Millionen-Klau, Bankräuber-Flucht, Türken-Skandal, dubiose Investoren
Wil(d) West im Osten!

Die Rassismus-Entgleisung um Wil-Präsident Maurice Weber ist nicht der erste Eklat beim FC Wil. Bei weitem nicht. Ein Blick zurück.
Publiziert: 22.09.2021 um 01:02 Uhr
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Aktualisiert: 22.09.2021 um 10:25 Uhr
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Der Rassismus-Eklat um Maurice Weber (r.) ist nicht der einzige Wiler Skandal: Hier informiert 2017 die Taskforce um Roger Bigger (M.), wie es nach dem Desaster mit den türkischen Investoren weiter gehen soll.
Foto: Keystone
Matthias Dubach

Die Fussball-Schweiz schüttelt den Kopf über den FC Wil. Einmal mehr! Die rassistische Entgleisung von Präsident Maurice Weber gegenüber Xamax-Spielern, das monatelange Schweigen zum Fall plus Webers Festhalten am Amt ist nicht das erste irritierende Kapitel in der Klubgeschichte.

Bei weitem nicht. In der Historie des FC Wil wimmelt es von Fast-Pleiten, undurchsichtigen Investoren und Männern mit Fingern in fremden Kassen.

Die Wiler Skandal-Reihe beginnt 1992 mit Stürmer Ruedi Hasler, hauptberuflich Chefkassier bei der Raiffeisen in Münchwilen TG. Hasler erzielt im NLB-Team von Trainer Christian Gross zwar viele Tore. Doch dann klaut er seiner Bank 1 Million Franken und flüchtet nach Thailand.

Am 24. Dezember 1992 titelt Blick: «Die Weihnachtsgeschichte um den FC Wil. Gross: Ich bringe Hasler zurück». Der Trainer reist nach Bangkok, doch findet seinen kriminellen Stürmer nicht. Erst 1997 wird Hasler in Thailand verhaftet.

Schiri bewusstlos geschlagen

Zur selben Zeit wird bei Wil ein gewisser Andreas Hafen Präsident. Doch bis dessen schwarzen Konten auffliegen, dauert es noch Jahre. 1997 kommts stattdessen im Bergholz selber zu einem Skandal. Ein Wiler Fan wirft einen Stuhl nach dem Schiedsrichter. Fifa-Ref Serge Muhmentaler bricht bewusstlos zusammen. Der Werfer ist der damalige Wirt vom Restaurant «Rebstock», er kassiert lebenslanges Stadionverbot.

Unter Präsident Hafen steigt Wil in die NLA auf und besiegt St. Gallen 11:3 – doch ausgerechnet kurz nach dieser Sternstunde folgt der grosse Knall. Hafen fliegt als Millionen-Betrüger auf. Als Vizepräsident der UBS-Filiale in St. Gallen hatte er während zehn Jahren 48 Millionen abgezweigt, ca. 10 Millionen davon steckte er in den Verein. Die Grossbank unter dem damaligen Boss Marcel Ospel war quasi Hauptsponsor – und wusste nichts davon. «Hallo Herr Ospel, das ist ihr Team!», titelt Blick am 30. November 2002.

Ohne die illegalen Millionen von Hafen steht Wil vor dem Konkurs. Der scheinbare Retter kommt aus der Ukraine. Ex-Bundesliga-Profi Igor Belanow übernimmt die Aktienmehrheit. Doch Europas Fussballer des Jahres 1986 bringt lediglich viel Unruhe, aber wenig Geld mit. Immerhin gibts den legendären Cupsieg 2004 – doch da steht Wil schon bald als Absteiger fest, bald darauf ist Belanow weg und hinterlässt einen Scherbenhaufen. Der Klub kann erst im Nachlass gerettet werden.

Türken verschwinden über Nacht

Es dauert aber nur ein Jahrzehnt, bis Wil erneut sein Glück mit einem ausländischen Investor sucht. Der türkische Milliardär Mehmet Nazif Günal übernimmt. Blick tauft den Klub «Fütbül Clüb Wil». Die Türken fantasieren von der Europa League, mit irren Löhnen bis zu 60000 Franken pro Monat werden Spieler wie Ex-Arsenal-Star André Santos geholt.

