Der Shaqiri-Nachfolger kommt aus dem Käfig
«Ich traue ihm alles zu»

Seine Leichtigkeit ist ansteckend, seine Klasse unübersehbar: Alvyn Sanches (22) regt nicht nur in Lausanne die Fantasie an. Kurz vor seinem Millionen-Transfer nimmt Blick das XXL-Talent unter die Lupe.
Publiziert: 19.02.2025 um 19:21 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2025 um 20:22 Uhr
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Alvyn Sanches und der wunderbare linke Zauberfuss.
Foto: Pius Koller

Auf einen Blick

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Sven SchochReporter Sport

Er dribbelt, nein: Er tanzt, er streichelt den Ball, häufig mit seinem wunderbaren linken Fuss. Alvyn Sanches entzückt nicht nur das eigene Publikum. Mit einer Souplesse, mit der er sich vom Stil vieler anderer Profis in der Liga unterscheidet. Der Waadtländer Fussball-Artist besitzt die Gabe, schwierige Herausforderungen innerhalb von Sekundenbruchteilen richtig zu lösen. Unter Druck weicht er in taktische Schlupflöcher aus und manövriert ganze Abwehrketten mit einer einzigen Finte aus.

Amir Abrashi verfolgt Sanches’ rasende Entwicklung (auch) aus der Sicht des Gegenspielers: «Du denkst dir, was kommt denn da für ein Junger? Schmächtig, mit langen Beinen, eher dünn. Dann taucht er durch, schiesst dir durch die Beine und spielt unbekümmert, als wäre er auf dem Pausenplatz. Wahnsinn, wie er den Ball auf engstem Raum führt.» Der GC-Captain hat viele Schweizer Stars erlebt, 2011 stand er mit Xherdan Shaqiri im U21-EM-Final. «Vergleiche sind schwer. Aber ich bin sicher, dass dieser brillante Bursche seinen Weg im Ausland machen wird.»

Die Quartier-DNA prägt ihn

Was steckt hinter dem Lausanner Phänomen Sanches? Was verbirgt sich hinter dem noch immer bubenhaften Gesicht des aktuell wohl spektakulärsten Super-League-Akteurs? Neben richtig viel Arbeit seine Vergangenheit als Kind. Im Quartier Praz-Séchaud der Westschweizer Metropole saugt er im engsten Freundeskreis jene Kultur auf, die seine Fussballer-DNA prägen wird: das pure Spiel im Käfig, fünf gegen fünf, ohne Schiedsrichter. Wie andere aus der gleichen Schule: Dan Ndoye (Bologna), Cameron Puertas (Al-Qadsiah), Bryan Okoh (Salzburg) oder Isaac Schmidt (Leeds). Sie alle wurden in dieser speziellen Ballschule sozialisiert. 

«Er hat ein aussergewöhnlich gutes Gespür für das Spiel. In der Offensive spielt Alvyn nach Instinkt. Aber was viele selten thematisieren: Er ist auch gegen den Ball richtig gut. Er weiss genau, wann er den Verteidiger unter Druck setzen muss», betont der Lausanner Coach Ludovic Magnin im Gespräch mit Blick. «Seine Spielweise hat viel damit zu tun, wie er aufgewachsen ist. In seinem Viertel hat Sanches oft gegen ältere Kinder oder Erwachsene gespielt. Wenn du auf der Strasse den Ball willst, musst du ihn dir holen und dann auch halten.»

Der frühere Verteidiger Magnin gewährt seinem Freigeist viel Spielraum: «Er kann oft nach rechts ausweichen, um dann mit seinem starken linken Fuss nach innen zu ziehen, gegen den Lauf der Gegenspieler zu dribbeln.» So taucht Sanches in jenen Couloirs auf, die er für seine Show braucht. Der Output stimmt: fünf Treffer in den letzten sieben Runden, zehn Tore total.

«Das Projekt ist wichtiger als die Frage der Liga»

Sportchef Stéphane Henchoz bestellt die grosse Kapelle: «Er ist der legitime Nachfolger von Xherdan Shaqiri.» Beim SFV ist die Haltung etwas defensiver. «Wir beobachten ihn schon lange, und es ist klar, dass ein Spieler wie er bei uns auf dem Radar ist», meldet Nati-Trainer Murat Yakin. Der frühere Bundesliga-Champion Magnin hält den Ball ebenfalls flach: «Man wird sehen, ob er im Ausland ein vergleichbares Umfeld findet oder ob er sich anpassen muss. Ich traue ihm alles zu.»

Einer wie Sanches regt die Markt-Fantasie an. «Er ist ein Plus-Plus-Spieler. In der Schweiz haben wir nicht viele Akteure, die auf den letzten 25 Metern den Unterschied erzwingen können», legt sich Fahd Adamson fest. Der Agent von Dan Ndoye betreut seit acht Monaten auch Sanches und wird den Transfer auf eine grössere Bühne in den kommenden acht Wochen finalisieren. «Alvyn muss vor der Unterschrift spüren, dass der Coach ihn versteht, für ihn einen konkreten Plan in der Tasche hat. Das Projekt ist wichtiger als die Frage der Liga.»

Adamson weiss, wie komplex und richtungsweisend der nächste Transfer ist: «Es ist nicht einfach, den perfekten Verein zu finden. Wahrscheinlich reden wir hier vom wichtigsten Entscheid seiner Laufbahn. Alvyn hat alles, um ganz nach oben zu kommen. Aber die Philosophie des Vereins muss passen.»

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