«Ich habe es nicht verlernt»
Kann Xamax-Trainer Uli Forte zaubern?

Nach vier Challenge-League-Runden ist Xamax Tabellenführer. Im Interview erklärt Trainer Uli Forte, wie er den Klub vor dem Abstieg in den Amateurbereich rettete. Wie ihm die Leute mit Tränen in den Augen dafür dankten. Und was Xamax den Zürcher Klubs voraushat.
Publiziert: 25.08.2023 um 09:58 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2023 um 09:59 Uhr
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Seit Ende April ist Uli Forte Xamax-Trainer. Seither rettete er den Klub vor dem Fall in die Promotion League und ist nun Tabellenführer in der Challenge League.
Foto: Urs Lindt/freshfocus
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Sebastian WendelReporter Fussball

Muss man zaubern können, um in drei Monaten aus einem Fast-Absteiger den Tabellenführer der Challenge League zu formen?
Mit Zauberei hat das nichts zu tun. Sondern mit Arbeit, mit Mentalität und etwas Wettkampfglück. Von der Stammelf, die letzte Saison 36 Spieltage lang auf dem letzten Rang lag, sind heute neun Spieler immer noch da. Die Jungs wollen zeigen, dass sie letzte Saison nicht ihr wahres Gesicht gezeigt haben.

Sind die Xamax-Rettung und der gelungene Start in die neue Saison auch für Sie eine Genugtuung nach dem gescheiterten Deutschland-Abenteuer in Bielefeld?
Ich wusste: Wegen den vier Spielen, die ich in Bielefeld bekam und die nicht gut liefen, habe ich es nicht verlernt. Die Arminia hatte nach mir zwei weitere Trainer und ist trotzdem in die 3. Liga abgestiegen, die Probleme liegen dort viel tiefer. Ich habe es mir anders erträumt – was zum Beispiel Urs Fischer mit Union Berlin liefert, ist ein Märchen. Aber im Nachhinein bin ich fast froh, war ich so schnell wieder weg; es war wirklich schwierig in Bielefeld. Ich bereue nichts, aber klar war auch: Um wieder Fuss zu fassen, muss ich einen Schritt zurück machen.

Neun Stationen seit 2006: die Trainerkarriere von Uli Forte

2006–2008: FC Wil

2008–2011: St. Gallen

2012–2013: GC

2013–2015: YB

2016–2018: FCZ

2019–2020: GC

2021–2022: Yverdon

2022: Arminia Bielefeld

seit 2023: Xamax

Erfolge: Cupsieger 2016 mit FCZ, 2013 mit GC. Super-League-Aufstieg 2009 mit St. Gallen und 2017 mit FCZ.

2006–2008: FC Wil

2008–2011: St. Gallen

2012–2013: GC

2013–2015: YB

2016–2018: FCZ

2019–2020: GC

2021–2022: Yverdon

2022: Arminia Bielefeld

seit 2023: Xamax

Erfolge: Cupsieger 2016 mit FCZ, 2013 mit GC. Super-League-Aufstieg 2009 mit St. Gallen und 2017 mit FCZ.

Was für ein Team haben Sie vorgefunden, als Sie Ende April bei Xamax unterschrieben haben?
Wenn du seit dem ersten Spieltag auf dem letzten Tabellenplatz klebst, ist das Selbstvertrauen im Keller. Da war viel Verunsicherung und Angst, aber gleichzeitig viel Wille zur Rettung. Und Wille ist immer die Basis.

Wie haben Sie im Verein das Damoklesschwert «Abstieg» gespürt?
Bis zur definitiven Rettung im Barrage-Rückspiel gegen Rapperswil-Jona eigentlich kaum. Erst danach brach es aus den Angestellten heraus. Leute fielen mir weinend um den Hals und dankten dafür, dass sie ihren Job behalten können. Da realisierte ich erst, was hier auf dem Spiel stand. Noch heute sagen Fans «Merci», wenn wir uns über den Weg laufen. Bei einem Abstieg hätte der Profibetrieb eingestellt werden müssen und die Traditionsmarke Xamax wäre in der Versenkung verschwunden.

Wären Sie bei einem Abstieg geblieben?
Nein. Von Anfang an war klar: Ich kann nur bleiben, wenn wir drinbleiben.

Haben Sie nach dem Ligaerhalt versucht, Xamax-Legende Raphael Nuzzolo zum Rücktritt vom Rücktritt zu überreden?
Nein, er hatte sich bereits entschieden. Aber ich habe ihn sofort wieder wichtig gemacht, indem ich ihn in die Startelf stellte. Er hat sich dann leider verletzt, war aber in der Kabine unglaublich wichtig. Den Teamkollegen hat er gesagt: «Mit einem Xamax-Abstieg will ich auf keinen Fall aufhören – diesen Wunsch müsst ihr mir erfüllen!»

Was ist nach dem erfolgreichen Saisonstart möglich in dieser Saison?
Wir wollen nichts mit dem Abstieg zu tun haben und ein Gerüst aufbauen, um nächste Saison vorne anzugreifen. Ein Klub wie Xamax muss hohe Ziele haben, die Begeisterung hier in der Stadt ist riesig. Zum Barrage-Spiel gegen Rappi kamen 6400 Zuschauer. Beim letzten Heimspiel gegen Thun warens fast 5000. Die Maladière ist eines der schönsten Stadien der Schweiz, von so etwas träumt man in Zürich.

Aber langfristig sieht sich Uli Forte eher in der Super als in der Challenge League?
Ich habe im Vertrag eine Option auf eine weitere Saison und viel Lust auf das Projekt mit Xamax. Aber klar: Wenn man in der Super League trainierte und Titel gewann, will man das wieder erleben.

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
-3
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
10
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