Doch Wil ist trotz Investitionen von rund 25 Millionen kein einziges Mal (!) Challenge-League-Leader – stattdessen gibt es Trainerentlassungen en masse und Theater um Arbeitsbewilligungen. Im Februar 2017 verduften die Türken praktisch über Nacht.

Eine Taskforce um Roger Bigger und Weber rettet den Verein. Als wieder Ruhe eingekehrt ist, übernimmt Weber im Dezember 2017 von Bigger den Präsi-Posten. Doch nun ist es Weber, der für den jüngsten Wil-Eklat sorgt. Immer wieder Wil!

Das sagen die Wiler Sponsoren und der Stapi zum Skandal

Wil-Boss Maurice Weber trat nach dem Auffliegen seiner Rassismus-Entgleisung zwar aus dem Liga-Komitee zurück, doch Präsident bleibt er weiterhin. Der Verwaltungsrat habe den angebotenen Rücktritt geschlossen abgelehnt, heisst es.

Doch wie reagiert das Umfeld? Von den Sponsoren kommt weder Kritik noch Rückendeckung. Der langjährige Hauptsponsor, die Hans Eisenring AG, teilt mit, dass man sich zum Fall nicht äussern möchte. Beim neuen Trikotsponsor, der Firma ImmoZins, hat man am Montag vom Rassismus-Vorfall noch keine Kenntnis. Es müsse zuerst intern besprochen werden.

Viele kleine Geldgeber sind in der Gönnervereinigung Club 2000 zusammengefasst. Präsident Manfred Raschle: «Aus meiner Sicht steht diese einmalige Entgleisung in keinem Verhältnis zur Forderung nach einem Rücktritt von Maurice Weber als Präsidenten. Er hat sich seit vielen Jahren mit allergrösstem Engagement uneigennützig für den FC Wil und damit für unzählige junge Sportler unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Konfession eingesetzt.»

Da Wil im städtischen Bergholz spielt, ist auch die Politik betroffen. Wils Stadtpräsident Hans Mäder sagt zu Blick: «Die Stadt Wil verurteilt jede Form von Rassismus. Herr Weber hat sich für seine Entgleisung entschuldigt. Wir erwarten, dass dies nicht wieder vorkommt.»

Wil-Boss Maurice Weber trat nach dem Auffliegen seiner Rassismus-Entgleisung zwar aus dem Liga-Komitee zurück, doch Präsident bleibt er weiterhin. Der Verwaltungsrat habe den angebotenen Rücktritt geschlossen abgelehnt, heisst es.

Doch wie reagiert das Umfeld? Von den Sponsoren kommt weder Kritik noch Rückendeckung. Der langjährige Hauptsponsor, die Hans Eisenring AG, teilt mit, dass man sich zum Fall nicht äussern möchte. Beim neuen Trikotsponsor, der Firma ImmoZins, hat man am Montag vom Rassismus-Vorfall noch keine Kenntnis. Es müsse zuerst intern besprochen werden.

Viele kleine Geldgeber sind in der Gönnervereinigung Club 2000 zusammengefasst. Präsident Manfred Raschle: «Aus meiner Sicht steht diese einmalige Entgleisung in keinem Verhältnis zur Forderung nach einem Rücktritt von Maurice Weber als Präsidenten. Er hat sich seit vielen Jahren mit allergrösstem Engagement uneigennützig für den FC Wil und damit für unzählige junge Sportler unterschiedlicher Herkunft, Hautfarbe und Konfession eingesetzt.»

Da Wil im städtischen Bergholz spielt, ist auch die Politik betroffen. Wils Stadtpräsident Hans Mäder sagt zu Blick: «Die Stadt Wil verurteilt jede Form von Rassismus. Herr Weber hat sich für seine Entgleisung entschuldigt. Wir erwarten, dass dies nicht wieder vorkommt.»

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2
FC Etoile Carouge
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14
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Neuchatel Xamax FCS
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14
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22
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FC Aarau
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FC Vaduz
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6
FC Wil
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6
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