Spielervater beschimpft FCZ-Trainer Moniz
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Sogar ein Schirm fliegt:Spielervater beschimpft FCZ-Trainer Moniz

Nach Schirmwurf-Eklat bei Cup-Spiel
Moniz stellt seine Zukunft als FCZ-Coach infrage

Was war denn da los? Das Cup-Spiel in Zug wird von einer verrückten Szene überschattet, an deren Ursprung ein Personalentscheid von FCZ-Coach Ricardo Moniz steht.
Publiziert: 18.08.2024 um 21:08 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2024 um 07:59 Uhr
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Ricardo Moniz, nachdem ein Regenschirm eines Spielervaters nach ihm geworfen wurde. Auf der Tribüne ist FCZ-Präsident Ancillo Canepa (r.).
Foto: Screenshot SRF
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Pascal RuckstuhlSport-Desk-Reporter

Das Cup-Spiel zwischen Amateurklub Zug 94 und dem FC Zürich ist eines, das viele Geschichten schreibt und noch lange in Erinnerung bleiben wird. Der Super-Ligist gewinnt, doch das Resultat wird zur Nebensache.

FCZ-Stürmertalent Labinot Bajrami (19) wird in der 62. Minute beim Stand von 2:0 eingewechselt. Das Spiel ist aufgrund der Kräfteverhältnisse bereits entschieden. Trotzdem darf Bajrami nicht zu Ende spielen und nur 18 Minuten mittun, weil ihn Trainer Ricardo Moniz (60) wieder vom Feld nimmt. Da Bajrami nicht wie vom Trainer gewünscht ins Pressing gegangen war und offenbar herablassende Worte («Fuck off») in Richtung des Trainers äusserte.

Nach Leidner und Okita nimmts jetzt Bajrami

Die Ein- und Auswechslung seiner Spieler ist eine Methode von Moniz, die er schon mehrfach anwendete. Bereits vor eineinhalb Wochen im Europa-Cup-Spiel zwischen dem FC Zürich und Guimaraes führte das zu heftigen Diskussionen. Moniz hatte im Spiel gegen die Portugiesen Jonathan Okita aufgrund des laschen Abwehrverhaltens ein- und wieder ausgewechselt und danach auf der Pressekonferenz öffentlich zur Schnecke gemacht. Und zu Beginn der Saison widerfuhr das bereits Verteidiger Doron Leidner im Spiel gegen Yverdon.

Und nun eben Bajrami, der nach seiner Herausnahme im Cup-Spiel in der Herti-Allmend sichtlich wütend vom Zuger Rasen stampft, vorbei an Trainer Moniz den schnellsten Weg in die Katakomben sucht und die Tür hinter ihm zu haut. Der Knall ist so laut, dass ihn einige sogar am Spielfeldrand hören. 

Während das FCZ-Talent in der Garderobe seine Wut rauslässt, überschlagen sich am Spielfeldrand die Ereignisse. Moniz, der Bajrami bei dessen Auswechslung nicht einmal anschaut, wird beinahe von einem von den Zuschauerrängen auf den Rasen fliegenden Schirm getroffen! Wenige Zentimeter fliegt der Wurf-Gegenstand am FCZ-Coach vorbei auf den Zuger Rasen. Schiedsrichter Fedayi San, der ansonsten nicht viel zu tun hat, unterbricht das Spiel sofort und geht zur Seitenlinie. «Ich musste sofort einschreiten, weil das Team mir signalisierte, dass ich den Trainer schützen musste», sagt San nach dem Spiel zu Blick.

Bajramis Vater von Sicherheitskräften abgeführt

Als wäre der Schirm-Wurf nicht schon verrückt genug, wirds noch verrückter, wenn man den Namen des Werfers kennt: Es ist der Vater von Labinot Bajrami, der aufgrund der Demütigung gegen seinen Sohn total ausgeflippt ist. Bajrami wird von Sicherheitskräften zurückgehalten und abgeführt. Auch FCZ-Präsident Ancillo Canepa (71) versucht sich unweit des Spielfeldrands als Schlichter. Je länger der Tumult dauert, desto mehr beginnt Canepa zu toben, weil es sich ihm wohl langsam erschliesst, wer den Schirm geworfen hat.

Reden will weder Schirm-Werfer Bajrami noch Canepa nach Spielschluss, dafür äussert sich Trainer Moniz zum Vorfall: «Die Methode, wie ich hier vorgehe, ist meine Sache. Aber so etwas habe ich in meiner Karriere noch nie erlebt. Das ist ein schwarzes Kapitel.» Der FCZ-Trainer stellt sogar seine Zukunft beim FC Zürich infrage: «Ich muss mir jetzt mit meiner Familie überlegen, wie es weitergehen wird in Zürich. Das kann nicht sein, dass die Sicherheit in Gefahr ist. Der spitzige Gegenstand hat mich um wenige Zentimeter verfehlt.»

Fast wäre Moniz neben Schirm-Werfer gewesen

Es ist ein beispielloser Zwischenfall, der einen ansonsten gelungenen Cup-Tag überschattet. Viele Zuger Helfer machen das Spiel erst möglich. Bis 15 Minuten vor Anstoss stehen die Zeichen auf Abbruch. Der Grund: Petrus lässt am Sonntag mehrere Stunden lang Starkregen runter. Es giesst wie aus Kübeln, überall auf dem Rasen sammeln sich Wasserpfützen an. «Es war haarscharf. Die Meldung der Spielabsage war schon verfasst. Wir hätten nur noch senden drücken müssen», sagt Kilian Borter, Zugs Kommunikationschef.

«Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir noch spielen»
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Dank beispielloser Schöpf-Arbeit und einem Kanalreiniger, der kurzfristig einspringen konnte, um die Wasserlachen auf dem Rasen zu beseitigen, kann das Cup-Spektakel schliesslich doch noch durchgeführt werden.

Bei den Zürchern konnte aufgrund der Unmengen an Wasser übrigens kein Ersatzspieler auf der Ersatzbank Platz nehmen. Alle Spieler sind kurzerhand auf die Tribüne verlegt worden, auf der die Fans das Spiel verfolgt haben. Nur dem Trainerteam ist eine Festbank auf den Rasen gestellt worden, damit immerhin diese an der Seitenlinie sein können. Nicht auszumalen, was passiert wäre, wenn sich auch das Trainerteam auf die Tribüne hätte setzen müssen und Moniz und Schirm-Werfer Bajrami Kopf-an-Kopf das Spiel verfolgt hätten.

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