Max´ Vater Jos Verstappen (r.) als Benetton-Teamkollege von Michael Schumacher auf dem Podest.
Foto: Sutton

Renault unter Schummel-Verdacht
So lügt und betrügt die Formel 1

Gegen das Formel-1-Team von Renault läuft eine Untersuchung wegen Technik-Beschiss. Es wäre nicht der erste in der Geschichte der Königsklasse.
Publiziert: 16.10.2019 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2019 um 11:31 Uhr
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1984 schmuggelt Tyrrell – hier Stefan Bellof – Bleikugeln in den Tank.
Foto: imago images / Motorsport Images
Matthias Dubach

Die Formel 1 ist in Aufruhr: Das Renault-Team steht unter Verdacht, die Autos von Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg mit einem illegalen Brems-System ausgerüstet zu haben. Jetzt untersucht der Weltverband FIA, ob eine verbotene Automatik den Piloten die Arbeit mit der eigentlich eigenhändig zu bedienenden Bremsbalance abnimmt.

Es wäre der grösste Technik-Skandal in der Formel 1 seit Jahren. Aber bei weitem nicht der erste. Diese Technik-Tricksereien flogen in der Königsklasse früher auf:

1978: Die geklauten Baupläne

Technikguru Tony Southgate wechselt von Shadow zu Arrows und bringt einfach die ganzen Baupläne fürs Rennauto mit. In einer Zeit, in der sich die F1-Autos von Team zu Team optisch noch deutlich unterscheiden, gleichen Shadow und Arrows wie ein Ei dem anderen. Nach einer Klage vom Ex-Arbeitgeber muss Southgate 500´000 Dollar Schadensersatz zahlen und einen neuen Boliden konstruieren.

1984: Die Bleikugeln im Tank

Das Tyrrell-Team hat mit seinen herkömmlichen Motoren gegen die Turbo-Aggregate der Gegner kaum eine Chance – ein Trick soll helfen. Die Autos fahren im Rennen bis kurz vor Schluss untergewichtig, dann wird bei einem Boxenstopp kurz vor Schluss ein Wassertank aufgefüllt. Angeblich für die Bremsenkühlung. Aber um das Auto wieder aufs Mindestgewicht zu bringen, werden sogar Bleikügelchen eingefüllt. Tyrrell wird von der ganzen Saison disqualifiziert.

1994: Die Traktionskontrolle

Das Benetton-Team steht unter Verdacht, das Auto von Michael Schumacher mit einer verbotenen Traktionskontrolle fahren zu lassen. Teamchef Flavio Briatore lässt eine Untersuchung der Software erst nach einer 100000-Dollar-Busse und Androhung einer GP-Sperre zu. Im Programm werden Reste einer Traktionskontrolle gefunden, aber ein Betrug kann nicht nachgewiesen werden. In Spa wird Schumi ausserdem wegen zu dünner Bodenplatte disqualifiziert.

1998: Die Geheim-Bremse

McLaren entwickelt 1997 eine geniale Idee: Mit einem zusätzlichen Bremspedal kann die hintere Bremse links oder rechts betätigt werden. Das hilft, um schneller um die Kurven zu kommen, weil jeweils die Innenseite stärker als aussen gebremst wird. Durch den Druck der Gegner wird das System 1998 verboten.

2003: Zu breite Reifen

Der Reifenkrieg zwischen Michelin und Bridgestone tobt. Es kommt heraus, dass die Michelin-Gummis so konstruiert sind, dass sie sich während des Rennens ein paar Millimeter verbreiten und so mehr Grip bieten. Es fliegt auf und die Franzosen müssen neue Reifen herstellen.

2005: Der Doppel-Tank

Das BAR-Team um Jenson Button setzt auf einen Doppel-Tank. Die Boliden sind so im Rennen untergewichtig unterwegs, bevor beim letzten Tankstopp der versteckte Zusatztank mit Benzin gefüllt wird, um nach dem GP auf der Waage wieder das vorgeschriebene Gewicht zu erreichen. BAR kassiert zwei Rennen Sperre.

2006: Der Massedämpfer

Mitten in der Saison gilt der sogenannte Massedämpfer von Renault plötzlich als illegal. Der Dämpfer in der Auto-Nase reduzierte Schwingungen im Boliden. Doch dann wird es als verbotenes aerodynamisches Hilfsmittel taxiert, Renault und andere Teams müssen den Dämpfer ausbauen.

2007: Die Spionage-Affäre

Techniker Nigel Stepney von Ferrari gab an Mike Coughlan von McLaren ein riesiges Dossier mit wertvollen Internas weiter. Die Spionage-Affäre fliegt auf, weil Coughlans Frau die Ferrari-Dokumente in einem Copyshop scannen lässt. Weil McLaren illegal Dokumente des Erzrivalen verwendet, kassieren die Briten eine 100-Millionen-Dollar-Busse, in der Team-WM werden sämtliche Punkte gelöscht.

2009: Der Doppel-Diffusor

Jenson Button wird sensationell Weltmeister – dank des Doppeldiffusors. Der Skandal ist nicht, dass der BrawnGP-Rennstall diesen Reglements-Graubereich ausnützt. Sondern der Eiertanz, den die FIA aufführt. Der umstrittene Doppeldiffusor wird wohl nur für legal erklärt, um den grossen Teams eins auszuwischen, denn diese forderten damals mehr Mitspracherechte.

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