So sieht Alex Frei die Spuck-Affäre heute
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2004 gegen Englands Gerrard:So sieht Alex Frei die Spuck-Affäre heute

Alex Frei verrät brisantes Basel-Geheimnis
«Mit diesem Kündigungsschreiben stellte ich eine Falle»

Alex Frei (42) packt im Blick Kick aus: Wie er der alten FCB-Führung eine Falle stellte. Wieso er Playoffs für totalen Schwachsinn hält. Warum er am Anfang eines Zoffs mit Jürgen Klopp stand und wie er die Spuck-Affäre heute sieht.
Publiziert: 18.04.2022 um 00:51 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2022 um 09:20 Uhr
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Alex Frei packt im Blick Kick aus.
Andreas Böni

Alex Frei, frohe Ostern! Sie sollen zuhause mit ihrer Familie Hühner halten. Haben Sie schon frische Eier gegessen?
Das ist ein kleines Drama. Wir hatten Hühner, ja. Aber wir vergassen eines Abends, den Hühnerstall zu schliessen. Das gab ein Festessen für den Fuchs... Ich hörte es nachts und stand vor dem Stall, aber bin nicht reingegangen. In dieser Beziehung bin ich ein wenig ein Hosenscheisser.

Sie stehen mit dem FC Winterthur als Trainer auf Platz 1 in der Challenge League, können erstmals nach 37 Jahren wieder aufsteigen. Wie nah ist der Aufstieg?
Ich bin nicht der Typ, der jetzt schon gross in Euphorie verfällt. Es ist ein Traum, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Eine Barrage gegen Ihren Ex-Klub Luzern wäre auch knackig.
Barrage ist bitter, ganz grundsätzlich. Da spielst du eine tolle Saison und trotzdem reichts am Ende nicht, weil du am Tag x nicht bereit bist. Darum bin ich kein Fan von Barrage oder auch Playoffs oder all dem Schwachsinn, den man diskutiert. Man kann eine Zwölfer- oder Vierzehner-Liga machen, ja. Ein bisschen kreativ sein. Aber alles mit künstlicher Spannung wie Playoffs ist absoluter Schwachsinn.

Sie waren auch beim FCL unter den letzten drei Kandidaten. Hätten die Innerschweizer Sie ausgewählt, wären Sie trotzdem zum FC Winterthur gegangen?
Die Thematik stellte sich nicht, weil ich dem FC Winterthur meine Zusage gegeben hatte. Und wenn ich zu etwas Ja sage, ändere ich selten meine Meinung. Ich hatte Winterthur zugesagt, bevor Luzern entschieden hatte – dies teilte ich auch FCL-Sportchef Remo Meyer so mit.

Nun läufts bei Winterthur top. Froh können Sie auch sein, dass Sie nicht beim FC Basel Trainer geworden sind.
Ich bin relativ glücklich, wie es ist. Ich bin nun zwei Jahre weg vom FCB und habe keine Berührungspunkte mehr.

Ende August 2020 hatte U21-Trainer Alex Frei die Kündigung bei seinem Herzensklub eingereicht. Zermürbt von der Zusammenarbeit mit Besitzer Bernhard Burgener und CEO Roland Heri. In seinem Kündigungsschreiben schrieb er: «Am 14. August wurde mir ein detailliertes Angebot unterbreitet, die Rolle des Chef-Trainers der ersten Mannschaft des FC Basel zu übernehmen. Das anschliessende Verhalten und Vorgehen der zuständigen Personen widerspiegeln die seit längerem vorherrschenden, nicht mehr dem FC Basel entsprechenden Werte/Haltungen und den fehlenden Respekt gegenüber Mitarbeitern.» Blick druckte das Kündigungsschreiben exklusiv ab.

Alex Frei, Sie waren sauer, dass dieses Schreiben öffentlich wurde.
Was heisst sauer? Es hat mich gar nicht überrascht. Ich bin sehr froh, dass ich die Chance bekomme, Stellung zu diesem Kündigungsschreiben zu nehmen. Der Inhalt des Schreibens betrifft ja die Führung, die jetzt nicht mehr da ist. Und so falsch lag ich mit meiner Einschätzung nicht. Zweitens: In dem Kündigungsschreiben, das ihr bekommen habt, habe ich im Wissen, dass es rauskommen könnte, eine Falle gestellt. Das heisst, dass die Adresse des FC Basel in eurem abgedruckten Schreiben falsch ist. Die Kündigung, die ich per Post verschickt habe per Einschreiben, habe ich mit der richtigen Adresse versehen.

Das heisst?
Ich kann beweisen – auch wenn es mir zu dumm ist – dass der FC Basel das Schreiben an den Blick gegeben hat. Darum habe ich eine Falle gestellt.

Und haben Sie herausgefunden, wer es war?
Ich habe eine Vermutung. Es ist auch nicht wahnsinnig schwierig herauszufinden, wer sich damals beim FC Basel gut stellen wollte. Aber eigentlich interessiert es mich auch nicht mehr.

