Max Verstappen fährt Ferrari nach dem Austin-GP grob an den Karren. Der Red-Bull-Star wirft den Roten Betrug vor. Beim holländischen TV-Sender Ziggo ätzt der 22-Jährige: «Das bekommst Du, wenn Du aufhören musst, zu schummeln.»
«Mad Max» spricht mit diesem brisanten Satz das Ferrari-Rätsel an. Die Italiener fuhren ab Spa plötzlich allen davon auf den Geraden, hatten plötzlich mehr Power und entsprechend einen hohen Top-Speed (BLICK berichtete).
Bremste die FIA Ferrari ein?
Es gab keine Proteste. Aber Red Bull hat den Automobil-Weltverband FIA angefragt, ob es erlaubt ist, zusätzlich Benzin einzuspritzen. Dort vermuteten das Verstappen-Team eine Manipulation.
Vor dem GP USA gab die FIA eine technische Direktive an die Teams raus. In dieser werden die Teams darauf hingewiesen, dass das Einspritzen von zusätzlichem Benzin in den Motor abseits der offiziellen Messungen der FIA verboten ist.
Und siehe da: Der Vorsprung von Ferrari ist nach dieser Klarstellung plötzlich so schnell weg, wie er aufgetaucht war. Charles Leclerc kommt in Austin mit 52 Sekunden Rückstand ins Ziel.
Das erinnert stark an die Leistungen vor der Sommerpause. In Ungarn kassierten beide Ferrari eine Minute Rückstand. Dann kam die Pause und anschliessend wie aus dem Nichts sechs Pole-Positionen.
Für Verstappen kommt das nicht überraschend. Das sagt er sogar an der offiziellen Pressekonferenz. «Es ist keine Überraschung. Warum denkt ihr, dass Ferrari am Start nicht mit uns kämpfen konnte? Ihr könnt es euch selber ausmalen.»
Leclerc über Verstappen: «Das ist ein Witz, er hat keine Ahnung»
Die Betrugsvorwürfe kommen bei Ferrari natürlich gar nicht gut an. Pilot Charles Leclerc nervt sich über Verstappen: «Das ist ein Witz, um ehrlich zu sein! Er hat keine Ahnung. Wir wissen genau, was wir tun.»
Und Teamchef Mattia Binotto, der am Sonntag keinen schönen 50. Geburtstag erlebt, erklärt an der Ferrari-Pressekonferenz: «Ich habe dieses Wochenende viele Kommentare über eine technische Richtlinie und einen Einfluss auf unsere Autos gelesen und gehört. Ich habe nach Ende des Rennens Kommentare gehört, über die ich sehr enttäuscht bin. Ich finde, solche Kommentare sind total falsch und nicht gut für den Sport. Da sollten alle ein bisschen vorsichtiger werden.»
Hamilton: «Sie hatten plötzlich tonnenweise Power»
Doch Verstappen ist bei weitem nicht der einzige, der sich über die Resultate von Ferrari wundert. Sogar Weltmeister Lewis Hamilton äussert sich dazu. «Sie hatten wie aus dem Nichts plötzlich tonnenweise Power. Wann immer sie mehr Power brauchten, schienen sie noch mehr zu haben», sagt der Mercedes-Star über die letzten Rennen. «Dieses Wochenende – und ich weiss noch nicht, wie ihre GPS-Daten im Vergleich zu unseren aussehen – war definitiv anders als davor. Davor haben wir alleine auf den Geraden sieben Zehntel verloren.»
Auch Mercedes-Boss Toto Wolff sieht das so. «Wir haben uns die Daten angesehen. Ihre Höchstgeschwindigkeit sieht ganz anders aus als bei den letzten Rennen», sagt er. «Ob das an der technischen Direktive liegt, oder an etwas anderem, weiss ich nicht, da ich keinen Einblick in das habe, was Ferrari tut.»
Binotto: Experiment ist die Erklärung
Mit Betrug habe alles überhaupt nichts zu tun, stellt Binotto klar. Er erklärt den rätselhaften Leistungsverlust mit einem Experiment bei Ferrari. «Es stimmt, dass wir auf den Geraden nicht so viel gewonnen haben wir bei den Rennen davor. Dafür waren wir aber in den Kurven gleich schnell wie unsere Konkurrenten. Zumindest im Quali», so der Italiener. «Wir haben den Kompromiss zwischen Anpressdruck und Leistung verschoben, um zu testen, wie wir in den Kurven schneller werden können.»
Es wird spannend zu sehen sein, wie die Ferrari-Performance in zwei Wochen in Brasilien und beim Saison-Abschluss in Abu Dhabi (1. Dezember) aussehen wird.