Wer mit Knut Asmis redet, der braucht Zeit. Viel Zeit. Der 55-Jährige ist in Leipzig Universitätsprofessor für Physikalische Chemie und sechsfacher Schweizer Einzelmeister im Tipp-Kick. Ein Wissenschaftler, dessen grosse Leidenschaft ein solch simples Spiel ist? Eine aussergewöhnliche Kombination, über die er gerne und ausführlich erzählt. «Für mich macht genau das den Reiz aus», erklärt der deutsch-schweizerische Doppelbürger, «als Wissenschaftler fasziniert mich, dass man dieses Spiel nicht komplett berechnen kann.»
So wie Asmis geht es vielen. Trotz Handys und Computerspielen ist Tipp-Kick noch immer populär. Keiner weiss das besser als Mathias Mieg (63). Zusammen mit seinem Cousin Jochen führt er in dritter Generation das süddeutsche Unternehmen, das 2024 sein 100-jähriges Jubiläum feiert. «Tipp-Kick ist der Gegenentwurf zum Computer», sagt Mieg, «Sie glauben nicht, wie glücklich Menschen sind, dass es noch so etwas rein Mechanisches gibt. Oft kommen Eltern zu mir und erzählen, Tipp-Kick sei noch die einzige Möglichkeit, ihr Kind vom Handy wegzukriegen.»
1924: Edwin Mieg entwickelt das erste Tipp-Kick-Spiel.
1954: Die Firma entwickelt den fallenden Torwart Toni. Er ist aus Kunststoff und kann auf Knopfdruck nach links und rechts hechten. In jenem Jahr werden über 180'000 Spiele verkauft – Rekord!
1978: Die textilen Netztore werden eingeführt.
2011: Anlässlich der Frauen-WM in Deutschland präsentiert Tipp-Kick die erste weibliche Spielfigur.
2018: Ein Grossteil der Produktion wird nach China verlegt.
2024: Tipp-Kick feiert das 100-Jahr-Jubiläum. Am 8./9. Juni findet deshalb in Villingen-Schwenningen die offene Deutsche Meisterschaft statt. Anmeldeschluss ist am 24. Mai 2024.
1924: Edwin Mieg entwickelt das erste Tipp-Kick-Spiel.
1954: Die Firma entwickelt den fallenden Torwart Toni. Er ist aus Kunststoff und kann auf Knopfdruck nach links und rechts hechten. In jenem Jahr werden über 180'000 Spiele verkauft – Rekord!
1978: Die textilen Netztore werden eingeführt.
2011: Anlässlich der Frauen-WM in Deutschland präsentiert Tipp-Kick die erste weibliche Spielfigur.
2018: Ein Grossteil der Produktion wird nach China verlegt.
2024: Tipp-Kick feiert das 100-Jahr-Jubiläum. Am 8./9. Juni findet deshalb in Villingen-Schwenningen die offene Deutsche Meisterschaft statt. Anmeldeschluss ist am 24. Mai 2024.
Auch Asmis fing schon als Kind mit Tipp-Kick an. «Eigentlich ist es ein einfaches Spiel mit einfachen Regeln, aber ich habe fast 40 Jahre gebraucht, um es richtig zu verstehen.» Da ist zum Beispiel die verflixte Sache mit dem schwarz-weissen Ball. «Nur wenn nach einem Pass immer noch deine Farbe oben liegt, darfst du weiterspielen. Mittlerweile kann ich Bälle so spielen, dass ich zu 90 bis 95 Prozent weiter dran bin. Das gelingt aber nur, wenn man den Ball nicht rollen lässt, sondern ihn seitlich anspielt und er sich dann wie ein Kreisel dreht. Das wurde übrigens erst Anfang der 90er-Jahre herausgefunden und war für unsere Sportart eine Revolution.»
