Das war mehr als ärgerlich. In einem Fotofinish (0,030 Sekunden) verlor Valtteri Bottas (33) in Montreal im Alfa-Sauber das Duell um den neunten Platz gegen Lokalheld Lance Stroll (24) im Aston Martin-Mercedes. Dieser verlorene Punkt könnte noch teuer werden.
«Die Fans flippten aus!»
«Es war ein tolles Gefühl, als die Tribünen plötzlich zu explodieren drohten, als ich auf den letzten Metern noch an Bottas vorbeiflog und die Fans tobten», strahlte der Kanadier. Und dabei kam ihm natürlich Baku 2017 in den Sinn.
Stroll: Dreimal Dritter
Damals, mit erst 18 Jahren, schien beim GP in Baku die grosse Sensation perfekt. Der kanadische Milliardärssohn, in den Augen von vielen als chancenloser Fall in seine Premieren-Saison geschickt, lag auf der Zielgeraden hinter Sieger Ricciardo (Red Bull-Renault) an zweiter Stelle. Im Williams-Mercedes.
Da drehte hinter ihm Bottas im Werks-Mercedes den Motor hoch und überholte Stroll noch vor der Ziellinie – 0,105 Sekunden Vorsprung. Es war der erste von bisher drei dritten Plätzen des Kanadiers! Und Stroll, der in Aserbeidschan in den Armen seines Vaters Lawrence weinte, hat jetzt schon 131 Rennen! Und in Alonso einen unbezwingbaren Teamleader gefunden.
Bottas: «Reifen schuld!»
Für Bottas war die Rache von Stroll in Montreal 2023 eher peinlich. Aber der Finne fand zwei Wochen nach dem schlechtesten Rennen seiner Karriere in Barcelona (19.) schnell eine Ausrede: «Klar, der neunte Platz war möglich. Aber mein Reifenverschleiss war zu gross.»
Im Ziel trennten die beiden Fahrer nicht einmal eine halbe Wagenlänge! Bottas: «Wir müssen da auch den positiven Aspekt sehen. Ich habe vier Positionen gut gemacht – und der Punkt ist doch eine tolle Motivation für das ganze Team!»
«Vielleicht ein entscheidender Punkt!»
Auch Alfa-Sauber Team-Repräsentant Bravi machte – wie immer – in Optimismus: «Klar ist es bitter, auf den letzten Metern noch einen Punkt zu verlieren. Aber dieser zehnte Platz könnte am Ende der Saison den entscheidenden Unterschied ausmachen! Deshalb sind wir auch happy, dass wir wie in Barcelona gepunktet haben.»
In Spanien waren es zwei Zähler von Zhou, der in Montreal als Letzter bei der Startaufstellung nie in die Gänge gekommen ist.
Williams ist eine Rakete
Was in Hinwil aber die Alarmglocken läuten lässt, ist die «Wiedergeburt» von Williams-Mercedes. Die Briten kamen mit einem total modifizierten FW 45 nach Übersee. Und mit dem gefundenen Abtrieb sass Alex Albon (27) plötzlich in einer Rakete. Der Thai (neunter Startplatz) war auf der Geraden mit 343,0 km/h der schnellste Mann!
Albon: «Wir haben jetzt ein Auto, das uns um den 7. WM-Platz mitkämpfen lässt!» Dort liegt neu zwar Alfa-Sauber mit 9 Punkten vor Haas-Ferrari (8) und Williams-Mercedes (7). In zwei Wochen beginnt also in Spielberg ein neuer Dreikampf in der Formel 1.
Die nächsten 5 Rennen ausverkauft!
Der GP Kanada in Montreal, seit 1978 im Programm, erlebte mit 345 000 Fans in vier Tagen einen Rekordbesuch. Auch wenn die Verstappen-Show die Rennen etwas eintöniger machen, die Zuschauer strömen trotzdem an die Rennstrecken. So sind die nächsten fünf GP-Veranstaltungen in Europa alle ausverkauft: Österreich, England, Ungarn, Belgien und Holland. Nur in Italien wurden erst 80 Prozent der Tickets verkauft. Da drückt die Ferrari-Krise das Interesse.