Wie verrückt ist das denn? Ein Team spielt auf ein Tor. 80 Prozent Ballbesitz. Die Führung. Alles paletti. Und dann die fast schon absurd anmutende Wende.
Es beginnt mit einem Wirrwarr in der hochdekorierten Innenverteidigung. Akanji und Schär sind nirgends. Antilewski kann bei einem der raren weissrussischen Konter unbehelligt flanken. Und weil Rodriguez zu schlechter Letzt seinen Mann laufen lässt, macht der halt das Tor. Er heisst Maks Ebong und spielt in Kasachstan beim FC Astana.
Schockstarre im Kybunpark. Die Schweiz will korrigieren. Weiter gehts mit dem Handballspiel der ersten Halbzeit. Anrennen. Geduld haben. Ball laufenlassen. Amdouni hat zwei Riesenchancen. Goalie Ignatowitsch hält. Wird schon kommen, denken alle.
Wieder pennt Rodriguez
Tuts auch, aber auf der falschen Seite. Um den gegnerischen Strafraum macht Granit Xhaka das, was nicht passieren darf. Er verliert den Ball. Konter Belarus. Abgeblockt. Corner. Und Verteidiger Poljakow macht das Tor per Kopf aus über elf Metern. Wieder pennt: Rodriguez. Bei Bayern München, dem Ex-Verein von Keeper Sommer, würde dieses Gegentor heftige Diskussionen auslösen. Um Körpergrösse und so.
Es wird noch schmerzhafter. Belarus kontert. Antilewski macht das nach einem VAR-Check homologierte 3:1.
Wars das? Keinesfalls! Akanji und Amdouni gleichen in einem Finale furioso in der 89. und 90. Minute aus. Die Schweiz will mehr. Sieben Minuten Nachspielzeit. Der Sieg muss her! Doch es reicht nicht mehr. Die Gäste halten den Kasten nun rein. Der Goalie hält. Ein Spieler klärt auf der Linie.
Kosovo-Match wird zum Schicksalsspiel
Und jetzt? Wir spielen noch in Basel gegen den Kosovo. Ausgerechnet das Spiel gegen die kosovarischen Brüder von Xhaka, Shaqiri und Co. wird zum Schicksalsspiel. Zuvor gehts auch noch gegen Israel. Vielleicht auch nicht. Mehr denn je ist in dieser sportlich schwachen Gruppe alles infrage gestellt. Selbst die Qualifikation …
Und was bleibt zurück? Captain Granit Xhaka hätte sich ein ganz anderes 118. Länderspiel gewünscht, mit dem er mit Rekordnationalspieler Heinz Hermann gleichzieht.
Zweitens: Die Schweiz wirft nur noch Fragezeichen auf. Alles beginnt mit dem Gegentor in Andorra. Dann gibts zu Hause gegen Rumänien nach einem 2:0 nur einen Punkt. In der letzten Minute der Nachspielzeit gibt man im Kosovo den Sieg aus den Händen. Und nun das! Das einzig Positive ist, dass man eine Niederlage, welche in den Top-10-Peinlichkeiten der Nati-Geschichte Platz gefunden hätte, in extremis abwenden kann. Aber eben: Gegen die Nummer 105. der Welt, im vollen Kybunpark.