Die Reifen und der Gummi werden respektvoll auch das schwarze Gold genannt. Noch selten hat ein Grand-Prix-Sieger nachher gesagt: «Diesen Erfolg verdanke ich auch den Reifen. Sie waren einfach perfekt!»
Das Gegenteil ist der Fall. Die Verlierer verstecken ihre vielen Ausreden meistens hinter den «bösen» Pneus. Und seit 2011 bekommt Reifensolist Pirelli die Kritik nach Italien geliefert, auch wenn viele Reifen in Rumänien und der Türkei gebaut werden.
Solange der Gummi nicht platzt, bleibt die Kritik meist im Rahmen. Das war früher anders, wenn sich zwei Hersteller einen richtigen Krieg lieferten. Wie zum Beispiel 2001 und 2006 Bridgestone und Michelin. Da war für die Geschlagenen meist der Sündenbock gefunden: «Die andern hatten einfach den besseren Reifen.» Fertig, aus! Die eigenen Fehler oder ein schlechtes Auto blieben oft eine interne Angelegenheit. Nach aussen musste man ja nicht immer die Wahrheit sagen.
Nun, wer für den Gummi bezahlen muss (jährlich weit über eine Million Euro), dem steht auch das Recht auf eine Reklamation zu. Wie bei den Reifenplatzern von Verstappen und Stroll in Baku. Pirelli stolperte mit seinen schwammigen Aussagen ins Fettnäpfchen – und beschuldigte zuerst die beiden Teams, den Luftdruck abgesenkt zu haben.
Und da war Hamilton beim Fahrermeeting (das diesmal 90 statt 20 Minuten dauerte) bei der FIA sofort zur Stelle: «Warum wurde Red Bull nicht disqualifiziert?» Pérez hatte ja vor Vettel gewonnen – also die zwei Reifenopfer-Teams! Die FIA: «Wir konnten beiden nichts nachweisen!»