Es ist bekannt, dass FCB-Trainer Ciriaco Sforza unter psychischen Problemen gelitten hat. In einem bemerkenswert offenen Interview mit dem «Tagesanzeiger» sagte der heute 50-Jährige vor ein paar Jahren: «Als die Zeit bei GC zu Ende war, unternahm ich oft Spaziergänge. Und unterwegs flossen die Tränen, einfach so. Meine Gefühlswelt war völlig durcheinander. Ich spürte Enttäuschung, auch eine totale Leere. Es gab Nächte, da erwachte ich immer um 2 Uhr schweissgebadet, wieder kamen die Tränen, wieder wusste ich nicht, warum genau.» Er habe ständig Angst gehabt, so Sforza. «Dass mir etwas zustossen könnte, dass mein Herz versagen würde und niemand in meiner Nähe wäre. Sicher und halbwegs geborgen fühlte ich mich nur in den eigenen vier Wänden. Ich weinte oft, wehrte mich aber nicht dagegen. Es musste raus.»
Er habe sich mit den finanziellen Schwierigkeiten und den daraus resultierenden sportlichen Problemen des Klubs «alleingelassen» gefühlt, sei «zu lieb mit dem Verein» gewesen: «Hilf rechts, hilf links, hilf dort, und gleichzeitig litt meine eigentliche Arbeit darunter. Es frass mich auf. Die Energie schwand immer mehr, bis ich erschöpft war. Es waren schlimme Momente, die ich danach mitmachte.»
Eine Situation im Verein, vergleichbar mit jener aktuell beim FCB. Statt sich auf seine Kernkompetenz als Trainer zu konzentrieren, ist Sforza auch bei der Kaderplanung stark involviert, wirkt wohl auch deshalb überfordert.
Thüring: «Es war ironisch gemeint»
Das hindert den Basler Grossrat und SVP-Politiker Joël Thüring aber nicht daran, auf Twitter zu fragen, obs für Sforzas Realitätsverlust nicht «medizinische Hilfe» gebe. Grund: Sforza sagte nach dem 2:6-Debakel gegen Winterthur, dass die Meisterschaft noch nicht gelaufen sei: «Der zweite Platz ist noch offen und wir sind Zweiter.»
Von BLICK auf seinen Tweet angesprochen, antwortet Thüring: «Ich habe beim tweeten nicht an die Krankheitsgeschichte von Sforza gedacht. Die war mir nicht mehr präsent. Hätte ich es getan, hätte ich beim Realitätsverlust aufgehört und den Spruch mit der medizinischen Hilfe weggelassen. Das Ganze war ironisch und nicht ernst gemeint. Eine Krankheitsgeschichte ist immer tragisch. Die Sache mit dem Realitätsverlust ist angesichts von 16 Punkten Rückstand auf YB hingegen legitim.»
Hat er seinen Beitrag mittlerweile gelöscht? «Nein», sagt Thüring. Er lösche grundsätzlich keine Tweets. Sforza derweil hat sehr wohl Hilfe in Anspruch genommen, wie er gegenüber dem «Tagesanzeiger» erzählt: «Ein Psychologe war nötig, um wieder auf die Beine zu kommen.»