Zoff der Titanen
Es brodelt zwischen FCB-Frei und FCA-Keller

Aarau gegen Basel – das ist auch Stephan Keller gegen Alex Frei. Die Trainer im Cupkracher auf dem Brügglifeld haben eine bewegte gemeinsame Vergangenheit, zuletzt bekam die Beziehung Risse.
Publiziert: 18.09.2022 um 11:29 Uhr
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Handshake zwischen Alex Frei (links) und Stephan Keller am 11. März 2022: Danach gehts zwischen Aarau und Winti hoch zu und her.
Foto: freshfocus

Alex Freis erstes Spiel als festangestellter Trainer einer Profimannschaft geht verloren. Im September 2020 mit dem FC Wil in Aarau. Der Trostpreis nach der verpatzten Premiere kommt vom gegnerischen Trainer höchstpersönlich: eine Flasche edler Gin, überreicht von Stephan Keller, der nebenbei einen Getränkeimport für seltene Spirituosen betreibt.

Es ist nicht so, dass Keller jedem Gästetrainer einen Schnaps mit auf den Heimweg gibt. Doch mit Frei verbindet ihn eine bewegte Vergangenheit: Sie kennen sich seit den C-Junioren, 2002 dann sind Keller und Frei die Anführer der U21-Nati, die als «Titanen» an der Heim-EM für Begeisterungsstürme sorgt. Keller einst über das Verhältnis zu Frei: «Wir waren Schweizer aus dem Bilderbuch und haben uns auch mal über Wanderferien ausgetauscht.»

Frei beim BVB, Keller unter dem Radar

Danach trennen sich die Wege: Frei stürmt zum BVB, mit dem FCB in die Champions League, wird Schweizer Rekordtorschütze und geniesst grosse Popularität. Keller hingegen fliegt als Spieler unter dem Radar. Erst im Uefa-Pro-Lizenz-Lehrgang treffen sie sich wieder, 2020 starten sie gleichzeitig ihre Cheftrainer-Karrieren.

Kommts also auch heute an der Seitenlinie wieder zu Gesten, die über den Handshake hinausgehen? Mehr als fraglich! Was nichts mit Freis neuem Arbeitgeber FC Basel zu tun hat, der in Aarau mit einem Weiterkommen im Cup den Aufwärtstrend zementieren will. Sondern mit einigen Vorkommnissen im vergangenen Frühling.

«Fussballgott hat für Gerechtigkeit gesorgt»

Frei ist da noch Trainer von Winterthur und als solcher Teil des Hitchcock-Aufstiegsrennens in der Challenge League. Am Ende haben Winti, Schaffhausen und Aarau gleich viele Punkte, die Zürcher aber das beste Torverhältnis. Im Jubel über den Aufstieg sagte Alex Frei: «Der Fussballgott hat für Gerechtigkeit gesorgt.» Ein Satz, der im Brügglifeld und bei Keller gar nicht gut ankommt. Denn aus Aarauer Sicht hätte ein gerechter Fussballgott den FCA zum Aufsteiger erkoren.

Hintergrund: Mitte März fliegt im Direktduell auf der Schützenwiese ein Bierbecher an den Kopf eines Linienrichters und verletzt diesen. Statt wie im Reglement vorgesehen Spielabbruch und Forfait-Sieg für Aarau bleiben die drei Punkte in Winterthur. Keller sorgt damals für Aufsehen, als er nach dem Becherwurf das Spielfeld betritt und dort verharrt, um den Protest beim Schiedsrichter zu deponieren. Dieses Verhalten wiederum sorgt auf der Winti-Trainerbank für – gelinde gesagt – Kopfschütteln.

Frei stellt rückblickend klar: «Meine Aussage war darauf gemünzt, dass Winti 37 Jahre lang auf den Aufstieg warten musste. Von meiner Seite ist nichts hängen geblieben, Aarau ist ein toller Klub, das Brügglifeld ein cooles Stadion. Doch wer am Saisonende die Tabelle anführt, hat den Aufstieg verdient. Deshalb sollte man sich in Aarau nicht wichtiger nehmen, als man ist. Neidlos anzuerkennen, dass am Ende ein Konkurrent oben steht, gehört dazu.»

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