Ex-Fifa-Präsident Sepp Blatter erholt sich langsam von seiner Herz-Operation, die ihn auf die Intensivstation und später zu einem mehrmonatigen Klinikaufenthalt gezwungen hat. In einem grossen Interview in der SonntagsZeitung rechnet der Walliser ab: mit Gianni Infantino, der heutigen Fifa und der Bundesanwaltschaft.
Sepp Blatter über ...
... seine Covid-Erkrankung: «An die kritische Phase habe ich keine Erinnerung. Ich war total weg, hatte nur noch Halluzinationen. Seit Ende März geht es wieder bergauf.»
... die WM-Vergabe nach Katar: «Die WM-Vergabe war nicht gekauft, aber politisch und wirtschaftlich gesteuert. Von den Gesprächen im Élysée-Palast erfuhr ich erst kurz vor der Vergabe. Unser Plan war, die WM 2018 in Russland und 2022 in den USA abzuhalten, sodass sich die Supermächte näherkommen, was meine Idee gewesen war. Doch dann rief mich Platini eine Woche vor der Wahl an und sagte: Sepp, das geht leider nicht mehr. Sein Staatspräsident habe ihn auf einen Kaffee eingeladen und eine Empfehlung zugunsten von Katar abgegeben. Damit war unser Vorhaben nicht mehr realisierbar.»
... seinen Nachfolger Gianni Infantino: «Der neue Präsident kommuniziert nur über Anwälte mit mir. Wie ich höre, begrüsst er die Leute im Haus nicht, und er will auch nicht, dass man ihn begrüsst.»
... Infantinos Pläne mit der Fifa: «Vielleicht hat er einen Ball an den Kopf bekommen. Als er anfing, soll bei der Fifa alles schlecht gewesen sein. Dabei konnte er sich in ein gemachtes Nest setzen. Als ich aufhörte, hatte die Fifa 1,4 Milliarden Franken Reserven, einen Cashflow auch fast in Milliardenhöhe, die Verträge mit den TV-Anstalten und Sponsoren waren langfristig abgeschlossen. Jetzt will er eine WM alle zwei Jahre, eine Club-WM jedes Jahr und den Sitz der Fifa nach Paris verlegen, in ein Haus, das übrigens den Katarern gehört. Er will überall noch mehr Geld rauspressen.»
... den Fussballer Infantino: «Er selber spielt sicher nicht, er hat ja zwei linke Füsse.»
... die Anklage der Bundesanwaltschaft, wegen einer Zahlung an Michel Platini: «Dieser Vorwurf ist haltlos – wird von den Medien aber immer wieder unreflektiert wiedergegeben. Es ist unglaublich, dass man für diesen Fall so viele Jahre brauchte und dann zu einer Anklage kommt, obwohl die Zahlung auf einem Vertrag basiert und von allen Fifa-Gremien abgesegnet wurde.»
... die Ehe für alle: «Diesem Thema stehe ich sehr kritisch gegenüber. Der Begriff der Ehe und der Familie ist in der Verfassung verankert.» (red)