YB-Camara vor dem Millionenspiel gegen Maccabi Haifa
«Meine Frau konnte Fussballer nicht ausstehen»

Exklusiv! YB-Captain Mohamed Ali Camara (26) erzählt, welch unfassbarer Zufall ihn zu seiner Frau geführt hat. Wie er die israelische Liga einschätzt. Und warum er seinen Vertrag bei YB verlängert hat.
Publiziert: 29.08.2023 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2023 um 13:29 Uhr
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Für Maccabi-Topskorer Frantzdy Pierrot gabs in Haifa gegen Mohamed Ali Camara kein Durchkommen!
Foto: Claudio de Capitani/freshfocus
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Alain KunzReporter Fussball

Im ersten grossen Interview mit uns im Jahr 2019 haben wir Sie als Rohdiamanten bezeichnet, weil ihr Vater in einer Diamantenmine gearbeitet hat. Was ist aus dem Rohdiamanten in diesen fünf Jahren geworden? Strahlt er?
Mohamed Ali Camara: (Lacht laut.) Sicher ist der Diamant geschliffen worden. Er hat viel an Erfahrung gewonnen. Er weiss, was er will. Er weiss, wann er das Bein hinzuhalten hat und wann nicht. Und er hat viel mehr Verantwortung, weil er vor Kurzem geheiratet hat.

Wann war das?
Am 9. Juni.

Woher kommt ihre Gemahlin?
Sie ist Franko-Guineerin.

Wo haben Sie sie kennengelernt?
In Frankreich. Vor gut zwei Jahren. Und die Geschichte ist einfach unglaublich!

Mohamed Ali Camara

Camara wird am 28. August 1997 in Kerouane in Guinea geboren. Der Sohn eines Minenarbeiters wächst im wirtschaftlich schwachen Staat normal auf. Er beginnt am Gymnasium Sozialwissenschaften zu studieren, bricht das Studium wegen des Fussballs aber ab. Er spielt beim Horoya AC in der Hauptstadt Conakry. 2017 wechselt er nach Israel, zu Hapoel Raanana, und ein Jahr später von dort zu YB. Er wird Captain Nummer drei und trägt die Binde, weil Lustenberger und Von Ballmoos (noch) nicht spielen. Im August 2023 verlängert er seinen Vertrag mit den Bernern bis 2026. Für die Nationalmannschaft von Guinea ist Camara 20-mal aufgelaufen. Am Afrikacup 2022 ist er Stammspieler.

Camara wird am 28. August 1997 in Kerouane in Guinea geboren. Der Sohn eines Minenarbeiters wächst im wirtschaftlich schwachen Staat normal auf. Er beginnt am Gymnasium Sozialwissenschaften zu studieren, bricht das Studium wegen des Fussballs aber ab. Er spielt beim Horoya AC in der Hauptstadt Conakry. 2017 wechselt er nach Israel, zu Hapoel Raanana, und ein Jahr später von dort zu YB. Er wird Captain Nummer drei und trägt die Binde, weil Lustenberger und Von Ballmoos (noch) nicht spielen. Im August 2023 verlängert er seinen Vertrag mit den Bernern bis 2026. Für die Nationalmannschaft von Guinea ist Camara 20-mal aufgelaufen. Am Afrikacup 2022 ist er Stammspieler.

Erzählen Sie!
Wir waren im selben Flugzeug. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Aber ich wollte sie aus Respekt nicht ansprechen, weil sie mit ihren Eltern unterwegs war. Später machte ich das, aber sie war damals für meine Worte nicht empfänglich. Die Geschichte schien vorbei, bevor sie begonnen hatte.

Was passierte dann?
Ein paar Monate später ging ich nach einem Länderspiel mit Guinea mit Freunden in Paris essen. Sie war im selben afrikanischen Restaurant mit ihrer Familie. Solch ein Zufall kann doch kein Zufall sein! Das ist Fügung. Dort habe ich sie erneut angesprochen. Aber das lief zu Beginn nicht wie geschmiert, weil sie mir sagte, dass sie Fussballer nicht ausstehen könne. Ich habe nicht lockerlassen. Wir haben die Kontaktdaten ausgetauscht. Und so gings los!

Und nun lebt sie in Bern und ist mit einem Fussballer verheiratet.
Genau.

Und das war wirklich reiner Zufall? Es gibt sicher Hunderte afrikanischer Restaurants in Paris.
Es gibt zahllose. Und es war hundertprozentig reiner Zufall.

Und ist schon ein Kind unterwegs?
Nein. Meine Frau beendet ihr Immobilienrecht-Studium, das sie in Frankreich begonnen hat, als Fernstudium. Es ist für uns beide wichtig, dass sie das abschliesst.

Wo wird YB international bis Jahresende europäisch spielen?
Ich hoffe doch sehr in der Champions League!

