Geschichten, wie sie manchmal nur der Sport schreibt. Was nach einer Floskel klingt, trifft den Nagel im Fall von Stürmer Marin Wiskemann (25) auf den Kopf. Seit dieser Saison spielt er beim FC Baden in der Challenge League.
Dabei deutet lange nichts auf eine Fussballkarriere hin, eher auf eine als Bademeister. Vor ziemlich genau drei Jahren erlangte der Zürcher schweizweit Berühmtheit, als er in der Letten-Badi ein führerloses Boot enterte und sicher an Land steuerte. In James-Bond-Manier sprang der Baden-Stürmer auf ein unbemanntes Böötli und bewahrte die Badegäste vor Schlimmerem.
Berufswahl fällt auf den Fussball
Wiskemann erinnert sich. «Ja, da war was los», lacht er. Falls er es zeitnah nicht in die Super League schafft, wird er dann Bademeister? Die Antwort überrascht: «Lustigerweise habe ich diese Ausbildung wirklich, sowas könnte ich mir durchaus vorstellen. Ich bin gerne draussen und liebe den sozialen Kontakt, warum also nicht?»
Bademeister wäre zwar was für den schweizerisch-brasilianischen Doppelbürger, der Beruf als Fussballer gefällt Wiskemann dann aber doch etwas besser. Ein Zukunftsziel definiert er sich nicht, dafür verlief sein Aufstieg vom Amateur zum Profi zu turbulent. Wiskemann: «Mit elf kam ich in die Schweiz zu meinem Vater, zuvor lebte ich in Brasilien bei meiner Mutter. Da spielten wir oft nur mit zusammengebauten Plastiksäcken.»
Korb von Aarau erhalten
In der Schweiz angekommen, muss er erst taktische Disziplin erlernen und kickt für den FC Unterstrass (2. Liga). Je älter Wiskemann wird, desto einfacher fällt ihm die Anpassung an höhere Ligen. 2020 wechselt er im Alter von 21 Jahren vom Zürcher Quartierklub in die 1. Liga zum SV Höngg, ehe er zwei Jahre später schon den nächsten Schritt in die Promotion League wagt. Mit 15 Toren wird er beim Zuger Verein SC Cham prompt Torschützenkönig und vom FC Aarau für ein Probetraining eingeladen.
Ex-Trainer Stephan Keller (44) und Sportchef Sandro Burki (37) geben Wiskemann zwar einen Korb, unzufrieden ist er deswegen aber nicht. Wie könnte er auch, jetzt ist Wiskemann – wohl auch dank dem Tipp von Baden-Berater Keller – doch noch in der Challenge League angekommen.
Auf den Spuren von Steffen und Fassnacht
Der Weg erinnert an die Karriere der Nati-Spieler Renato Steffen (31) und Christian Fassnacht (29), beide schafften den Sprung ins Profi-Geschäft über den Umweg Amateurfussball und ohne bei den Junioren je Spitzenfussball gespielt zu haben. «Ich hoffe, mir gelingt Ähnliches», sagt er selbstbewusst.
Beim FC Baden hat Wiskemann bisher alle drei Saisonspiele absolviert und gehört zur Startelf. Nur auf ein Tor wartet er noch. Entwickelt er sich so wie bisher, dürfte das nur noch Formsache sein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 18 | 13 | 33 | |
2 | FC Etoile Carouge | 18 | 5 | 30 | |
3 | FC Aarau | 18 | 8 | 29 | |
4 | FC Vaduz | 18 | 0 | 28 | |
5 | FC Wil | 18 | 5 | 25 | |
6 | Neuchatel Xamax FCS | 18 | -6 | 25 | |
7 | AC Bellinzona | 18 | -6 | 21 | |
8 | FC Stade Nyonnais | 18 | -16 | 18 | |
9 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 17 | 4 | 17 | |
10 | FC Schaffhausen | 17 | -7 | 16 |