De Boer vor Tschechien-Spiel
«Wir kennen den Weg in den Final»

Die Holländer brillierten in der Vorrunde und entkräfteten eine entfesselte Systemdebatte. Angst vor dem Achtelfinal gegen Tschechien macht höchstens ein Blick in die Vergangenheit. Doch Ruud van Nistelrooy weiss Rat.
Publiziert: 27.06.2021 um 14:06 Uhr
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Aktualisiert: 27.06.2021 um 16:31 Uhr
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«Wir brauchen eine Topleistung», sagt de Boer vor dem Tschechen-Spiel.
Foto: imago images/ANP

Kurz vor EM-Start wurde Hollands Trainer Frank de Boer noch mal an ein Heiligtum im holländischen Fussball erinnert: Ein Kleinflugzeug flog über das Trainingsgelände der «Elftal» und zog ein Transparent hinter sich her. Dessen Aufschrift? «Frank. Einfach 4-3-3». Die Fans mit der ungewöhnlichen Idee gemahnten wie zuvor Journalisten, Altstars und andere Experten daran, dass die Systematik mit zwei Flügeln in der holländischen Fussball-Lehre sakrosankt sei und de Boer das Vermächtnis von König Johan Cruyff zu verraten drohe. Und das einzig und allein, weil er 5-3-2 spielen lassen will.

Selbst Ronald de Boer, des Trainers Bruder, sagte dem «Telegraaf»: «Cruyff würde sich im Grab umdrehen.»

Dass Louis van Gaal, ein anderes Genie der holländischen Trainergilde, 2014 mit demselben System WM-Dritter wurde – das verschwiegen viele.

Zwei Wochen später ist die Kritik an de Boer verstummt. Es ist nun nicht so, dass er sich besonderer Beliebtheit erfreuen würde oder sein 5-3-2 in Holland als der Weisheit letzter Schluss gälte – doch die Leistungen der Holländer waren gegen die Ukraine, Österreich und Nordmazedonien zu gut, als dass Gemaule am Trainer noch opportun wäre. Kein Team schoss in der Vorrunde mehr Tore: acht. Und Spieler wie Denzel Dumfries, Georginio Wijnaldum und Memphis Depay, besonders er, entfalten sich in De Boers System mit zwei Stürmern ausgezeichnet.

Van Bastens Fehler: Er brach den Rhythmus

Was also soll heute gegen die Tschechen schief gehen? Warum ausgerechnet sollte die Elftal in der K.-o-Runde nicht mehr leisten, wozu sie in drei Spielen imstande war? Der Blick in die Vergangenheit ists, der viele Holländer ängstigt. 2008 etwa brillierten sie in der Gruppenphase gegen Italien, Frankreich und Rumänien – und wurden von eiseskühlen Russen im Viertelfinal geschlagen. Die Meriten aus der Vorrunde? Weggefegt von Arschawin und Kerschakow.

Daran erinnert auch Ruud van Nistelrooy, früherer Sturm-Gigant und heutiger Co-Trainer. Er wies de Boer auf einen Fehler des Bondscoaches von 2008 hin. Marco van Basten wechselte damals vor dem letzten Gruppenspiel das Team durch – der Rhythmus war dahin. De Boer: «Es war wichtig, dass Ruud das angesprochen hat.» Darum wechselte er vor dem Nordmazedonien-Spiel bloss zweimal.

Tschechen: Hektische Anreise

Und die Tschechen? Deren Anreise verzögerte sich, weil sich eine Rettungsrutsche am Flugzeug mit Luft füllte. Zudem verpasste Mittelfeld-Läufer Vladimir Darida das Abschlusstraining. Schlechte Vorzeichen. Und doch lobt de Boer: Die Tschechen seien gut. «Wir brauchen eine Topleistung.» Er sagt aber auch: «Wir kennen unseren Weg in den Final ganz genau.» (mis)

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