Der grösste Fan von Sebastian Vettel (32) ist schon 88 Jahre alt: Bernie Ecclestone. Der Brite zu BLICK: «Ich mag diesen Kerl einfach. Seinen Charakter und seine Leidenschaft. Es wäre ihm wirklich zu gönnen, wenn er Ferrari endlich wieder zum Weltmeister machen könnte. Aber ich habe da an den Italienern so meine Zweifel!»
Seit 13 Rennen (Räikkönen in Austin 2018) ist Ferrari ohne Sieg. Und seit 12 Jahren (Räikkönen 2007) sind die Roten ohne Fahrer-Titel. Der vierfache Red Bull-Champion Vettel sitzt jetzt schon fünf Jahre im Ferrari. Er wird auch diese Saison seine Mission nicht erfüllen können. ja, er hat schon längst Alarm geschlagen: «Maranello, wir haben ein Problem.»
Aber den grössten Stolperstein muss Vettel selbst aus dem Weg räumen. Seine fast unerklärliche Fehlerquelle. Immer wieder steht er weltweit im Mittelpunkt und kassiert dann noch Strafen. Wie am 9. Juni in Montreal und am letzten Sonntag in Silverstone. Die nächste Horror-Station ist am 28. Juli Hockenheim, wo Vettel vor einem Jahr einen klaren Sieg wegwarf.
Setzt ihn Leclerc zu stark unter Druck?
Will Vettel einfach zu viel, hat er sogar Angst («Mir fehlt das Vertrauen ins Auto») – oder setzt ihn einfach sein unbequemer Teamkollege Charles Leclerc (21) schon zu stark unter Druck?
Nach Kanada wurde der SF 90 umgebaut, um das lästige, von beiden Fahrern beklagte Untersteuern wegzubringen (BLICK berichtete). Seither spürt der 52-fache GP-Sieger aber die Hinterachse nicht mehr. «Beim Einlenken bin ich nie sicher, was das Heck mit dem Auto macht!»
Leclerc überfährt mit seiner Jugend das Problem. Doch Vettel, der seit einem Monat verheiratete Familienvater, macht sich im Cockpit eben seine Gedanken. Diese Selbstzweifel muss er bald loswerden!
Marchionnes Nachfolger kann man kaum spüren
Aus der «Raumstation» in Maranello kann Vettel keine Hilfe erwarten. Der grosse Macher Sergio Marchionne († 66) ist 2018 in Zürich gestorben. Seine Nachfolger kann man kaum spüren. Und der Wechsel von Arrivabene zu Binotto als Teamchef war höchstens ein Wechsel vom Selbstdarsteller zum netten Schweiger.
Kurz: Ferrari fehlt jetzt die starke und führende Hand für eine erfolgreiche Zukunft. Ja, jetzt holt das Werksteam sogar Simone Resta (48), den an Alfa-Sauber ausgeliehenen Technischen Direktor, aus Hinwil nach Maranello zurück.
Ferrari muss automässig endlich wieder ein starker Wurf gelingen. Und motorenmässig muss man aufpassen, dass Honda mit Red Bull die Italiener nicht überholt. Für den Sommer haben die Japaner Verstappen und Gasly gleich 25 PS mehr versprochen. Dann wird das Duell um WM-Rang 2 noch spannend. Ferrari – Red Bull 243:191.
Im April 1970 wurde ein Funk bei der Mondmission von Apollo 13 berühmt: «Hallo Houston, wir haben ein Problem!» Nach vier Tagen hatten die Amis dieses (u. a. Sauerstoffmangel) am Boden gelöst und holten die drei Astronauten sicher auf die Erde zurück.
2020 zündet man in Maranello die Rakete «Ferrari 13» für die neue Mission WM-Titel. 13 Jahre nach Räikkönen. Kann Maranello nächste Saison die Probleme lösen?