Arbeitsloser Nati-Verteidiger Loris Benito
«Petkovic setzte sich nicht für mich ein»

Vom Stammspieler und EM-Helden zum Arbeitslosen, der keinen Verein findet. 2021 war für Loris Benito (29) «eine unglaubliche Achterbahnfahrt».
Publiziert: 29.12.2021 um 08:42 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2021 um 09:13 Uhr
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Loris Benito als Zaungast im City Ground nach den Probetrainings bei Nottingham Forest beim Spiel der Reds gegen Peterborough.
Foto: DUKAS
Alain Kunz

Noch in der Rückrunde der letzten Saison stimmte alles. Bordeaux wird nach einem Absturz auf Platz 16 noch 12. Loris Benito ist Stammspieler. Im Sommer steht er im Kader der Schweizer Nati, die mit dem Achtelfinal-Sieg gegen Frankreich Geschichte schreibt. Der Aargauer kommt aber nur beim 3:1 gegen die Türkei (für fünf Minuten) zum Einsatz. Dann wird der vom Konkurs bedrohte Verein verkauft. Es kommt mit … Vladimir Petkovic (58) ein neuer Trainer. Und über Benito bricht alles zusammen.

Was passierte dann im Sommer?
Loris Benito:
Es gab Entwicklungen, die ich nicht unterstützen konnte. Und dann wollte man mich aus dem Verein drücken. Ich wurde zur Persona non grata.

Petkovic war da keine Hilfe?
Ich hätte mir gewünscht, dass er sich mehr für mich einsetzt, immerhin war ich drei Jahre lang sein Spieler in der Nati. Aber ich glaube, dass er das gar nicht konnte, weil er neu war.

Sie lösten Ihren Vertrag auf.
Genau. Ich bin nicht einer, der Verträge aussitzt, ohne eine Perspektive zu haben

Seither sind Sie arbeitslos. Bereuen Sie die Auflösung?
Nein, kein bisschen.

Haben Sie von Petkovic seither etwas gehört?
Nein, nichts.

Überrascht Sie das?
Nein.

Nun verpassen Sie diese coole neue Nati-Ära mit Murat Yakin …
Ich bekomme das auch so mit. Es ist ein sehr guter Moment, Nationalspieler zu sein.

Wo schauen Sie sich die Spiele an?
Wenn es geht im Stadion. Ich war zum Beispiel gegen Nordirland in Genf.

Ende November steigt die WM in Katar. Haben Sie da noch Hoffnung?
Und wie! Es tat weh zu sehen, dass in der WM-Quali plötzlich Rechtsverteidiger Silvan Widmer hinten links spielte. Meine Position …

Also muss nun schnellstens ein Klub her.
Unbedingt. Ich bin auch zuversichtlich, dass es im Januar klappt. Da sind die Umstände besser als im Sommer. Es wird mehr Bewegung auf dem Markt sein.

Aber das Telefonat Ihres Beraters Philipp Degen mit dem richtigen Klub ist noch nicht gekommen.
Nein. Auf dieses warte ich sehnsüchtig.

Eine Rückkehr in die Schweiz?
Nein. Ich habe noch einige Jahre im Ausland in den Beinen. Am liebsten in der Bundesliga oder in England. Das ist mein Traum.

Sie waren beim zweimaligen Meistercup-Sieger Nottingham Forest im Probetraining. Hat sich da nichts ergeben?
Nein. Die boten mir einen Vertrag bis Ende Saison an. Das habe ich abgelehnt.

Aber die Erfahrung war cool.
Und wie! Ich habe in dieser Zeit auch ein Heimspiel besucht. Volles Stadion. 28'000 Fans. In der zweiten Liga. Beeindruckend!

Hat es Sie überrascht, dass Sie im Sommer keinen Klub fanden?
Schon. Nach zwei Jahren als Stammspieler in der Ligue 1 dachte ich schon, dass sich etwas ergibt.

Wie halten Sie sich fit?
Morgens mit Nati-Konditionstrainer Oliver Riedwyl in Bern. Am Nachmittag trainierte ich mit dem FC Aarau. Meine Tage waren also ausgefüllt.

Wo leben Sie derzeit?
Bei meiner Mutter. Ich hatte viel Zeit, Familie und Freunde zu sehen. Das tat gut. Aber jetzt bin ich ein paar Tage in Mailand.

Aber nicht beruflich?
Nein, bei Freunden.

Bei wem?
Roma-Spieler und Europameister Bryan Cristante, der hier lebt. Ihn habe ich während unserer gemeinsamen Zeit bei Benfica Lissabon kennengelernt. Seither sind wir enge Freunde. So hatte ich nach unserem EM-Out immer noch jemanden, dem ich die Daumen drücken konnte.

Und Silvester?
Feiere ich auch in Mailand. Mit Freunden aus Aarau.

Übrigens habe ich Sie in einer Top-Ten-Liste entdeckt.
In welcher?

Der Top Ten der arbeitslosen Fussballer mit dem höchsten Marktwert – 2,5 Millionen Euro…
Nicht eben die Top Ten, die man sich wünscht.

Was ist Ihr Wunsch für 2022?
Ein guter Vertrag! Ich bin nicht wählerisch. Einzig exotische Abenteuer im arabischen oder asiatischen Raum müssen nicht sein.

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