Angesäuert blickt die Ferrari-Gemeinde auf das Imola-Wochenende Ende April zurück. Carlos Sainz (27) wurde von Daniel Ricciardo (32, McLaren) ins Kiesbett befördert – Ausfall. Teamkollege Charles Leclerc (24) landete ebenfalls neben der Strecke. Am Ende resultierte Platz sechs. WM-Rivale Max Verstappen (24, Red Bull) triumphierte in Italien.
Trotz der brutalen Ferrari-Pleite ist die Konkurrenz erbost über das Verhalten des roten Rennstalls. Die Szene, die zu reden gibt, spielte sich am Montag nach dem GP-Wochenende ab. Ferrari absolvierte Reifentests für Pirelli, die einzig und alleine als Entwicklungshilfe dienten.
«Ich fordere komplette Transparenz»
Soweit, so normal. Aber: Leclerc und Sainz fuhren mit zwei unterschiedlichen Unterböden – das berichtete Blick bereits. Sammelten sie verbotenerweise zusätzliche Informationen zu ihren Gunsten? Nein, sagen die Regelhüter der FIA. Der Tausch musste aufgrund eines Schadens vollzogen werden, heisst es von offizieller Seite. Zudem wurde ein älterer Unterboden eingesetzt – alles regelkonform.
Und trotzdem ist die Konkurrenz nicht glücklich darüber. Allen voran mit der Kommunikation: «Ich denke, es wäre wichtig, dass man uns das Vertrauen gibt, dass es angemessen kontrolliert wurde. Ich fordere komplette Transparenz», sagte McLarens Sportchef Zak Brown (50) gegenüber dem «Motorsport-Magazin».
Ferrari haftet aufgrund von Vorkommnissen in der Vergangenheit ein schlechter Ruf an. 2019 wurde dem Team vorgeworfen, bei der Benzinzufuhr des Motors getrickst zu haben. Die Sanktionen und Ermittlungen gegen die Scuderia liefen mehrheitlich im Hintergrund ab, fernab der Öffentlichkeit. Auch dazumal gab es viele kritische Stimmen.
FIA passt Reglement an
WM-Rivale Red Bull äusserte sich ebenfalls zu der Unterboden-Thematik: «Wir wollen auf jeden Fall vermeiden, dass Reifentests sich in Aerodynamik- oder Performance-Entwicklungs-Tests verwandeln», erklärte Teamchef Christian Horner (48). «Die FIA muss diese Dinge im Blick haben», fordert Mercedes-Teamchef Toto Wolff (50).
Der Motorsportverband ist sich der Problematik bewusst und hat das Reglement bereits konkretisiert, wie das «Motorsport-Magazin» schreibt. Neuerdings gilt: «Bei Reifentests dürfen nur bereits bei Rennen oder Vorsaison-Tests genutzte Teile verwendet werden. Zudem ist es den Teams verboten, Änderungen am Auto oder Setup vorzunehmen, die ihnen Informationen liefern, welche nichts mit dem Reifentest zu tun haben.» (nab)