Diesen eindrücklichen Weg muss YB ins Stadion gehen
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Unter den «Tollkühnen» durch:Diesen Weg muss YB ins Stadion gehen

YB muss in Belgrad durch die Hölle
In diesem Spielertunnel «fällt dir das Herz fast in die Hose»

Psychologische Kriegsführung beginnt im Marakana schon in der Architektur. Mit dem elend langen Gang durch den Tunnel, der die Gäste auf den Platz führt.
Publiziert: 04.10.2023 um 12:06 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2023 um 14:57 Uhr
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Wie hier 2019 dürfte es auch am Mittwoch einen harten Kampf zwischen YB und Roter Stern Belgrad geben.
Foto: Getty Images
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Alain KunzReporter Fussball

Es ist absehbar. Schon nach Runde eins. YB verliert zu Hause gegen ein sackstarkes RB Leipzig. Roter Stern gegen die beste Mannschaft der Welt – auch wenn sich Manchester City lange Zeit die Zähne an den Serben ausbiss und das erste Tor erst nach der Halbzeit fiel – unter dem Strich war dieses 3:1 eine glasklare Sache – mit 70 Prozent Ballbesitz der Skyblues und einem Torschussverhältnis von 37 zu 3!

So also dürfte wohl klar sein: Es geht für YB im Marakana ums europäische Überwintern. Ums Weitermachen in der Europa League. Das erklärte Ziel von YB. «Das ist unsere Ambition», bekräftigt Coach Raphael Wicky. Und deshalb heisst es in Belgrad: Verlieren verboten!

Roter Stern hat personell mächtig zugelegt

Doch das Hindernis Roter Stern Ausgabe Jahrgang 2023 ist höher, als man in Bern denkt. «Unter dem neuen Trainer Barak Bahar ist Roter Stern disziplinierter geworden und die Spieler laufen mehr», so die Kurzanalyse von Spielerberater Zoran Rasic, Belgrader mit Schweizer Vergangenheit als Fussballer, der YB in der Planung des Trips geholfen hat. «Kommt hinzu, dass Spieler wie Jean-Philippe Krasso oder Aleksandar Dragovic zu Roter Stern gekommen sind, um Champions League zu spielen.»

Krasso ist ivorischer Nationalspieler mit Ligue-1-Vergangenheit und hat Angebote aus China und Saudi-Arabien ausgeschlagen. Dragovic kennt man in der Schweiz bestens. Als ehemaliger Basler (damals gewann der FCB noch Titel, weshalb sich die Gelegenheit ergab, einem Bundesrat nach einem Cupsieg den Hinterkopf zu tätscheln), aber auch aus der Bundesliga wie zum Beispiel Leverkusen, als der Pillenklub in der Europa League an YB scheiterte. «Und dann ist da noch der Montenegriner Mirko Ivanic, der wahrscheinlich beste Spieler im Team», sagt Rasic.

Dieser war 2019 schon dabei, als YB in den Königklassen-Playoffs an den Serben scheiterte: «Das war meine erste Saison. Jetzt bin ich besser.» Auf die Frage eines Journalisten, der die Blick-Story über den Panzerskandal von damals zu einer «Provokation seitens der Schweizer» verdrehte, geht Ivanic nicht ein: «Wir lesen keine Zeitungen. Also kann ich es auch nicht kommentieren.»

Tunnel musste verlängert werden

Doch bevor es zum ersten Duell auf dem Feld kommt, warten auf die YB-Spieler die hundert Schritte in die Pyro-Hölle. Der Gang durch den Tunnel, der von der Gästegarderobe, die sich ausserhalb des Stadionbauches befindet, aufs Feld des Marakana. Dort gehts zuerst direkt unter den «Delije» hindurch, den Tollkühnen, den Ultras von Roter Stern. Und um nicht direkt in deren Schlund zu landen, musste der Gang verlängert werden, bis zur Tartanbahn.

Goran Obradovic, der einstige Servette- und Sion-Star, kennt diesen Tunnel bestens. Er spielte viele Derbys mit Partizan Belgrad im Marakana gegen Roter Stern: «Es ist natürlich ein Unterschied, ob du wie die Spieler von YB aus diesem Tunnel kommst oder im Dress von Partizan. Bei den Derbys ist die Hälfte des Stadions für dich. Im Fall von YB hast du das ganze Stadion gegen dich.» Schüchtert der Gang ein? «Es ist vor allem die Länge des Tunnels, die den Druck auf einen Spieler mit jedem Schritt erhöht. Da fällt dir das Herz fast in die Hose.»

«Wir wollen Revanche für die mühsame Warterei im Car»
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Einen Vorteil hat YB: Mit Captain Lustenberger, Janko, Garcia, Von Ballmoos und Nsame sowie den damals verletzten Lauper und Camara kennen sieben aktuelle YB-Akteure das heisse Stadion von Roter Stern aus dem Spiel von 2019. Lustenberger schildert den Gang durch die spezielle Hohle Gasse so, die immerhin nicht mehr wie früher mit Blut imitierender roter Farbe verschmiert ist, sondern mit netten Graffiti und schlichtem Weiss. Und vor dem Totenkopf muss man links abbiegen. «Der Tunnel ist sehr lang! Und wenn du rauskommst und dich bereits 50'000 erwarten und pfeifen, dann weisst du, was richtige Stimmung und aufgeheizte Atmosphäre bedeuten», sagt Lustenberger. Und weiter: «Sehr speziell, aber cool. Aber schon in Haifa war die Stimmung sehr enthusiastisch.»

Itten stellt sich auf viel Gegenwind ein

Nur noch 53'000 Fans dürfen heute ins Stadion, das in seiner Hochblüte rund 110'000 Zuschauer fasste. Weshalb man das Stadion Rajko Mitic, das zu Ehren des 2008 verstorbenen Helden von Roter Stern benannt ist, fast besser unter seinem inoffiziellen Zweitnamen kennt: Marakana. Analog zum brasilianischen Tempel in Rio. 

Auch speziell: Die Stimmung ist feindlich! Denn das Heimteam macht sich nicht auf dem Platz warm. Einzig die Gäste werden den heissblütigen Fans zum Frass vorgeworfen. «Das ist etwas, das ich noch nie gesehen habe», sagt auch Cedric Itten, der immerhin schon die unfassbare Stimmung des Old Firm, des Glasgow-Derbys, miterlebt hat. «Das wird eine Situation sein, die man nicht kennt, wenn alle Fans dich auspfeifen und beleidigen. Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass wir dort keine Freunde haben.»

Aber wie sagt Obradovic: Wenn man mal im Spiel ist, ist das alles nach ein paar Spielminuten weg. Und das war auch 2019 so, beim 1:1 von YB.

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