Messi demütigt Boateng und trifft unwiderstehlich
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Im CL-Spiel 2015 gegen Bayern:Messi demütigt Boateng und trifft unwiderstehlich

Sorgt Barça-Star wieder für eine magische Nacht?
«Messi spielen zu sehen ist besser als Sex»

Magische Momente von Barcelonas Star sind rarer geworden, aber für die Gegner immer noch ein Albtraum. Bei den Bayern sind sie gewarnt. Vor allem ein aktueller Profi erinnert sich mit Furcht an das Duell mit dem Superstar des Fussballs.
Publiziert: 14.08.2020 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2020 um 21:49 Uhr
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Lionel Messi sorgt auch mit 33 Jahren für Albträume bei seinen Gegenspielern.
Foto: keystone-sda.ch
Oskar Beck

Der unvergessene Hollywoodstar und Hobbyboxer Anthony Quinn hat das Altern früher mit der Behauptung bekämpft: «Auch als 60-Jähriger kann man noch 40 sein, zumindest eine halbe Stunde am Tag.»

Wie ist es beim Fussball? Seit Samstag wissen wir die Antwort, dank Lionel Messi: Man kann auch als 33-Jähriger noch eine halbe Stunde lang 20 sein – zumindest aber für drei magische Momente.

Im Spiel des FC Barcelona gegen den SSC Neapel lief die 23. Minute, als der Argentinier von rechts in den Strafraum einbog, mit dem Ball hauteng am linken Fuss, wie immer. Wie ein Hase schlug er seine Haken, und spontan kam einem die Heldenballade von Ludwig Uhland in den Sinn: «Zur Rechten sieht man, wie zur Linken, einen halben Türken heruntersinken.»

In dem Fall waren es Neapolitaner, erst drei und dann vier. Auch den Fünften liess Messi elegant straucheln, torkeln und taumeln, aber trotzdem hatte er eigentlich nicht die geringste Chance, denn er war umzingelt von der feindlichen Übermacht, und irgendwann fiel er selbst hin.

Vorbei, dachten alle. Aber Messi bleibt Messi, selbst wenn er stürzt. Er will das Tor, und auch im Fallen ist er immer noch besser als alle, die stehen. Als Sitzfussballer hat er den Ball geschwind ins lange Eck geschlenzt, unhaltbar und unnachahmlich. «Der Weltmeister im Schwergewicht ist der grosse Zeh Gottes», dichtete einst Norman Mailer («Die Nackten und die Toten»). Gottes anderer grosser Zeh ist Messi und das noch mit 33.

Kindergeburtstage und Firmenjubiläen

Bei 30 beginnt für die Fussballer das heikle Alter, bei manchen sogar schon früher. Unlängst hat sich der deutsche Ex-Weltmeister André Schürrle die Beine aufgesägt, seine Jahresringe gezählt und festgestellt, dass er nur noch als Stargast für Kindergeburtstage und Firmenjubiläen taugt, vermutlich schiesst er demnächst bei Gartenpartys auf eine Torwand. Ab 30 macht einem das Leben den Prozess, und viele dachten, dass auch Messi für die Gegner nicht mehr zum Fürchten ist.

Gelegentlich aber halt schon noch. Der kleine Zauberer gönnt sich seine magischen Momente, so lange es geht, zur Freude aller Freunde des Fussballs. Diego Maradona, sein Vorgänger auf dem Thron, hat es am schönsten gesagt: «Messi spielen zu sehen ist besser als Sex.»

Für die Ästheten sind es wunderbare Momente. Ihre Angst vor einem Leben nach Messi ist gross, aber womöglich auch die Angst des FC Bayern vor dem kommenden Freitag.

Messis Momente sind rarer geworden, aber für die Gegner immer noch ein Albtraum, und vermutlich schaut Jérôme Boateng in den nächsten Tagen vor dem Schlafengehen unter das Bett. Vor ein paar Jahren, bei einem Duell in Barcelona, ist er dem Genialen ins offene Messi gelaufen, der Argentinier stellte den Hünen des FC Bayern mit seinem Zickzack geschwind so aufs falsche Bein, dass der umkippte wie ein abgesägter Laternenmast. Während der Ball im Tor einschlug, lag Boateng flach wie eine Flunder im Gras.

Auf die anschliessende Häme im weltweiten Netz reagierte der Düpierte mit einem Foto von Marlon Brando aus «Der Pate» und twitterte dazu dessen bittere Weisheit: «Die Hasser brüllen bei deinen Fehlern, aber für deinen Erfolg haben sie nur ein Flüstern.» Messi kann Verteidigern beim Dribbeln den Kopf verdrehen, dass sie zu Philosophen werden.

Auch in seiner Spätphase ist er dazu noch in der Lage, wie am Samstag. Sieben Minuten nach seinem Zaubertor traf er schon wieder, diesmal mit der Hand Gottes wie einst Maradona, nur gibt es als Spielverderber inzwischen den Videobeweis. Messi hat sich kurz geärgert und ausgeruht, aber in der 45. Minute war er wieder gut genug bei Puste, um den Foulelfmeter zum 3:0 zu erzwingen. Er bekam einen Tritt in die Wade, lag minutenlang schmerzverzerrt da, und Barcelonas Doktor beugte sich besorgt über ihn, als wollte er sagen: «Genaueres wissen wir erst nach der Autopsie.»

Selbst wenn 90'000 Katalanen im Stadion Camp Nou gewesen wären, wären sie im Schock zur Geisteratmosphäre verstummt. «Wir werden Messi behandeln müssen», spricht sich Trainer Quique Setién seither Mut zu, «aber er wird gegen die Bayern spielen.»

Heesters und Heino

Messi muss. Sie brauchen ihn. «Wir waren in dieser Saison eine schlechte Mannschaft», hat er neulich glaubhaft erklärt. Barcelona ist nicht mehr das alte Barcelona. Was auch daran liegt, dass Messi nicht mehr der junge Messi ist.

Aber er ist immer noch Messi.

Man darf alten Kanonen in guten Momenten immer noch alles zutrauen, das hat sich in Sport, Show und Kultur vielfach erwiesen. Jopi Heesters ließ sich noch mit 108 auf die Bühne tragen, der Schlagerbarde Heino gab an seinem 70. Geburtstag in «Bild» balkenhoch preis, dass er seine Frau noch rüstig vernascht («Dreimal Sex die Woche – ohne Viagra!»), Charlie Chaplin zeugte im betagten Alter noch heldenhaft Nachwuchs, und Michelangelo bemalte virtuos die Decke der Sixtinischen Kapelle.

Warum soll also nicht auch Messi mit 33 noch zu manchem Pinselstrich fähig sein? Angeblich beginnt er nach wie vor jeden Tag mit 20 Liegestützen auf einem Arm und drei hartgekochten Eiern im Tomatensaft.

Lionel Messi hat gegen Neapel aufgespielt nach dem Motto: «Meine beste Zeit mag vorbei sein – aber jetzt kommt die gute.» Der FC Bayern kann nur hoffen, dass sich das nicht auch am Freitag zeigt.


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