Neuer Investor da, Chinesen bald weg
So knapp stand Thun vor dem Konkurs

Schon oft kämpfte der FC Thun ums Überleben, dieses Mal war es ganz knapp. Im Frühling hat sich eine Lösung herauskristallisiert, die sogar aus der Region kommt. Die Berner Oberländer gehen mit frischem Elan in die Barrage gegen GC.
Publiziert: 24.05.2024 um 16:23 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2024 um 22:01 Uhr
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Erlösung: Das gab es beim FC Thun nicht nur auf dem Feld wie hier bei Leihspieler Toggenburger, sondern im Frühling auch daneben.
Foto: keystone-sda.ch
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Simon StrimerReporter & Redaktor Sport

Es prickelt in Thun vor den beiden Barrage-Spielen gegen GC. Präsident Andres Gerber (51) war beim letzten Meistertitel von GC im Jahr 2003 selber noch ein Hopper. Später spielte er mit Thun in der Champions League, gegen Arsenal beim Last-Minute-1:2 sogar als Captain. Und jetzt führt er die Berner Oberländer zusammen mit Trainer Mauro Lustrinelli (48), der damals im Londoner Highbury-Stadion im Sturm spielte, ins Rennen gegen den Rekordmeister. «Ich freue mich, es kribbelt. Wie vor Cupfinals. Diese Gefühle will man», sagt Gerber.

Der Thun-Präsident kann sich den beiden Spielen mit befreiter Seele widmen. In den letzten Wochen sind viele Sorgen abgefallen. Denn Thun hat nicht nur auf dem Platz gekämpft und sich hinter Sion zum besten Zweiten der Challenge-League-Geschichte gemacht (76 Punkte). Ein anderer Kampf fand hinter den Kulissen statt. Da ging es ums Überleben – das jetzt vorläufig gesichert ist. Nun ist genügend Geld für die zu Ende gehende und kommende Saison da. Durchatmen im Berner Oberland.

Schällibaum: «Sind seit Wochen im Kampfmodus»

Spielt der Rekordmeister in der nächsten Saison tatsächlich in der Challenge League? «Klar, haben wir mehr Druck auf unserer Seite», gibt Marco Schällibaum (62) vor dem Barrage-Hinspiel gegen Thun zu. Der GC-Trainer ist aber zuversichtlich, dass das Horror-Szenario noch abgewendet werden kann. «Wir sind seit sieben, acht Wochen im Kampfmodus», so Schällibaum. Vor allem die Form seiner Mannschaft stimme ihn positiv. In der Relegation Group hat nur Basel (9) mehr Punkte geholt als die Hoppers (8).

Spielt der Rekordmeister in der nächsten Saison tatsächlich in der Challenge League? «Klar, haben wir mehr Druck auf unserer Seite», gibt Marco Schällibaum (62) vor dem Barrage-Hinspiel gegen Thun zu. Der GC-Trainer ist aber zuversichtlich, dass das Horror-Szenario noch abgewendet werden kann. «Wir sind seit sieben, acht Wochen im Kampfmodus», so Schällibaum. Vor allem die Form seiner Mannschaft stimme ihn positiv. In der Relegation Group hat nur Basel (9) mehr Punkte geholt als die Hoppers (8).

1,7 Millionen Franken Verlust – fast pleite

Die Rettung war haarscharf. Thun gibt auch dieses Jahr die Geschäftszahlen transparent wie kaum ein anderer Klub in der Schweiz bekannt. Im kürzlich veröffentlichten Jahresbericht steht, dass der Richter letztendlich nur deshalb nicht benachrichtigt wurde, weil ein neuer Investor 2 Millionen Franken in den überschuldeten Klub einbringt. Der Challenge-League-Klub schrieb erneut einen Verlust von 1,7 Millionen Franken, der Schuldenberg häufte sich an, die Lizenz war in akuter Gefahr.

In Gefahr war auch, dass der Klub in regionalen Händen bleibt. Ein Konkurs hätte womöglich auch durch einen Verkauf des Klubs an ausländische Besitzer abgewendet werden können, aber dagegen wehrte man sich mit Händen und Füssen. So konnte im April ein Befreiungsschlag präsentiert werden: Thun erhielt dank der Zusage des neuen Investors aus der Region die Lizenz im ersten Anlauf. «Ohne diese Zusage wäre die Lizenz definitiv gefährdet gewesen», sagte Gerber. Der nächste Befreiungsschlag folgte Mitte Mai: Nun war es sogar möglich, den Vertrag mit dem US-chinesischen Investor PMG auf Ende Jahr zu künden.

Die Lösung sitzt im eigenen Verwaltungsrat

Wer ist also der neue regionale Investor und Retter des Klubs? Dahinter steckt ein Mann aus den eigenen Reihen: Beat Fahrni, der seit dem Mai 2023 beim FC Thun im Verwaltungsrat sitzt und auch als Beirat beim Handballklub Wacker Thun aktiv ist. Mit seiner neu gegründeten Firma, «in welcher namhafte Unternehmer aus der Region mitmachen», wie der Klub schreibt, übernimmt er Anteile. «Maximal 35 Prozent», wie Fahrni im März dem «Thuner Tagblatt» sagte. Seine beiden Unternehmen Komit und Timetool, die auch bei YB und dem SCB präsent sind, erscheinen nun auch beim FC Thun.

Andres Gerber schaut für Blick auf den intensiven Überlebenskampf zurück: «Die Situation war sehr brenzlig. Wir haben an allen Fronten verhandelt. Trotzdem ist der Druck gegen Ende des letzten Jahres und zu Beginn des neuen Jahres immer grösser geworden.» Bis die neue Lösung durch Verwaltungsrat Beat Fahrni kam. «Endlich muss ich nicht ständig mit diesen Sorgen unterwegs sein und nicht mehr schlecht schlafen», sagt Gerber.

Ein befreiter Präsident. Gleichzeitig sei es trügerisch, zu glauben, dass nun auf einen Schlag alles gut sei, sagt er. Ein Kampf um gesunde Finanzen wird es auch in Zukunft geben. Aber genauso auch heisse Duelle wie das anstehende gegen Gerbers prestigeträchtigen Ex-Klub.

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
-3
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
10
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