Trabzonspor-Coach vor FCB-Duell
«Wir wollen nicht, wir müssen spielen»

Auf den FC Basel wartet in der Türkei eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben eine undankbare Aufgabe.
Publiziert: 15.02.2023 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 16.02.2023 um 15:36 Uhr
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FCB-Interimstrainer Heiko Vogel steht mit seinem Team vor einer undankbaren Aufgabe.
Foto: Daniela Frutiger/Freshfocus
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Sebastian WendelReporter Fussball

Trabzon, Hafenstadt im Nordosten der Türkei. Hier am Schwarzen Meer findet am Donnerstag das seit dem verheerenden Erdbeben erste und vorläufig einzige Fussballspiel auf türkischem Boden statt. Der nationale Verband hat den Ligabetrieb unterbrochen, die Uefa hingegen pocht auf die Durchführung des Hinspiels in der Conference-League-Zwischenrunde zwischen Trabzonspor und dem FC Basel. Was FCB-Interimstrainer Heiko Vogel am Mittwochmorgen vor dem Abflug in die Türkei wie folgt kommentiert: «Fussball ist auf dieser Reise nebensächlich. Dass wir so kurz nach dieser Tragödie in der Nähe ein Spiel absolvieren müssen, ist skurril. Ich hätte mir von gewissen Stellen mehr Pietät gewünscht.»

Einige Stunden später bekommt Vogel seine Worte bestätigt. Im Heimstadion des amtierenden türkischen Meisters Trabzonspor, dem «Senol Günes Sportkomplex», ist die Stimmung getrübt. Mehr noch: Die Lust auf Fussball ist hier am Nullpunkt. Und das im Land, wo der Fussball Religion ist, wo die Ergebnisse über die Laune der Menschen bestimmen. Normalerweise. Doch nach dem Erdbeben mit mittlerweile über 40'000 Opfern sind die Gedanken von Stadionmitarbeitern, Kluboffiziellen und Akteuren im 800 Kilometer südlich entfernten Katastrophengebiet.

An der Pressekonferenz sagt Trabzonspor-Trainer Abdullah Avci: «Meine Spieler und ich, wir können nicht an Fussball denken. Wir spielen, weil wir müssen. Nicht, weil wir wollen.» Dennoch wird das Stadion mit 40'000 Zuschauern ausverkauft sein: Alle Einnahmen werden an die Erdbeben-Opfer gespendet. Das gilt auch für den Erlös weiterer 25'000, sogenannter «Souvenir-Tickets».

Im Stadion wird es still sein

Die Partie werde, so erzählen es einheimische Journalisten, symbolisch zu einem Länderspiel, auf das die Augen der ganzen Nation gerichtet sein wird. Auch die Präsidenten von Fenerbahce, Galatasaray, Besiktas und weiterer Klubs haben ihr Kommen angekündigt. Im Stadion wird es still sein. Während der ersten vier Minuten und 17 Sekunden der Partie gar totenstill: Um 4.17 Uhr am 6. Februar hat die Erde erstmals gebebt.

Mitten in dieser Gemengelage hat der FC Basel die undankbare Aufgabe, einerseits eine gute Ausgangslage für das Rückspiel nächste Woche zu schaffen, andererseits der Situation in der Türkei Tribut zu zollen. Wie damit umgehen? Unglaublich schwierig. Nüchtern betrachtet ist es so: Die Chance, dem geschockten Team von Trabzonspor die erste Heimniederlage seit August 2021 zuzufügen, ist aus sportlicher Sicht gross. Und dann geht es auch um 300'000 Franken Prämien für die Achtelfinal-Quali – Geld, das der klamme FCB dringend gebrauchen kann.

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«Die Jungs bis in die Haarspitzen zu motivieren, wäre völlig fehl am Platz»
Heiko Vogel
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Als Heiko Vogel erfährt, dass sich die Trabzon-Profis für das Spiel selbst ein Jubelverbot auferlegt haben, übernimmt er dieses sogleich für seine Mannschaft. «Ich werde meine Spieler entsprechend anweisen. Das ist das Mindeste, was wir beitragen können.» Und an der Teamsitzung werde er seine Ansprache auf taktische Anweisungen beschränken, denn: «Vor so einem Spiel die Jungs bis in die Haarspitzen zu motivieren, wäre völlig fehl am Platz.»

Neben Vogel sitzt FCB-Verteidiger Kasim Adams. Und verrät, dass er persönlich betroffen ist vom Erdbeben. Sein Freund und Landsmann Christian Atsu, Ex-Profi von Chelsea und seit letztem Sommer bei Hatyaspor unter Vertrag, wird immer noch vermisst. Hoffnung, Atsu lebend zu finden, gibt es keine mehr.

Conference League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Chelsea FC
Chelsea FC
3
13
9
2
Legia Warschau
Legia Warschau
3
8
9
3
Jagiellonia Bialystok
Jagiellonia Bialystok
3
6
9
4
SK Rapid Wien
SK Rapid Wien
3
5
9
5
Vitoria Guimaraes
Vitoria Guimaraes
3
4
9
6
1. FC Heidenheim 1846
1. FC Heidenheim 1846
3
4
9
7
Shamrock Rovers
Shamrock Rovers
3
4
7
8
AC Florenz
AC Florenz
3
3
6
9
Pafos FC
Pafos FC
3
3
6
10
NK Olimpija Ljubljana
NK Olimpija Ljubljana
3
3
6
11
FC Lugano
FC Lugano
3
1
6
12
Heart of Midlothian FC
Heart of Midlothian FC
3
1
6
13
KAA Gent
KAA Gent
3
0
6
14
Vikingur Reykjavik
Vikingur Reykjavik
3
0
6
15
Cercle Brügge
Cercle Brügge
3
2
4
16
Djurgardens IF
Djurgardens IF
3
0
4
17
Apoel Nicosia
Apoel Nicosia
3
0
4
18
Real Betis Balompie
Real Betis Balompie
3
0
4
19
FK Borac Banja Luka
FK Borac Banja Luka
3
-1
4
20
NK Celje
NK Celje
3
1
3
21
AC Omonia Nicosia
AC Omonia Nicosia
3
1
3
22
Molde FK
Molde FK
3
-1
3
23
FK Tsc Backa Topola
FK Tsc Backa Topola
3
-1
3
24
The New Saints FC
The New Saints FC
3
-1
3
25
FC Astana
FC Astana
3
-2
3
26
HJK Helsinki
HJK Helsinki
3
-4
3
27
FC St. Gallen
FC St. Gallen
3
-5
3
28
FC Noah
FC Noah
3
-7
3
29
FC Kopenhagen
FC Kopenhagen
3
-1
2
30
LASK Linz
LASK Linz
3
-2
2
31
Panathinaikos Athen
Panathinaikos Athen
3
-4
1
32
Istanbul Basaksehir FK
Istanbul Basaksehir FK
3
-5
1
33
FK Jungbunzlau
FK Jungbunzlau
3
-4
0
34
Dinamo Minsk
Dinamo Minsk
3
-6
0
35
Larne FC
Larne FC
3
-7
0
36
Petrocub Hincesti
Petrocub Hincesti
3
-8
0
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