Wie sicher sind Sie da?
Zumindest sehr zuversichtlich. Aber Fussball ist nun mal nicht vorhersehbar. Es ist Halbzeit. Wir sind auf einem guten Weg. Der Schlüssel ist, kein Tor zu kassieren. Dann qualifizieren wir uns. Denn wir sind offensiv enorm stark und machen in der Regel in jedem Spiel ein Tor.

Das letzte Mal, dass YB in einem Heimspiel nicht getroffen hat, war vor einem Jahr gegen Anderlecht in den Conference-League-Playoffs. Das war auch die letzte Niederlage im Wankdorf. Aber Maccabi hat doch nie die Qualität von Anderlecht? Und auch nicht jene von YB.
Klar. Maccabi ist gut. Aber ich bin sicher, dass wir mehr Qualität haben. Das müssen wir am Dienstag zeigen.

Beeindruckend waren in Haifa nur die Hitze und die Atmosphäre. Hatten Sie so etwas schon mal erlebt?
Es war in der Tat extrem beeindruckend! Schon beim Einlaufen. Aber deswegen spielen wir doch Fussball. Ich bin sicher, dass auch im Wankdorf sehr viel los sein wird. Aber es gibt ein Spiel, das hat mir noch mehr Eindruck gemacht.

Was war das?
Das war das Eröffnungsspiel des U20-Afrikacups vor sechs Jahren in Sambia. Im Stadion waren viel mehr als die zugelassenen 50'000 Fans. Und alle machten sie Stimmung, indem sie mit den Händen auf die Sitzlehnen schlugen. Da ganze Tribüne vibrierte. Und nicht nur das. Selbst das Spielfeld zitterte.

Sie haben Ihren Vertrag Anfang August verlängert. Warum eigentlich? Sie sind im besten Fussballeralter und das Ausland ruft. Sie hatten doch sicher Angebote diesen Sommer. Und bei auslaufendem Vertrag hätten sie im Winter oder in einem Jahr viel mehr Handgeld kassieren können.
Das mag sein. Aber wenn ich gehe, dann will ich zu 100 Prozent fit sein. Ich bin ja erst ganz zum Schluss der letzten Saison von einem Meniskusriss zurückgekommen. Diesen Sommer wäre also zu früh gewesen.

Und bei Vertragsende?
Meine Beziehung zu YB ist speziell. Ich bin jemand, der loyal ist zu den Leuten, mit denen ich arbeite. Ich hatte während meiner Zeit in Bern sehr viele Verletzungen. Alle Leute im Klub waren in diesen Zeiten immer für mich da. Da ist es nur richtig, dass ich aus Dankbarkeit nicht als Vertragsloser wechsle, sondern etwas hinterlasse.

Aber der nächste Schritt ist schon vorprogrammiert – oder?
Man will sich immer verbessern. Was auch heisst, in einer Topliga zu spielen wie in England, Spanien oder Deutschland. Das ist auch mein Traum.

Sie sind bei Stellar Sports unter Vertrag, der weltgrössten Agentur, die Spieler wie Grealish, Camavinga oder Shaw berät, um nur drei zu nennen. Da ist Camara ein kleiner Fisch.
Ist er, genau. Aber ich komme mir nicht so vor, weil meine Berater immer da sind, wenn ich etwas brauche.

Es ist also kein Hindernis, dass Sie mit ihrem geschätzten Transferwert von rund vier Millionen Franken etwa die Nummer 100 sind bei Stellar?
Nein, absolut nicht. Stellar ist ja in Regionen unterteilt. Ich werde von Stellar France betreut.

Zurück zu Maccabi. Sie sind als ehemaliger Spieler von Hapoel Raanana der absolute Israel-Insider. Wie stark ist die Meisterschaft dort?
Technisch sind die Spieler extrem beschlagen. Da sind sie besser als die Super League. Diese ist aber taktisch und physisch stärker. Unter dem Strich ist die Liga in der Schweiz besser.

Sollte sich YB zum dritten Mal für die Champions League qualifizieren, würden Sie zur Legende werden, denn nur David von Ballmoos und Sandro Lauper werden das erreicht haben. Jean-Pierre Nsame war ja 2021 verletzt.
Das ehrt mich natürlich und macht mich enorm stolz.

Und dann noch als Captain.
Das ist grandios. Zumal sich meine Vorstellungen von Werten und Ideen sowie die Philosophie mit jenen von YB decken.

Und was macht ihr Deutsch?
Ich nehme Kurse, klar, und mache Fortschritte.

Dann hätten wir dieses Interview auch auf Deutsch führen können?
Ich verstehe fast alles, sofern es Hochdeutsch ist. Sprechen ist schwierig. Wir lernen Hochdeutsch. Und im Team hört man nur Schweizerdeutsch. Aber ich gebe mein Bestes.

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