Sich selber treu bleiben: Das gibt heutzutage jedes Instagram-Sternchen als angebliches Lebensmotto zum Besten. Niki Lauda war einer, der sich wirklich treu blieb. Er machte was er wollte, was er für richtig hielt, ganz egal, was andere über ihn dachten. Seine Meinung? Die kam bei Lauda immer ungefiltert rüber. Typisch Niki.
Er scherte sich nie um Konventionen. Als er mit 60 Jahren nochmals Vater wurde, sagte Lauda: «Was nützt Kindern ein junger Hupfer als Vater, der keine Ahnung hat von Tuten und Blasen?» Typisch Niki. Das Geschwätz wegen seiner 30 Jahre jüngeren, zweiten Frau Birgit und die Geburt eines unehelichen Kindes während der Ehe mit Marlene liess ihn immer kalt.
Mit seiner saloppen, manchmal grantigen Art wurde Lauda zum Kult, was auch immer wieder von Comedians auf die Schippe genommen wurde. Als er erstmals Grossvater wurde, sagte er: «Ist mir vollkommen wurscht. Ich bin wirklich froh, dass diese neun Monate auch dort vorbeigegangen sind und alles quietschlebendig auf die Welt gekommen ist.» Typisch Niki.
TV-Abschied aus dem Nichts
Seine Geradlinigkeit machte ihn 21 Jahre lang bei TV-Sender RTL als Experte unverzichtbar. Sein Abgang war ebenso typisch Niki. Niemanden ausser BLICK-Legende Roger Benoit, dem er das Kommende andeutete, war eingeweiht, als Lauda nach dem letzten Rennen 2017 vor laufender Kamera sagte: «Ich habe eine Entscheidung getroffen, dass ich nächstes Jahr nicht mehr RTL-Experte sein werde.» Moderator Florian König fiel beinahe das Mikrofon aus der Hand.
Noch ärger erging es einer amerikanischen TV-Frau, die mit Lauda einst an den Unfallort auf dem Nürburgring zurückkehrte. Heimlich hatte Lauda einen Gipfel vom Frühstücksbuffet neben die Rennstrecke gelegt. «Da sage ich: «Oh schauen Sie, hier ist mein Ohr!» Da hat sie völlig die Fassung verloren, sie mussten alles nochmals drehen», erzählt Lauda der «Süddeutschen».
Die Sprüche gehen zu weit
Witze über sein verstümmeltes rechtes Ohr. Typisch Niki. Lauda ging immer offen mit seinem Aussehen um, auch wenn die rote Mütze fast immer seinen vernarbten Kopf verdeckte. «Ich habe einen Grund, hässlich zu sein!» Seit dem Kino-Hit «Rush» ist das epische Duell gegen James Hunt und sein Wahnsinns-Comeback 1976 auch jüngeren Fans wieder präsenter.
Klar, dass Lauda mit seinen Polter-Sprüchen auch immer wieder übers Ziel hinausschoss. Ob «schwules Tanzen» und «Tutti-Frutti-Fernsehen» über zwei «Dancing-Stars»-Teilnehmer. Oder ob als F1-Experte zum Beispiel über Max Verstappen: «Vernunft scheint bei ihm nicht einzukehren. Das ist irgendwann eine Frage der Intelligenz!»
Trotz Klartext hatte Lauda aber auch ein weiches Herz. Unvergessen, wie er exklusiv via Handykamera von BLICK-Benoit 2017 aus Singapur seinen Zwillingen zum Geburtstag gratulierte: «Max, Mia, happy Birthday, to you, from Singapur, bitte anrufen!», trällert Niki fröhlich.
Jetzt ist sein Schmäh leider für immer verstummt.