Tipp-Kick ist noch immer populär
Für Firmenpatron Mathias Mieg, dessen Sohn ab Sommer in die Firma einsteigen wird, macht diese Detailversessenheit einen Teil der Faszination aus. «Wenn ich mehr trainiere, werde ich automatisch besser und gewinne dadurch häufiger. Ausserdem hat auch ein Kind gegen einen Erwachsenen Siegeschancen.» Er selbst bezeichnet sich als soliden Spieler. «Das hängt natürlich auch davon ab, wie oft ich übe. Früher hatten wir im Büro einen Spieltisch, doch den liess ich wieder rausnehmen, weil wir dadurch zu oft gespielt statt gearbeitet hatten.»
Dass Tipp-Kick in der Schweiz noch heute so weit verbreitet ist, liegt auch an einer Migros-Aktion aus dem Jahr 2022. Damals wurden fünf Millionen Männchen und 100’000 Spiele veräussert. In einem normalen Jahr ohne solch spezielle Aktionen macht die Firma einen Umsatz von 1 bis 1,5 Millionen Euro. Diese Zahlen sind stabil, weil die Produkte vor allem online verkauft werden und sie deshalb vom Rückgang des Spielwarenfachhandels kaum betroffen sind. Die Produktion aber wurde längst nach China ausgelagert. Nur noch eine Handvoll Heimarbeiter kümmert sich in der Region um die Bemalung spezieller Kleinserien.
«Die Form und das Gewicht des Beins sind entscheidend»
Für Profis wie Asmis vom TKC Mutz Bern sind die Standard-Männchen nicht geeignet. Ambitionierte Spieler benötigen Figuren mit Stahlbeinen, die man dann mit einer Feile tunt. Eine Wissenschaft für sich. «Die Form und das Gewicht des Beins sind entscheidend», erklärt Asmis, «und die Länge des Fusses bestimmt, wie gut man mit ihm unter den Ball kommt und wie hoch dann dieser fliegt.»
Trotz der vielen Stunden, die fürs Training und das Tüfteln draufgehen, gibt es für Spieler wie Asmis nichts zu verdienen. «Für einen Meistertitel erhalte ich einen Pokal, Genugtuung und schöne Stunden mit Kollegen, die seit Jahrzehnten meine Faszination teilen.» Seine Stärke? «Meine Defensive. Wenn die gut steht, bin ich schwer zu schlagen, dazu gehört auch mein ausgeklügeltes Torwartspiel. Und 2012 habe ich im Final der Schweizer Einzelmeisterschaft eine Ecke direkt reingedreht und verwandelt. Ein Traumtor!»
1. Das Spielermaterial: «Die Standardfiguren sind für ambitionierte Spieler nicht geeignet. Es gibt aber Anbieter, die bessere und robustere Männchen anbieten. Diese Investition lohnt sich.»
2. Der Torhüter: «Eine goldene Regel besagt: Benutze nie die Knöpfchen, um ihn hechten zu lassen. Der Torwart sollte immer stehen und nur seitlich verschoben werden. Das erhöht die Abwehrchancen deutlich.»
3. Farbe legen: «Durch stundenlanges Üben kann man lernen, dass seine eigene Farbe nach einem Pass oben liegt. Im Internet findet man dazu zahlreiche Videos, die einem helfen, sich das anzueignen.»
1. Das Spielermaterial: «Die Standardfiguren sind für ambitionierte Spieler nicht geeignet. Es gibt aber Anbieter, die bessere und robustere Männchen anbieten. Diese Investition lohnt sich.»
2. Der Torhüter: «Eine goldene Regel besagt: Benutze nie die Knöpfchen, um ihn hechten zu lassen. Der Torwart sollte immer stehen und nur seitlich verschoben werden. Das erhöht die Abwehrchancen deutlich.»
3. Farbe legen: «Durch stundenlanges Üben kann man lernen, dass seine eigene Farbe nach einem Pass oben liegt. Im Internet findet man dazu zahlreiche Videos, die einem helfen, sich das anzueignen.»