England-Trainer Southgate
Einst Notnagel, jetzt zwei Siege vor dem Ritterschlag

1996 verpasste Gareth Southgate (50) die Chance, England zum EM-Titel im eigenen Land zu verhelfen. Nun ist er 25 Jahre später als Trainer nur zwei Siege davon und vom Ritterschlag entfernt.
Publiziert: 07.07.2021 um 16:42 Uhr
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1996 ist die Enttäuschung bei Gareth Southgate gross.
Foto: Bongarts/Getty Images

«It’s coming home. It’s coming. Football’s coming home.»

Der EM-Song «Three Lions» von 1996 ist eigentlich eine Hymne auf die schmerzvolle Geschichte des Scheiterns der englischen Fussball-Nati, eine Kategorie, in der die Kicker aus dem Königreich unübertroffen sind. Auch bei der diesjährigen Euro ist der Fussball-Hit omnipräsent. Aber mittlerweile wird er voller Euphorie geschmettert. Auch am Mittwochabend, wenn mehr als 54’000 England-Fans im Wembley im Halbfinal gegen Dänemark diese Song-Zeile grölen werden.

Und er soll die Weichen stellen, dass der Fussball in sein Mutterland zurückkehrt: Gareth Southgate. Der 50-Jährige hatte bereits einmal die Chance, England ins EM-Final im eigenen Land zu bringen. Der damalige Verteidiger scheiterte im Penaltyschiessen an Andreas Köpke und Deutschland zog ins Finale ein.

Werbefilm verschlimmert alles

Mit einem Werbefilm, in dem er sich selbst aufs Korn nahm, versuchte er der Häme der heimischen Presse entgegenzuwirken. Der Werbespot einer Restaurantkette verschlimmerte jedoch alles. Durch das Penalty-Drama lernte er etwas fürs Leben: «Die wichtigste Sache ist, dass es nicht das Ende ist, wenn etwas im Leben schief läuft», so der 57-fache Nationalspieler.

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Bei der PK vor dem Halbfinal-Duell gegen Dänemark wird er darauf angesprochen, geht aber nicht darauf ein: «Es geht nicht darum, was das Spiel für mich bedeutet, sondern was es für die Mannschaft und für das Land bedeutet», so Southgate.

2016 übernimmt Southgate als Notnagel nach dem Skandal-Abgang von Sam Allardyce die englische Nati und führt sie an der WM 2018 bis in den Halbfinal. Daraufhin erhält er von Prinz Charles den «Order of the British Empire». Auch seine Weste, die er während der Spiele getragen hat, wird zum Verkaufsschlager.

Beliebt, aber kritisiert

Ja, Southgate ist bei den Engländern beliebt, hat aus einer Reihe voller Einzelkönnern eine Mannschaft geformt und legt Wert darauf, dass das Kollektiv im Fokus steht. Er ist aber nicht frei von Kritik. Regelmässig werden seine Entscheidungen angezweifelt, wie etwa BVB-Juwel Jadon Sancho erst im Viertelfinal spielen zu lassen oder Fan-Liebling Jack Grealish nicht immer zu berücksichtigen.

Auch sein Spielstil sorgt nicht für uneingeschränkte Begeisterung. Statt Offensiv-Spektakel will Southgate zuerst hinten für Stabilität sorgen. Oft enden die Spiele mit einem knappen 1:0 oder 2:0. Doch der bisherige Erfolg spricht für das Händchen Southgates. England steht erneut im Halbfinal einer Endrunde und hat es an dieser EM bisher ohne Gegentreffer (!) geschafft. Zudem ist die Sturm-Maschinerie gegen die Ukraine (4:0) warmgelaufen.

Die bereits grosse Euphorie im Mutterland des Fussballs dürfte bei einem Sieg am Mittwoch ins Unermessliche steigen. Gelingt ihm sogar der ganz grosse Triumph mit dem EM-Titel, macht sich Southgate unsterblich. Und dürfte schon bald vor der Queen knien, um zum Ritter geschlagen zu werden. (smi)

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