«Cupsieg 1992 war ein zweischneidiges Schwert»
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FCL-Präsident Stefan Wolf:«Cupsieg 1992 war ein zweischneidiges Schwert»

Veni, vidi, vici: FCL-Präsident Stefan Wolf kam, sah und siegte
«Chinesen beim FC Luzern? Unmöglich!»

Stefan Wolf (50) wittert fette Beute und fiebert jetzt wie Zehntausende von Fans dem Cupfinal gegen seine alten St. Galler Kollegen entgegen. Das Interview mit dem Mann, der die Fussballfreude in die Innerschweiz zurückgebracht hat.
Publiziert: 24.05.2021 um 09:31 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2021 um 14:59 Uhr
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Ob Luzern-Präsident Stefan Wolf am Montag wieder so jubeln darf? Auf dem Bild ist Wolf als Aktiver beim FC St. Gallen zu sehen.
Foto: Blicksport
Felix Bingesser und Eynat Bollag

Stefan Wolf, Sie sind der einzige Klubpräsident im Land, der als Spieler Cupsieger war. Was haben Sie für Erinnerungen an 1992?
Sehr viele. Es ist ja bis heute der letzte Titel, den der FC Luzern gewonnen hat. Ich habe im zentralen Mittelfeld gespielt. Dann sind wir gegen Lugano mit 0:1 in Rückstand geraten. Und Trainer Friedel Rausch hat mich auf die rechte Seite beordert.

Damit es mehr Stabilität gibt …
Kann sein. Ich weiss nicht mehr, warum. Jedenfalls hat es gewirkt. Wir haben das Spiel auch dank zwei Toren von Adrian Knup 3:1 gewonnen. Aber eine riesige Party gab es danach nicht. Wir sind ja eine Woche vorher in die Nationalliga B abgestiegen.

Wie haben Sie dann gefeiert?
Wir sind zurück nach Luzern. Da gab es keine Fans und keinen Corso. Wir sind mit dem Pokal in eine Bar und haben für uns gefeiert.

Der ruhige Stefan Wolf war kaum der Tätschmeister?
Nein. Das war Longo Schönenberger. Ich war ja noch jung. Das Wort haben andere geführt. Wir sind dann doch noch von Beiz zu Beiz mit dem Pokal. Und Schönenberger hat ihn dann auch mit nach Hause genommen.

Es gibt in Luzern ja nicht nur einen bekannten Wolf?
Sie meinen den leider verstorbenen Paul Wolfisberg.

Ja. Er hat den FC Luzern geprägt und war Nationaltrainer. Haben sie ihn gekannt?
Natürlich, er war für ein Spiel sogar mein Trainer. Man hat ihn reaktiviert, wir mussten in Aarau gewinnen, um in die Finalrunde zu kommen. Und mit dem Trainerduo Wolfisberg und Timo Konietzka haben wir das Spiel gewonnen.

Aber regelmässige „Wolfstreffen“ gab es nicht.
Nein. Aber schon einige Begegnungen.

Zurück zum Final. Diesen hat damals ein gewisser Matthias Hüppi kommentiert …
Ja, ich weiss. Ich kannte ja Matthias Hüppi bis zu meinem Engagement als Verwaltungsrat des FC St. Gallen nur als Sportreporter. Da gibt es noch eine lustige Anekdote.

Erzählen Sie.
Er hat mich während des Finals als Thomas Wolf angesprochen. Wir schmunzeln heute noch darüber.

Wie haben Sie Hüppi als Präsident des FC St. Gallen erlebt?
Er ist ein sehr emotionaler Typ und ein toller Kommunikator. Wenn er einen Raum betritt, kann er die Leute sofort mitnehmen. Das hilft sehr. Ich bevorzuge, mich vorbereiten zu können, wenn ich vor Leuten spreche.

Mit Plaudern allein kann man aber keinen Verein führen.
Natürlich nicht. Was St. Gallen in den letzten drei Jahren gemacht hat, ist schon imponierend. Da ist eine klare Strategie, da wird ausgezeichnet gearbeitet.

Als ehemaliger Verwaltungsrat des FC St. Gallen kennen Sie den Klub gut. Wer hat mittelfristig die besseren Perspektiven und Möglichkeiten? Luzern oder St. Gallen?
Die beiden Klubs bewegen sich auf Augenhöhe. Zum einen sportlich. Aber auch was das Stadion, die Strukturen oder die fussballbegeisterte Region betrifft.

Der einzige Unterschied sind die Klubfarben. Hier Blau, dort Grün.
Ganz so deckungsgleich ist es dann schon nicht. Aber die Parallelen sind verblüffend.

Als ehemaliger Verwaltungsrat kennen Sie auch das Lohngefüge in St. Gallen. Verdienen Sie in Luzern mehr als Hüppi in St. Gallen?
Ich kann mir Zahlen nicht gut merken. Ich habe das komplett vergessen (schmunzelt).

