Kaum hatte am Sonntag das Rennen in Silverstone begonnen, stockte allen der Atem. Als Folge eines Massencrashs überschlug es Guanyu Zhou (23) im Alfa-Sauber fürchterlich. Auf dem Halo rutschte er übers Kiesbett und flog über die Reifenstapel in den Graben vor den Zuschauern. Der blanke Horror.
Einer, der diesen furchtbaren Unfall hautnah miterlebte, ist Josef Leberer (62). Der Österreicher gehört seit 34 Jahren zur Formel 1, betreute als Physiotherapeut bei McLaren Ayrton Senna (†1994) oder Alain Prost (67) und stiess 1997 zu Alfa-Sauber. Gegenüber «speedweek.com» schildert er die Minuten, in denen er um seinen Schützling Zhou bangte.
«Konnten das fast nicht glauben»
«Ich dachte nur ‹um Gottes Willen›, als wir realisierten, dass ‹unser› Auto fehlte. Es war furchtbar, weil die Ungewissheit da war», so Leberer. «Alle in der Box waren völlig perplex. Da es länger keine TV-Bilder gab, wussten wir alle: Das gefällt uns gar nicht.» Es wurde gehofft und gebangt, bis über Funk die erlösende Nachricht kam, Zhou sei bei Bewusstsein.
Nach der Bergung eilte Leberer sofort zum Medical Centre. «Wenig später waren auch sein Trainer und seine Mutter dort. Die Erleichterung war bei allen natürlich riesengross, zumal die ersten Checks ergaben, dass er keine gravierenden Verletzungen erlitten hatte», erzählt er. «Wir konnten das fast nicht glauben.»
Zhou ging es den Umständen entsprechend sogar so gut, dass er gegen Ende des Rennens schon wieder im Fahrerlager war. «Das war für uns das schönste Erlebnis des Wochenendes.»
Zhou startet in Spielberg
Für Leberer war es nicht das erste Mal, dass er um einen seiner Schützlinge bangte. «Am schlimmsten war Imola 1994 mit dem Tod von Senna», sagt er. Er war aber auch dabei als Mika Häkkinen 1995 in Adelaide crashte, bei Robert Kubicas Unfall in Montreal 2007 oder als sich Marcus Ericsson 2018 in Monza mehrfach überschlug.
Obwohl allen der Silverstone-Schock wohl noch in den Knochen steckt, wird Zhou bereits am kommenden Wochenende beim GP Österreich in Spielberg wieder im Cockpit sitzen. Leberer: «Der Aufprall nach der Rolle über den Reifenstapel war nicht sehr hart, da war die meiste Energie schon absorbiert.» (bir)