Darum gehts
- SRF und Blue zeigen Champions League, Blue bietet umfangreicheres Programm
- Blue setzt mehr auf Unterhaltung, SRF bleibt ruhiger und gesitteter
- Blue erhält Gesamtnote 5,3, SRF 4,5
Fussballfans haben seit dieser Saison am Mittwochabend jeweils wieder die Qual der Wahl: SRF oder Blue? Seit letztem Sommer zeigen beide Sender die Champions League. Während SRF nur eine Partie übertragen darf, gibts bei Blue das volle Programm, inklusive Konferenz.
Wir haben am Mittwochabend eingeschaltet, uns auf SRF das Spiel zwischen PSG und Aston Villa angeschaut und auf Blue zusätzlich noch die Partie Barça gegen Dortmund. Der grosse Vergleich.
Moderatoren
SRF hat Rainer Maria Salzgeber (55), Blue Salz und Pfeffer in Form von Roman Kilchsperger (55) und Valentina Maceri (31). Das Blue-Duo überzeugt fachlich, ist sich aber auch bewusst, dass Fussball nicht nur Sport, sondern auch Show ist. Deshalb wird sich auch mal gegenseitig geneckt. Ihnen dabei zuzuschauen, macht richtig Spass. Salzgeber gehört zum SRF-Inventar. Egal, wie man zu ihm steht, und egal, ob man ihn nach all den Jahren – pardon, Jahrzehnten – noch sehen und hören kann: Er ist ein Vollprofi, der alles jederzeit im Griff hat.
Note SRF: 5,25
Note Blue: 5,75
Experten
Dass Blue im Gegensatz zu SRF mehr auf Unterhaltung setzt, zeigt sich auch bei der Wahl ihrer Experten. Neben Marco Streller (43) sind das am Mittwochabend Pascal Zuberbühler (54) und Urs Meier (66). Zwei Leute, die gerne im Rampenlicht stehen und immer für einen Spruch gut sind. Einziger Kritikpunkt bei Zubi, der immer mehr an den jungen Hausi Leutenegger (85) erinnert: Sein «Hä?», das er am Satzende gerne und oft als Verstärkung einstreut, hat Nerv-Potenzial. Bei SRF geht es wesentlich ruhiger und gesitteter zu und her: Diego Benaglio (41) und Peter Knäbel (58) sind kompetent und sympathisch, mitreissend aber eher nicht. Oder doch? Am Mittwochabend kündigt Knäbel plötzlich «einen guten Spruch» an. Haltet euch fest, hier sein Spruch: «Da zählt jedes Detail.»
Note SRF: 4,75
Note Blue: 5,25
Studio und Ambiente
Das Dekor, ein Hauptproblem bei SRF. Egal, ob Unihockey, Sackhüpfen oder Champions League – es sieht immer gleich steril aus. Auch wenn es während der Austragungen der Königsklasse in Blau eingefärbt wird. Wie immer sitzen Männer auf ihren Stühlen am weissen Tisch und spielen gefühlt Mikado. Wer sich bewegt, verliert. Ganz anders bei Blue: Hier gibts Publikum (an diesem Mittwoch unter anderem Spieler vom SV Würenlos und FC Wädenswil) und auch mal Bewegung, wenn Pascal Zuberbühler zum Beispiel aufsteht und am Screen eine kleine Taktikschulung gibt. «Hä?»
Note SRF: 3,5
Note Blue: 5,25
Kommentatoren
Blue fährt an diesem Abend grosses Geschütz auf. Aus Barcelona kommentieren Robby Hunke (41) und Mladen Petric (44), aus Paris Joel Di Ronco (29). SRF schickt Dani Kern (55), einst Sachbearbeiter bei der Invalidenversicherung, ins Rennen. Ein unfairer Vergleich. Hunke/Petric sind locker-flockig und fundiert drauf. Das zeigt sich auch im Gespräch mit BVB-Trainer Niko Kovac (53) vor dem Anpfiff. Di Ronco ist solide, aber unspektakulär. Und SRF-Kern? Salzgeber findet, als kurz vor dem Spiel Edelfan Prinz William (42) eingeblendet wird: «Aston Villa hat ihren Prinzen und wir unseren König Dani Kern.» Böse Zungen finden: Bei Fussballspielen ist es wie bei Trauben, kernlos ist besser.
Note SRF: 4
Note Blue: 5
Rundumservice
Zusammenfassung der Spiele, Interviews mit den Hauptakteuren, Analysen: SRF und Blue bieten vor und nach dem Spiel praktisch den gleichen umfassenden Service an. Kleiner Pluspunkt für Blue: Vor dem Spiel erklärt Sead Hajrovic (31) Villa-Goalie Emiliano Martinez (32), mit dem er einst zusammen im Arsenal-Nachwuchs gespielt hat. Schmuck. Und für den Spruch des Abends sorgt Streller. Als er darauf angesprochen wird, dass er – wie an diesem Abend Dortmund – als Basel-Spieler auch mal gegen Barça unterging, sagt er: «Ich hatte damals in der ersten Halbzeit vier Ballkontakte, viermal beim Anpfiff.»
Note SRF: 5
Note Blue: 5,25
Das Fazit
SRF macht seinen Job gut, Blue macht seinen Job sehr gut. Der Notenschnitt: SRF 4,5 und Blue 5,3. Das bedeutet: Würde ein Kind mit der SRF-Note nach Hause kommen, wäre man je nach Strenge der Eltern zufrieden oder leise enttäuscht. Käme ein Kind mit der Blue-Note heim, würde man sich freuen.