Irgendwann hält es Mijat Maric nicht mehr auf seinem Sitz hinter der Ersatzbank: In der Schlussphase begibt er sich zu seinen Teamkollegen beim FC Lugano, um mit ihnen gemeinsam die letzten Minuten des Cupfinals zu geniessen, Arm in Arm, den klaren 4:1-Sieg gegen St. Gallen vor Augen. Als der Schiedsrichter abpfeift und der erste Tessiner Cupsieg seit 1993 Tatsache ist, hüpft und rennt Maric wie ein Jungspund umher – Ekstase pur!
Dabei ist der Mann 38 Jahre alt, hinter Guillaume Hoarau der älteste Profi der Super League. Im Cupfinal fehlt er wegen einer Verletzung auf dem Matchblatt – unter der Woche haben Maric und die medizinische Abteilung der Luganesi alles versucht, doch es hat nicht gereicht: Er muss im grössten Spiel der jüngeren Klubgeschichte tatenlos zusehen. Wie wars?
«Viel schwieriger, als wenn ich selber auf dem Platz stehe. Ich habe extrem mitgelitten», so Maric zu Blick. Mit seiner Erfahrung aber habe er jedoch auch gespürt, dass dieser Tag ein gutes Ende nehmen würde: «Wir waren von der ersten Sekunde an klar und ruhig, der Ausgleichstreffer zum 1:1 hat uns nicht geschadet.»
Abschied auf der ganz grossen Bühne?
Für den Abwehr-Saurier mit über 500 Profi-Spielen in den Beinen ist es der dritte Pokalsieg der Karriere, zwei Mal gewann er den Titel in Belgien mit Ex-Klub Lokeren. Obwohl er gegen St. Gallen nicht spielen kann, hat Maric grossen Anteil am Cup-Coup: Im Halbfinal gegen Luzern (Sieg nach Penaltyschiessen) steht er von A bis Z auf dem Platz.
Ist der Erfolg mit Lugano für den Tessiner das perfekte Ende der langen Karriere? Im Moment des Triumphs denkt Maric nur ans Feiern: «Ich bin ein ruhiger Typ. Doch heute wirds wild! Alles andere sehen wir dann.»
Nach den Feierlichkeiten im Wankdorf-Stadion begibt sich Maric als einer der letzten Tessiner in die Kabine. Der Innenverteidiger geniesst das Bad in der Menge, erfüllt jeden Selfie-Wunsch, präsentiert stolz die Goldmedaille und bleibt noch einmal stehen, als die Fans seinen Namen skandieren.
Das alles hat etwas von Abschied – auf der ganz grossen Bühne. Es darf zumindest daran gezweifelt werden, ob der FC Lugano einem 38-Jährigen einen neuen Vertrag anbietet. Zumindest nicht als Spieler: Denn Maric, im Klub allseits beliebt, soll nach der Spielerkarriere in Lugano eine andere Rolle übernehmen. Das scheint Formsache.