Es ist zum Fremdschämen. 2:6 geht der einst so grosse FC Basel gegen Winterthur unter. An Peinlichkeit ist das nicht zu überbieten. Man hat weder die Gruppenphase der Europa League erreicht noch spielt man um die Meisterschaft und sich dazu gegen einen Challenge-Ligist blamiert.
Das muss Konsequenzen haben. Man muss auf allen Ebenen heute, Mitte Februar, überlegen, wie man in die neue Saison will.
Als erstes muss sich der FCB eingestehen, dass der Weg mit seinen Nostalgie-Transfers gescheitert ist. Als Leader wie Alex Frei, Marco Streller und Beni Huggel im Klub spielten, waren dies Spieler, die stets vorangingen. Sie brachten Leistungen - und machten als Champions Politik.
Spieler haben zu viel Macht
Bei Spielern wie Fabian Frei und Valentin Stocker hat man das Gefühl, dass sie einiges an Stimmung im Klub vergiften. Dass sie mehr Politik machen als Leistung zu bringen. Das begann mit dem Aufstand gegen Trainer Marcel Koller, als sie sich bei Präsident Bernhard Burgener beschwerten. Das ging weiter, als man bei den Verhandlungen rund um den Lohnverzicht wegen der Corona-Situation eine Medienmitteilung gegen den Verein lancierte. Das zog sich gestern weiter, als Stocker seinen Trainer vor laufender Kamera attackierte, indem er ihm ein fehlendes Konzept unterstellte.
Die Spieler haben in Basel zu viel Macht. Doch im Unterschied zu Frei, Streller, Huggel und Co. liefern die heutigen Führungsspieler nicht. Genau darum kommt der FC Basel nicht darum herum, den Neuanfang einzuleiten. Jetzt und sofort. Der FCB muss sich genau fragen, ob er mit diesen Spielern - und vor allem dieser Mentalität - in die neue Saison will.
Sforza bleibt Nachweis schuldig
Und in dieser kritischen Aufarbeitung muss sich der FCB auch fragen, ob der Trainer weiter Ciriaco Sforza heissen soll. Natürlich: Er hatte keine Vorbereitung, übernahm die Mannschaft in einer sehr schwierigen Situation. Aber Sforza ist bisher den Beweis schuldig geblieben, der richtige für den FC Basel zu sein.
Was ist seine Spielphilosophie? Was ist sein Vorgehen? Warum scheut er sich davor, harte Entscheidungen rund um Stocker und Co zu fällen?
Klar scheint nach der Attacke von Stocker («kein Konzept») auf den Trainer: Eine gemeinsame Weiterarbeit ist eigentlich unmöglich. Solche Aussagen machen jegliches Vertrauen zwischen Captain und Trainer kaputt. Und wenn Sforza nun nicht reagiert, verliert er seine Autorität.
Burgener trägt eine Mitschuld
So oder so wird spannend zu sehen sein, wie Präsident Bernhard Burgener reagiert. Dem Vernehmen nach ist er Stand heute weiter gewillt, mit Ciriaco Sforza in die neue Saison zu gehen. Ob das heisst, dass er Spieler wie Stocker, Fabian Frei oder auch Timm Klose und Luca Zuffi über die Klinge springen lässt, wird die Zukunft zeigen. Aber er würde gut daran tun, sich diese Überlegungen zu machen und so bald als möglich direkt und offen zu kommunizieren.
Wobei klar ist: Burgener selbst ist auch zu einem Stück schuld an der jetzigen Situation. Er schafft es nicht, eine stringente Kommunikation im Klub zu pflegen. Er verpasst es, die richtigen Personalentscheide zu treffen. Dies hat wesentlich zu den aktuellen Problemen beigetragen.
Wirtschaftlich top, sportlich flop
Die letzten Fehler der FCB-Führung: Man stellte die Spieler bloss, in dem man in einer Medienmitteilung offenlegte, dass sie trotz Corona-Krise nicht auf Geld verzichten wollen. Der Klub attackierte per Communiqué die Basler Lokalzeitung. Die Vertragsverlängerungen mit Spielern wie Stocker oder Ricky van Wolfswinkel sind nicht nachvollziehbar. Die Verpflichtung von Timm Klose lässt sich bis jetzt nicht rechtfertigen, dessen sein Leihvertrag kann nach sportlichen Kriterien Stand heute nicht verlängert werden kann. Und obendrauf: Dass es sich Burgener mit ganz vielen Legenden rund um den Klub verscherzt hat, wird ihm in Basel doppelt und dreifach um die Ohren gehauen werden.
Wirtschaftlich mag der Ex-Serienmeister mit einem blauen Auge durch die Corona-Krise kommen. Sportlich liegt Burgeners FC Basel aber in Trümmern. Und das muss personelle Konsequenzen haben. Auch wenn dies die Abkehr von seinem Konzept «Für immer rotblau» bedeuten kann.