab fliegt die Nati an einem von drei Turnieren schon in der Vorrunde raus», erklärt Bächinger.

Immerhin: Die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Achtelfinal erreichen, liegt bei 65,8 Prozent. Da dort aber schon Duelle mit Belgien oder Dänemark drohen, liegen die Chancen auf den Viertelfinal nur noch bei 27,9 Prozent – und später für den Halbfinal und den Final lediglich bei 12,5 und 4,7 Prozent.

In 15 von 1000 Turnieren triumphieren wir!

Die Titelchance? Mickrige 1,5 Prozent! Wobei sich Granit Xhaka und Co. gemäss den Berechnungen von Bächinger wenigstens klitzekleine Hoffnungen machen dürfen: In 15 von 1000 Turnieren triumphieren die Schweizer! Zum Vergleich: Die Chancen von Schottland, Nordmazedonien und der Slowakei liegen bei unter 0,1 Prozent …

Topfavorit laut Bächingers Rechnung ist Belgien, mit 21,4 Prozent Gewinnwahrscheinlichkeit. Heisst: In etwa vier von fünf Fällen holen die Belgier den Titel zwar nicht – wiederum hat kein anderer EM-Teilnehmer eine solch hohe Chance wie die Roten Teufel (siehe Box).

Wer holt sich den EM-Titel?

Belgien 21,4% Wahrscheinlichkeit

Frankreich 14,6%

Spanien 12,9%

England 11,1%

Italien 9,2%

Portugal 8,7%

Dänemark 6,6%

Holland 5,2%

Deutschland 3,3%

Schweiz 1,5%

Schweden 1,0%

Kroatien 0,9%

Wales 0,9%

Ukraine 0,7%

Polen 0,6%

Türkei 0,5%

Österreich 0,2%

Tschechien 0,2%

Russland 0,2%

Ungarn 0,1%

Finnland 0,1%

Schottland 0,0%

Slowakei 0,0%

Nordmazedonien 0,0%

Belgien 21,4% Wahrscheinlichkeit

Frankreich 14,6%

Spanien 12,9%

England 11,1%

Italien 9,2%

Portugal 8,7%

Dänemark 6,6%

Holland 5,2%

Deutschland 3,3%

Schweiz 1,5%

Schweden 1,0%

Kroatien 0,9%

Wales 0,9%

Ukraine 0,7%

Polen 0,6%

Türkei 0,5%

Österreich 0,2%

Tschechien 0,2%

Russland 0,2%

Ungarn 0,1%

Finnland 0,1%

Schottland 0,0%

Slowakei 0,0%

Nordmazedonien 0,0%

Übrigens: Bleibt die Schweizer Titelchance künftig immer bei 1,5 Prozent, «dann müssten wir etwa 188 Jahre auf den EM-Titel warten», so Bächinger. Für einen Finaleinzug wären es rund 56 Jahre, für den Halbfinal immerhin nur noch 20 Jahre.

Womöglich braucht die Nati aber auch nicht so viel Geduld. Überraschungen hats an grossen Turnieren immer schon gegeben. Der Griechen-Titel 2004, der walisische Halbfinal-Einzug 2016? Nicht voraussehbar! Ja, vielleicht spielt diesmal die Schweiz ganz unberechenbar? Bächinger hätte sicher auch nichts dagegen.

Wahrscheinlichkeit Abschneiden der Nati

Out Gruppenphase: 34,2%

Achtelfinal: 65,8%

Viertelfinal: 27,9%

Halbfinal: 12,5%

Final: 4,7%

Titelgewinn: 1,5%

Out Gruppenphase: 34,2%

Achtelfinal: 65,8%

Viertelfinal: 27,9%

Halbfinal: 12,5%

Final: 4,7%

Titelgewinn: 1,5%

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