Take it or leave it. Nimm es oder lass es. Wenn die Rede von Memphis Depay (30) ist, könnte dieser englische Spruch nicht passender sein. Seit Jahren gilt der holländische Stürmer mit ghanaischen Wurzeln als grosses Versprechen. Doch die hohen Erwartungen hat er nirgends so ganz erfüllen können. Weder bei Manchester United, bei Barcelona, noch bei Atletico Madrid.
Besser ist es Depay dafür regelmässig in der Nationalmannschaft gelaufen. In 97 Einsätzen kommt er auf 46 Tore. Damit fehlen ihm nur noch vier Treffer, um mit Rekordtorschütze Robin van Persie (40) gleichzuziehen. Doch das lässt viele kalt. Selbst in seinem eigenen Land wird er von viel Skepsis begleitet. Viel lieber wird über sein Verhalten abseits vom Grün gesprochen, als über sein fussballerisches Können. Manchmal scheint er diese Polarisierung allerdings absichtlich zu fördern.
«Es ist halt eine neue Zeit»
So war es auch zu Beginn dieser EM. Diesmal ging es um sein weisses Stirnband, das er seit diesem Sommer trägt. Darauf zu sehen: seine Rückennummer 10 und die Aufschrift «Who cares» (Wen interessiert’s, Anm. d. Red.). Es soll den Schweiss von seinem Gesicht fernhalten, erklärte er. Zudem finde es seine Freundin hübsch, ergänzte er.
Natürlich nahmen so ziemlich alle holländische Zeitungen sein Modeaccessoire auf. Sportjournalist Johan Derksen kritisierte es als «lächerlich» und findet es «typisch» für Depay, der auffallen wolle. Auch zahlreiche Experten gaben ihren Senf dazu. Und Bondscoach Ronald Koeman (61) musste sich an den Pressekonferenzen mehr Fragen nach dem Haarband anhören als nach seinen Taktiken. «Es ist halt eine neue Zeit», meinte er. Die Funktion des Stirnbandes? «Ich weiss es nicht».
Die Chance seines Lebens
Inzwischen ist die Debatte um das weisse Stirnband etwas abgeflacht. Der Grund? Holland steht im EM-Halbfinal und Depay hat mit je einem Tor und Assist massgeblich dazu beigetragen. Nun wartet England auf die Elftal. Für den Stürmer ist es die Möglichkeit, für einen fussballerischen Moment zu sorgen, der für immer in den Köpfen der Oranje-Fans bleibt. Ein solcher fehlt ihm noch, was die Skepsis ihm gegenüber zusätzlich begründet.
Gleichzeitig würde Depay beste Werbung in eigener Sache machen. Nachdem sein Vertrag bei Atletico Madrid Ende Juni ausgelaufen ist, ist er arbeitslos und auf Klubsuche. Dass er ein Langzeit-Arbeitsloser wird, ist allerdings nicht anzunehmen. Sein Name soll bei Klubs aus Italien, England, Saudi-Arabien und Katar auf dem Transferzettel stehen.