Was für ein Drama um Charles Leclerc in Bahrain! Der Ferrari-Pilot fährt nach einer sackstarken Leistung und einem grandiosen Manöver gegen Teamkollege Sebastian Vettel (Video oben) ungefährdet seinem allerersten GP-Sieg entgegen.
Bis zehn Runden vor Schluss die Defekt-Hexe an seinem Ferrari-Motor zuschlägt. Weil der Generator MGU-H aussteigt, verliert der Monegasse pro Runde fünf Sekunden auf Verfolger Hamilton, muss in Runde 48 den Briten und später dessen Mercedes-Kollegen Valtteri Bottas ziehen lassen. Die Silbernen kommen in der Wüste damit zu einem unverhofften Doppelsieg. Dabei sah es während fast des ganzen Wochenendes nach einer Ferrari-Dominanz aus. Kleines Trostpflaster für Leclerc: Weil das Rennen nach einem Hülkenberg-Defekt hinter dem Safety Car beendet wird, rettet er als Dritter immerhin seinen ersten Podestplatz ins Ziel. Zudem sichert er sich den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde.
Sieger Hamilton ist sich sich bewusst, wie glücklich er zu seinem 74. GP-Triumph kommt. «Unglaublich, so ein Sieg. Ferrari war so stark und Leclerc fuhr ein tolles Rennen. Wir hatten heute einfach nur alles Glück auf unserer Seite», so der Weltmeister im Ziel. Leclerc nimmts sportlich: «Das war einfach noch nicht mein Tag oder der von Ferrari. Ich bin natürlich enttäuscht, doch im Rennsport musst du solche Tage akzeptieren.»
Verrückter Start
Dabei ist beim Auftakt zum 999. GP der Formel-1-Geschichte eigentlich schon für genug Renn-Action gesorgt: Pole-Mann Leclerc startet denkbar schlecht. Sowohl Teamkollege Vettel als auch Bottas lassen Leclerc hinter sich. Der 21-Jährige zeigt sich davon unbeeindruckt, taucht wenig später wieder an Vettels Heck auf. «I am quicker, guys!», meldet der freche Monegasse an die Box. Weil eine Antwort der Ferrari-Strategen ausbleibt, greift Leclerc am Ende der Start-Ziel-Geraden an, düpiert den vierfachen Weltmeister und setzt sich an die Spitze. Zur Erinnerung: Noch beim Saisonstart in Australien wurde Leclerc durch eine Ferrari-Stallorder ausgebremst.
Von diesen taktischen Fesseln befreit zeigt Leclerc der prominenten Konkurrenz die Rücklichter, fährt im Stil eines Routiniers zu seinem ersten GP-Sieg. Dahinter kommts zum Duell der alten Rivalen Hamilton und Vettel. Die Entscheidung fällt in Runde 38, als der Brite am Deutschen vorbeizieht und dieser sich ohne Fremdeinwirkung auch noch dreht. Weil ein Unheil selten alleine kommt, fährt wenige Kurven später auch noch Lance Stroll dem Ferrari den Frontflügel ab. Vettel wird am Ende Fünfter. Aber das ist angesichts des Dramas um Leclerc nur eine Randnotiz.
Viel weniger aufregend verläuft das Rennen für Alfa-Sauber: Kimi Räikkönen behauptet mit einer klugen Reifen-Strategie seinen achten Startplatz und holt dank des Hülkenberg-Ausfalls als Siebter sechs WM-Zähler. Antonio Giovinazzi ist als Elfter nie in Schlagdistanz zu den Top Ten. Ein noch besseres Resultat verhindert auch das Safety Car zum Schluss. «Sonst wären wir vielleicht noch Sechster und Zehnter geworden», sagt der langjährige Sauber-Manager Beat Zehnder zu BLICK. Erfreulich: Kimi ist in der WM nun Sechster.