Die Innerschweiz lechzt nach fast dreissigjähriger Durststrecke nach einem Titel. Spüren Sie den Druck?
Ich spüre einfach ein Kribbeln, eine fiebrige Erwartungshaltung. In der Stadt, bei vielen Menschen, im Klub und auch bei mir. In der Stadt hängen mit jedem Tag mehr FCL-Flaggen. Ich spüre gerade in diesen Tagen, was für ein Privileg es ist, Präsident des FC Luzern zu sein. Ich konnte schon als Spieler mein Hobby und meine Leidenschaft zum Beruf machen. Und kann das jetzt wieder tun.

Sie sagen, man könnte bei diesem Cupfinal das Stadion zweimal füllen. Schmerzt es da umso mehr, dass man vor leeren Rängen spielt?
Natürlich! Und ich verstehe es auch nicht. Man hätte doch nach dieser Saison ein Zeichen setzen können und mit Schutzkonzept je 5000 Fans ins Stadion lassen können. Wir sind da in der Schweiz einfach zu wenig mutig. Zwei Tage später können beim Final der Europa League in Polen 10'000 Zuschauer ins Stadion. Es muss jetzt schnell vorwärtsgehen. Beim FC Luzern generieren wir 70 Prozent der Einnahmen aus der Match-Organisation.

Sie müssen halt auch chinesische Investoren mit an Bord nehmen.
Chinesische Investoren? Unmöglich. Das würde beim FC Luzern nicht funktionieren. Dieser Klub wird von den Innerschweizern getragen. Diese Region hat auch die wirtschaftliche Kraft, um einen ambitionierten Klub in der Super League zu haben.

Die Chinesen nimmt man in Luzern gerne als kaufkräftige Touristen. Im Fussball will man sie nicht?
Das ist Ihre Interpretation.

Apropos Wille der Fans: Sie tragen die Verantwortung, nicht die Fans.
Man hat bei der geplanten Super League der europäischen Grossklubs gesehen, wie schnell der Schuss ohne die Fans nach hinten losgeht. Der Fussball gehört den Fans. Das ist in der Innerschweiz vielleicht noch ausgeprägter als anderswo. Fussball nur als Business und Investitionsprojekt für ausländische Geldgeber funktioniert hier nicht.

Aber engagieren sich die Leute auch finanziell?
Natürlich. Und wir haben gute Signale, dass die Unterstützung noch zunimmt.

Hat der beendete Knatsch der Aktionäre Alpstaeg, Sawiris und Sieber damit zu tun?
Sicherlich hat es auch damit zu tun. Es ist wichtig und gut, dass da wieder Ruhe eingekehrt ist und klare Verhältnisse herrschen. Es ist die Basis, um vorwärtszukommen.

Fabio Celestini ist bei YB im Gespräch. Müssen Sie einen neuen Trainer suchen?
Ich hoffe es nicht und gehe auch nicht davon aus. Es wäre für uns ein herber Verlust. Er macht, wie Sportchef Remo Meyer, einen tollen Job. Ich sehe einen Plan, eine Philosophie, eine Handschrift. Aber uns ist bewusst, dass ein so guter Trainer ein begehrter Mann sein kann.

Er hat nach dem YB-Spiel und wenige Tage vor dem Cupfinal gesagt: «Fussball auf Kunstrasen ist kein Fussball.» Haben Sie da leer geschluckt?
Nein. Ich sehe das genauso wie er. Fussball auf Kunstrasen ist einfach ein ganz anderes Spiel. Aber jetzt spielt das ja keine Rolle. Wir spielen nicht gegen YB oder Thun oder Xamax, die Kunstrasen haben. Sondern gegen St. Gallen. Da hat keiner einen Wettbewerbsvorteil.

Mit einem Cupsieg wäre man in der Qualifikation zur Conference League. Auch wirtschaftlich wäre das interessant.
Natürlich. Da gibt es einige Hunderttausend Franken garantiert. Wenn man die Gruppenphase erreicht, sind es 2,9 Millionen. Das ist für einen Verein wie Luzern sehr viel Geld. Aber wir denken nicht nur ans Geld. Der Cup ist in erster Linie etwas fürs Herz.

Ihre Kinder sind aufgrund Ihrer Zeit in der Ostschweiz St.-Gallen-Fans. Ist das immer noch so?
Nein, sie schwenken immer mehr um. Ich glaube, sie sind jetzt mehr blau-weiss als grün.

Wer ist eigentlich Ihr Lieblingsspieler beim FC Luzern?
Einer meiner Lieblingsspieler ist der junge Samuel Alabi. Nicht nur ein sehr talentierter Fussballer. Sondern auch ein Sonnenschein, der immer lacht und den wir ins Herz geschlossen haben. Er hat sich so auf diesen Cupfinal gefreut. Und jetzt hat er sich das Kreuzband gerissen. Es schaudert mich grad wieder, wenn ich daran denke. Es ist der grösste Wermutstropfen in dieser ganzen Vorfreude.

«Die Vorteile sind beim FC Luzern»
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Blick zum Cupfinal:«Die Vorteile sind beim FC Luzern»
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