Bei Ferrari muss man die tiefen Wüsten-Wunden lecken, bei Mercedes das doppelte Glück erst einmal begreifen. Für Bahrain-Sieger Lewis Hamilton (34) geht nach dem 74. GP-Sieg die Rekordjagd weiter.
Noch 17 Erfolge, dann hat der Brite Michael Schumachers Bestmarke mit 91 egalisiert. Dessen Sohn Mick (20) testet ja am Dienstag, nach dem durchzogenen Formel-2-Start, hier den aktuellen Ferrari. Auch die erstaunlichste Serie der Formel-1-Geschichte geht weiter: Hamilton hat seit 2007 in allen 13 Saisons immer eine Pole-Position und einen GP-Triumph erobert. Das wird wohl nie mehr ein Fahrer erreichen.
Auch wenn für den Bahrain-Pechvogel Charles Leclerc (21) sicher bald goldene Zeiten anbrechen wird. Sein erster Sieg ist nach der Gala-Vorstellung nur noch eine Frage der Zeit. Die Umarmung von Hamilton nach dem Rennen wird den Monegassen sicher noch mehr motivieren. Es war eine ehrliche Geste als Lob und Trost: «Du hast eine wunderbare grosse Zukunft vor dir!»
Wer 41 Runden lang souverän führt, wer seinen langsam frustrierten Teamkollegen Vettel total im Griff hat, dem gehört eigentlich auch der Sieg. «Etwas ist seltsam mit dem Motor», funkte Leclerc in der 48. Runde an die Boxen. «Wir prüfen es», tönte es zurück.
Ferrari-Motoren gehen doch kaputt
Es war der Anfang vom Drama. Stunden nach dem Rennen sagte Chef Mattia Binotto: «Es war nicht das Energie-Rückgewinnungs-System MGU-H, es war etwas am Motor!» Allein diese Aussage hätte ihm vor rund 40 Jahren den Job in Maranello kosten können. «Unsere Motoren können gar nie kaputt gehen», hatte Commendatore Enzo Ferrari († 1988) seiner Mannschaft immer gepredigt.
Doch es war ein Defekt in einem der sechs Zylinder, der deshalb nicht mehr arbeitete. Und so verlor Leclerc seinen Zehn-Sekunden-Vorsprung in Windeseile. Ja, am Ende musste der letztjährige Sauber-Pilot sogar noch Sprit sparen. BLICK-Technik-Experte Michael Schmidt klärt auf: «Nur bei diesen komplexen Formel-1-Motoren fressen die Autos mehr Benzin, wenn man weniger Leistung hat. Weil man dann länger auf den Geraden unterwegs ist.»
Das unglaubliche Renault-Drama mit zwei identischen Ausfällen innerhalb von wenigen Sekunden 15 Kilometer vor dem Ziel löste die Safety-Car-Phase aus – und rettete Leclerc den ersten Podestplatz.
Das letzte Rennen, das unter Gelb im «Schritttempo» zu Ende ging, war Suzuka 2014. Als Leclercs bester Freund Jules Bianchi seinen schweren Unfall hatte. Neun Monate später wurde er in Nizza von seinem Leiden erlöst. Am Samstag hatte Charles hier seine erste Pole-Position Jules gewidmet.