Wie sehen Sie den neuen FC Basel unter David Degen?
Er hatte sehr viel Vorschusslorbeeren, man war sehr froh, dass er kam. Aber er merkt auch, dass es nicht so einfach ist, einen Fussballklub zu führen. Was ich nie machen möchte, ich bewundere das. Die Idee mit den Spielern, die er holte, finde ich sehr interessant. Ob man jetzt Cabral oder Zhegrova verkaufen musste, weiss ich nicht. Aber man darf auch nie vergessen, wie schwierig es ist, als Schweizer Fussballklub Ende Jahr eine schwarze Null zu schreiben. Im Grossen und Ganzen ist es okay, was er macht.

Alex Frei ist auch ausserhalb der Schweiz ein Grosser. In Frankreich, wo er bei Rennes Torschützenkönig wurde. Oder in Dortmund, wo er unter Jürgen Klopp spielte und am Anfang eines Streits zwischen dem BVB-Trainer und Blick stand. Als Frei 2008 nicht oft spielt, titelt Blick vor einem Länderspiel: «Stopft Frei heute Klopp das Maul?» Parallel dazu geben wir ein Radio-Interview, wo wir sagen, der Dortmund-Coach mache unseren Nati-Captain kaputt. Klopp hört dies auf der Autobahn und «ist vor Wut fast in die Leitplanken gefahren», wie sein Mitfahrer erzählt. Klopp damals: «Das kommt vor allem daher, dass mich der Blick auf dem Kieker hat. Die hatten die Überschrift: Wann stopft Frei Klopp endlich das Maul? Das fand ich so weit unter der Gürtellinie, dass ich einen Interviewwunsch mit diesem Blatt abgelehnt habe. Seitdem ist unser Verhältnis angespannt.»

Alex Frei, wie erlebten Sie das damals?
Ich bekam die Diskussion mit, ja.

Warum setzte er nicht auf Sie?
Ich war ein Spieler, der nicht ins Fussballkonzept von ihm passte. Vielleicht war ich zu wenig schnell. Man hatte damals immer das Gefühl, wir hätten da tagtäglich Streit, aber das war nicht wahr. Selbstverständlich hatten wir unterschiedliche Auffassungen. Heute verstehe ich es als Trainer, als Spieler war es schwierig. Er stand für Pressing und Gegenpressing. Ich sagte ihm: Ich kann entweder 20 Tore schiessen und wenig pressen. Oder ich presse viel und mache nur zwei… Er meinte, er könne nicht auf meine Torgefährlichkeit verzichten. Ich solle so tun, als ob ich mehr laufe – dann akzeptiere er das.

Wie oft haben Sie heute Kontakt?
Hin und wieder. Einmal im Monat etwa. Da reden wir über Gott und die Welt – und auch über Fussball, wo er mir Inputs gibt. Aber mein Austausch mit Ottmar Hitzfeld ist regelmässig. Als junger Trainer ist das toll, solche Anlaufstellen nutzen zu können. Ottmar hatte auch einen interessanten Weg, ging immer Schritt für Schritt: Von Zug zu Aarau zu GC und so weiter.

Frei schaut sich in der Sendung «Blick Kick» dann noch Höhe- und Tiefpunkte seiner Karriere an. Erzählt, wie die Verletzung an der EM 2008 einen Transfer zu Bayern München zum Platzen brachte. Wie er sein 40. Länderspiel-Tor bejubelte und man das Gefühl hatte, er würde beim Jubeln Mitspieler Marco Padalino wegschubsen, um 4 und 0 in die Kamera halten zu können. «Wenn ich es heute – ein bisschen reflektierter und erwachsener – anschaue, sieht es beschissen aus, ja. Aber ich wollte das nicht und ich glaube, Marco empfand es auch nicht so.» Auch seinen eigenen Jubel nach einem Tor gegen GC («Das isch emol ä Goool») sieht er heute kritisch: «Auch wenn ich das sehe, muss ich sagen: Ich versuchte oft ein Vorbild zu sein. Das gelang mir nicht immer – heute würde ich nicht mehr auf die Kamera klopfen.»

Bei der Spuck-Affäre von 2004 – hat Sie der Verband zum Lügen angestiftet?
Ich finde, irgendwann 18 Jahre später ist irgendetwas auch vorbei. Was ich gemacht habe, war nicht okay. Damit lebe ich mein Leben lang. Ich stehe zu diesem Fehler. Was danach passiert ist, dem entziehe ich mich. Es gibt sogar Studien über den Fall, Studenten, die dies als Masterarbeit aufgearbeitet haben. Darin kann man die Abläufe sehen, die mich entlasten und andere belasten.

Wie würden Sie es heute machen?
Von Anfang an hinstehen, sagen, dass ich es gemacht habe. Und dann mit den Konsequenzen leben.

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