Andrea Binotto (50) heisst der neue Mann an der Seitenlinie des serbelnden Traditionsklubs aus Neuenburg. Seinen Namen kennt man in der Sportszene kennt man als Trainer noch nicht so gut. Ganz im Gegensatz zu seinem Bruder. Mattia Binotto ist Teamchef bei Ferrari. Was die beiden nun verbindet: Sie sind Krisenmanager!
Ferrari hat ein miserables Jahr hinter sich. Nur sechste in der Konstrukteurswertung. Das gabs zuletzt vor 40 Jahren. Dasselbe lässt sich für Xamax sagen. Ende Saison musste man den zweiten sportlichen Abstieg – nebst dem Konkurs 2012 – nach 2006 verdauen.
Und der Fall geht ungebremst weiter. Nach der neunten Niederlage in Folge, einem 0:1 gegen … Stade-Lausanne-Ouchy, sind die Neuenburger nun auch in der Challenge League am Tabellenende angekommen, weil Chiasso gegen Kriens siegte. Auch Interimstrainer Martin Rueda konnte das Ruder also nicht herumreissen. Sein Vorgänger Stéphane Henchoz war vor einer Woche entlassen worden. Rueda trägt am Dienstag im Nachtragsspiel gegen Winterthur ein letztes Mal die Verantwortung. Anfang Januar dann löst ihn Binotto ab.
Erfolg bei Stade-Lausanne-Ouchy
Dieser war zuvor bei Stade-Lausanne-Ouchy höchst erfolgreich unterwegs gewesen. Er übernahm das Team 2012 in der zweiten Liga interregional und führte es in die Challenge League. Bis es kurz vor Ende der letzten Saison zum Zerwürfnis mit dem millionenschweren Präsidenten Wartan Sirmakes kam, weil Binotto aus Sicht des CEOs der Nobel-Uhrmarke Franck Muller zu heisse Flirts mit anderen Klubs eingegangen war. Vor allem mit … Xamax. Sirmakes aber wollte Planungssicherheit und trennte sich Ende Mai von seinem Erfolgstrainer, der kürzlich die Uefa-Pro-Lizenz erhalten hat.
Und nun also findet zusammen, was offenbar zusammengehört. Xamax und Binotto. Übername des Coaches übrigens: «Der Professor». Weil er vor seiner Zeit als Profi-Trainer Mathematik-Lehrer am Gymnasium La Cité in Lausanne gewesen war. Mit ungewöhnlichen Lehrmethoden. Binotto/Xamax soll ein langlebiges Projekt sein. Wie bei dessen beiden letzten Klubs: Vor seinen acht Jahren bei SLO war der in Lausanne geborene Schweiz-Italiener gar zehn Jahre bei Concordia Lausanne tätig gewesen.