Es ist hart, so einen Fight zu verlieren. Man hat zum Spektakel ebenso beigetragen wie der Sieger. Doch «The Winner Takes It All!» Einer der Luganesi hat gar Tränen in den Augen: Goalie Amir Saipi. Denn mit seinem Bock, dem gegen Jean-Pierre Nsame verlorenen Luftduell weit ausserhalb des Fünfers, wird das Spiel in die für Lugano falschen Bahnen gelenkt.
Ein anderer aber lächelt dennoch. Die Medaille hängt um den Hals von Lian, dem fünfjährigen Sohn von Lugano-Star Renato Steffen. Medaille weg. Dann hat sie ein junger Fan. Wie bei José Mourinho nach dem Europa-League-Final? «Nein, nein. Lian begreift das ja noch nicht so richtig. Er wollte wissen, wieso ich eine Medaille erhalten habe, obwohl ich verloren habe. Da habe ich sie ihm gegeben. Und wenn ich sehe, wie viel Freude er damit hat, muss man doch auch lachen. Man merkt auch in der Niederlage, dass es andere Dinge gibt, die dich glücklich machen.»
«Schöner kann man es als Fussballer nicht haben»
Eine Bemerkung in Richtung Fans kann sich Steffen im Interview dann aber nicht ganz verkneifen. Die Lugano-Tifosi – rund 10'000 sollen ins Wankdorf gereist sein – unterstützten die Bianconeri lautstark. Eine Atmosphäre, die das Team zu Hause im Tessin eigentlich nie erlebt. «Ich suche diese Zuschauer noch bei uns im Cornaredo», so Steffen mit einem Augenzwinkern.
Für den Ex-YBler, der das Spiel mit seinem 2:3 nochmals so richtig spannend machte, ist die Pause jetzt kurz. Schon am nächsten Samstag ist Nati-Zusammenzug. «Und dann noch im Tessin. Da habe ich einen kurzen Anreiseweg. Und dann die beiden Spiele in Andorra und gegen Rumänien. Zwei Highlights. Das Zweite in einem vollen Stadion in Luzern. Schöner kann man es als Fussballer doch nicht haben.» Ausser man wird Cupsieger …
Croci-Torti schwärmt von Bottani
Und auch ein anderer war aufgestellt. Vor allem aus Stolz! «Wir haben diese grosse Mannschaft fast geschlagen», so Croci-Torti. «Es fehlte so wenig.» Dabei zeigt er eine ganz kleine Lücke zwischen Zeigefinger und Daumen.
In der Tat. Es war ein Grande Lugano an diesem Frühsommer-Sonntag. Erst recht in Halbzeit zwei mit dem Eintritt von Mattia Bottani. Croci-Torti: «Leider hat er noch nicht die Beine für das ganze Spiel, denn mit ihm waren wir eine bessere Mannschaft.»
Aber er sei stolz auf seine Jungs, die sich auch durch die zwei geschenkten Tore nicht habe kaputtmachen lassen. «Einzig in den Luftduellen waren wir unterlegen. Das war der wohl entscheidende Unterschied. Trotz allem: Es war vielleicht das beste Spiel, seit ich Trainer bin.»
Die YB-Fans applaudierten dem Finalverlierer. Eine weit intelligentere Geste der Berner Kurve jedenfalls, als die Nationalhymne vor dem Spiel niederzuschreien und zu ignorieren.