Dramen, Pech und Nervenkitzel
Die bisherigen Nati-Achtelfinals waren ein Wellenbad der Emotionen

Zum achten Mal in der Fussball-Neuzeit bestreitet die Nati am Samstag an einer WM- oder EM-Endrunde einen Achtelfinal. Diese endeten oft dramatisch, aber nie erfolgreich. Bis Mario Gavranovic und Yann Sommer 2021 den Achtelfinal-Fluch besiegen.
Publiziert: 27.06.2024 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 29.06.2024 um 00:33 Uhr
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Ohne Chance: Die Nati verliert den WM-Achtelfinal 1994 in den USA gegen Spanien 0:3.
Foto: Keystone
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

WM 1994, 0:3 gegen Spanien in Washington

Nach 28 Jahren nimmt die Nati erstmals wieder an einer WM teil. Dank des Freistosses von Georges Bregy gegen die USA (1:1) und der Gala gegen das mit Weltstars wie Gheorghe Hagi gespickte Rumänien (4:1) zieht das Hodgson-Team in die K.o.-Runde ein. Ohne den an der Zehe verletzten Alain Sutter geht die Nati gegen Spanien unter, weil Thomas Bickel in der Startphase und Adrian Knup beim Stand von 0:1 ihre Grosschancen nicht verwerten.

WM 2006, 0:0 n.V. gegen die Ukraine, 0:3 nach Penaltys in Köln

Während des deutschen Sommermärchens herrscht auch in der Schweiz Euphorie pur. 50'000 Fans sind in Dortmund, als die Nati mit dem 2:0 gegen Togo den Grundstein für den Achtelfinal legt. Doch in Köln folgt die Ernüchterung. Nach quälenden 120 Minuten gehts ins Penaltyschiessen. Und dort versagen den Schweizern die Nerven. Marco Strellers Zungenschlag geht in die Geschichte ein, auch Tranquillo Barnetta und Ricardo Cabanas verschiessen, nachdem Köbi Kuhn den besten Penaltyschützen Alex Frei in der 117. Minute ausgewechselt hat. Da nützt auch Pascal Zuberbühlers Penalty-Parade gegen Andrej Schewtschenko nichts. Die Nati fährt nach Hause – ohne ein Tor kassiert zu haben.

WM 2014, 0:1 n.V. gegen Argentinien in Sao Paulo

Das nächste Drama: Die Nati liefert dem damals zweifachen Weltmeister und haushohen Favoriten Argentinien einen heroischen Abnützungskampf. Granit Xhaka und Josip Drmic verpassen die Schweizer Führung in der regulären Spielzeit. In der Verlängerung enteilt Lionel Messi der Schweizer Abwehr ein einziges Mal. Das reicht. Der Superstar bedient Angel Di Maria – 1:0. Dramatisch sind die Schlusssekunden, als Blerim Dzemaili aus vier Metern mit dem Kopf nur den Pfosten trifft. Der Nachschuss geht neben das Tor – dumm gelaufen. Es ist das letzte Spiel von Ottmar Hitzfeld als Trainer.

EM 2016: 1:1 n.V. gegen Polen, 4:5 nach Penaltys in Saint-Etienne

Ohne Niederlage zieht die Nati in die K.o.-Phase ein und trifft dort auf Polen. Nach einer schwachen ersten Halbzeit dreht sie auf. Zuerst trifft Haris Seferovic die Latte, dann erzielt Xherdan Shaqiri das 1:1 per Seitfallzieher. Ein Traumtor! In der Verlängerung verpasst Eren Derdiyok den Lucky Punch, so dass das Penaltyschiessen über Sein oder Nichtsein entscheiden muss. Nur einer von zehn Versuchen geht nicht rein. Jener von Granit Xhaka, dessen Hammer am Pfosten vorbeifliegt.

WM 2018: 0:1 gegen Schweden in St. Petersburg

Erneut übersteht die Nati eine Vorrunde ohne Niederlage. Doch in der Schweiz herrscht Aufruhr, der Doppeladler-Jubel durch Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, aber auch Stephan Lichtsteiner beim 2:1-Sieg gegen Serbien in Kaliningrad spaltet die Nation. Im Achtelfinal gegen Schweden fehlt Captain Lichtsteiner wegen einer Sperre, ebenso Verteidiger Fabian Schär. Die Nati zieht einen schwarzen Tag ein, verliert durch einen von Manuel Akanji abgelenkten Schuss von Emil Forsberg 0:1. Aus der Traum vom ersten WM-Viertelfinal seit 1954. «Das tut unheimlich weh!», schreibt Blick.

EM 2021: 3:3 n.V. gegen Frankreich, 5:4 nach Penaltys in Bukarest

«Ihr seid die Grössten!», titelt Blick. Nach einer magischen Nacht in Bukarest, die Stoff für ein ganzes Buch liefert. Ricardo Rodriguez verpasst Anfang der zweiten Halbzeit das 2:0, als er einen Penalty verschiesst. Innerhalb von 18 Minuten schafft der amtierende Weltmeister die Wende, ehe die Nati noch einmal zurückschlägt. Haris Seferovic verkürzt, Mario Gavranovic rettet mit dem 3:3 in der 90. Minute die Nati in die Verlängerung. Im Penaltyschiessen wird Yann Sommer zum grossen Helden. Seine Parade beim finalen Schuss von Kylian Mbappé brennt sich in das Gedächtnis der Schweizer Fussball-Fans ein. Diese machen die Nacht zum Tag. Hupkonzerte im ganzen Land. Endlich! Endlich schafft es die Nati, die Hürde Achtelfinal zu überspringen.

WM 2022: 1:6 gegen Portugal in Doha

Auweia! Nach einer guten Vorrunde mit Siegen gegen Kamerun und Serbien erleidet die Nati im Stadion von Lusail Schiffbruch. Geschwächt von einem im Schweizer Basecamp grassierenden Virus und kurzer Erholungszeit nach dem emotional aufgeladenen Serbien-Spiel geht die Schweiz gegen Portugal 1:6 unter. Anlass zu Diskussionen gibt die Schweizer Taktik, Edimilson Fernandes ersetzt rechts den kranken Silvan Widmer, doch auf dem Feld herrscht ein Durcheinander. So zumindest sind die Aussagen diverser Spieler zu interpretieren. Murat Yakin gerät in die Kritik, sein Verbleib als Nati-Trainer wird von der welschen Presse erstmals infrage gestellt.

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