Es sind Bilder, die wir uns gar nicht mehr gewohnt sind. In Budapest in Ungarn feiern mehr als 55'998 Fans in der Puskas-Arena. Ohne Masken. Ohne Abstand. Trotz Corona. Vor dem Spiel zwischen Ungarn und Frankreich sind zudem 25'000 frenetische Anhänger zusammen feiernd dicht an dicht mit Bier und Böllern durch Ungarns Hauptstadt zum Stadion marschiert.
Für die Spieler eine spezielle Situation. Franzose Antoine Griezmann meint nach dem Remis gegen die Ungarn: «Das war ein schwieriges Spiel mit den Fans. Wir sind ein volles Stadion nicht mehr gewohnt. Wir haben uns nicht gehört.»
Tatsächlich spaltet Ungarns Sonderweg in der Coronakrise Fussball-Europa. Ministerpräsident Viktor Orban hat die Vollauslastung des Stadions bereits im Frühjahr versprochen. Bundeskanzlerin Angela Merkel findets kritisch. «Wenn ich vollkommen besetzte Stadien sehe in anderen Ländern Europas, bin ich skeptisch, ob das die richtige Antwort auf die augenblickliche Situation ist», sagt sie.
Ronaldo findet es geil
Auch aus dem Sport gibts Reaktionen. So meint Ex-Bayern-Präsident Uli Hoeness zu den vielen Fans in Ungarn: «Ein schlechtes Signal. Man kann nur hoffen, dass nix passiert.»
Es gibt aber auch die andere Seite. Cristiano Ronaldo, der mit Portugal in Ungarn gespielt hat, meint beispielsweise: «Wir als Spieler sehen die Stadien natürlich gerne voll!» Und auch die Ungarnkicker finden es wunderbar, vor so vielen Fans zu spielen. Es sei ein «einmaliges Erlebnis», meint Goalie Peter Gulacsi.
Gut möglich, dass dieses Erlebnis für einige Spieler und die Fans nicht einmalig bleibt. Die Uefa prüft nämlich, auch den Halbfinal und den EM-Final in die ungarische Hauptstadt zu verlegen. Ursprünglich hätten die Spiele im Wembley in London stattfinden sollen. Doch in England steigen die Infektionszahlen wieder stark an, die erstmals in Indien festgestellte Delta-Variante herrscht auf der Insel bereits vor. Jedes Spiel mit Fans wird in London deshalb zum Risikospiel.
Ob der Wechsel nach Ungarn, wo man den Kessel nach Belieben füllen wird, der richtige Weg ist in der aktuellen Corona-Situation, das darf zumindest angezweifelt werden. (mam)