«Ich will mehr Zeit für meinen Sohn haben»
Cooler Emeghara ist zurück in Winti

Nach zehn Jahren ist Innocent Emeghara (31) zurück in Winterthur. Im Interview erzählt der Stürmer, weshalb er seine Karriere einst schier aufgeben wollte, inwiefern ihm Obama geholfen hat und er spricht über seinen Sohn Lionel (10).
Publiziert: 15.01.2021 um 12:52 Uhr
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Aktualisiert: 15.01.2021 um 13:15 Uhr
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Innocent Emeghara ist glücklich, wieder zurück in Winterthur zu sein.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Eynat Bollag

Nach neun Jahren im Ausland haben Sie sich nun erstmals wieder fix in ihrer Heimat Winterthur installiert. Wie fühlt es sich an?
Innocent Emeghara: Winti ist mein Zuhause. Da fühle ich mich daheim und kenne jede Ecke. Ich bin froh, wieder hier zu sein.

Hatten Sie bereits eine Wohnung?
Da ich meine Ferien meistens hier in Winterthur verbracht hatte, habe ich mir schon vor einigen Jahren eine Wohnung in Winti gekauft. Ich hatte hier also immer ein Zuhause.

Und hängen in dieser Wohnung, wie schon zu ihren Anfangszeiten beim FCW, Bilder von Obama und Nelson Mandela?
Lacht… Ja. Nelson Mandela inspiriert mich schon mein ganzes Leben lang. Ich bewundere ihn - er ist ein unglaublicher Mensch. Aber auch Obamas Erfolg damals zu sehen, obwohl er anders aussieht, hat mir in meiner Karriere sehr geholfen. Es hat mir gezeigt, wenn man an das glaubt, was man erreichen möchte, kann man weit kommen.

Sind Sie denn zufrieden mit dem Verlauf Ihrer Karriere?
Im Grossen und Ganzen ja. Von schönen und lustigen bis mental unglaublich brutalen Erlebnissen - alles ist vorgekommen. Aber all diese Erfahrungen haben mich viel gelehrt und das ist für mich das Wichtigste.

Meinen sie mit «unglaublich brutal» ihre einschneidende Knieverletzung?
Unter anderem. Meine Verletzung bei Kalifornien war schon eines der schlimmsten Erlebnisse in meiner Karriere. Aber auch diese Erfahrung musste ich mitnehmen.

Haben Sie da ans Aufgeben gedacht?
Ja. Nach den zwei Jahren, in denen ich nicht spielen konnte, sind mir schon solche Gedanken durch den Kopf gegangen. Aber ich wollte unbedingt noch ein paar Jahre weitermachen. Dank den vielen Therapien hat das dann auch geklappt.

Können Sie uns ein Highlight aus den letzten 13 Jahren erzählen?
Mein Nati-Debüt im Wembley Stadium, als ich von Ottmar Hitzfeld in der 89. Minute eingewechselt wurde. Gegen die grössten Spieler Englands zu spielen, die man als Kind im TV gesehen hat - das war für mich ein Riesenerlebnis.

Sie haben in Klubs rund um den Erdball gespielt, wo hat es Ihnen am besten gefallen?
In Kalifornien hatte ich mich, trotz allem was passiert war, am meisten zuhause gefühlt. Als ich dort ankam, haben mich meine Mannschaftskollegen mit dem Satz «Welcome to Paradise» begrüsst (lacht). Das hatte schon etwas. Aber ehrlich gesagt, spielte ich am liebsten in der Schweiz. Hier hast du alles, was du brauchst.

Wieso sind Sie denn von GC so schnell ins Ausland gewechselt?
Ich musste und wollte ins Ausland, schon allein aus finanzieller Hinsicht. So viel Geld wie ich im Ausland verdient habe, hätte ich in der Schweiz nie bekommen (in den USA 1.3 Millionen Franken d. Red.). Ich musste die letzten Jahre quasi ein Stückweit dafür opfern, aber ich habe die Zeit auch sehr genossen. Sie hat mich als Mensch enorm weitergebracht.

Nun sind Sie zurück beim FCW und der Klub zählt auf Ihre Routine. Haben Sie Angst, die Erwartungen nicht erfüllen zu können?
Angst existiert nicht in meinem Wörterbuch. Ich gebe mein Bestes, mehr kann ich nicht tun. Schauen Sie, in Kalifornien habe ich mich verletzt und bin zwei Jahre ausgefallen. Was ist passiert? Der Verein existiert noch, ich lebe noch. Es ist niemand gestorben. Angst, Druck, das bringt einfach nichts.

Wieso sind Sie zurückgekommen?
Ich hatte diesen Plan schon länger. Durch das Coronavirus habe ich mir jedoch immer mehr Gedanken darüber gemacht und bin schliesslich zum Entschluss gekommen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist. Aber mir war immer klar, dass ich eines Tages zurückkehren werde, um meine zweite Zukunft hier in Winterthur aufzubauen.

Damit wären wir bei der «Swiss Ice Box», der Firma, die Sie verwalten. Wie ist diese Idee entstanden?
Als Kind habe ich davon geträumt, Fussballer zu werden und danach etwas aufzubauen, das den Menschen die Möglichkeit gibt, sich gesundheitlich und mental besser zu fühlen. Mit dieser Kälte-Therapie habe ich nach meiner Verletzung in Kalifornien begonnen. Und als ich gesehen habe, dass Real Madrid und PSG das haben und Neymar und Mbappé das auch machen, dachte ich: Wieso gibts das in Winterthur noch nicht? Ich mache das mittlerweile täglich und fühle mich viel besser.

Für Ihre Rückkehr gibt es aber sicher noch einen anderen Grund?
Ja ganz klar, mein Sohn Lionel. Ich bin sehr glücklich, wieder mehr Zeit mit ihm zu haben. Im Ausland war das etwas schwierig. Um so mehr möchte ich die Verbindung zu meinem Sohn nun wieder stärken.

Ist Lionel auch so fussballbegeistert wie sein Papi?
Nein, nicht mehr. Sein Hobby ist Karate. Er geht seinen eigenen Weg und das finde ich super.

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