Man kann über Sir Lewis Hamilton (37) denken, was man will. Aber eines ist klar: Der bunte Vogel hat seit seiner Premiere 2007 jedes Jahr mindestens einen GP-Sieg oder eine Pole-Position (jetzt je 103) gewonnen. Er kämpft leider noch heute gegen die Vorurteile wegen seiner Hautfarbe. Der siebenfache Weltmeister und einer der fairsten Superstars der Formel 1 hat eine Sache gross in seinem Herzen eingeprägt: Gerechtigkeit. Und die fordert der Brite seit dem umstrittenen WM-Finale am 12. Dezember in Abu Dhabi. Seither schweigt Hamilton. Als der frühere GP-Diktator Bernie Ecclestone (91) an Weihnachten in einem exklusiven Blick-Interview einen möglichen Rücktritt des Mercedes-Piloten ankündigte, schüttelten viele den Kopf. Jetzt ist dieses Szenario weltweit zum grossen Formel-1-Thema geworden.
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Hamilton schmort seit Wochen. Er verärgert dadurch viele Menschen. Aber er will eben die zitierte Gerechtigkeit. Und die kann nur so aussehen: Der Weltverband FIA soll die klaren Fehler von Abu Dhabi offen zugeben. Und vor allem sollte der neue arabische FIA-Chef Mohammed Ben Sulayem (61) seine zum Amtsantritt dummerweise gegen Lewis gross angekündigte Strafe wegen des Fernbleibens bei der FIA-Siegerfeier schnell überdenken. Aber schnell ist unter der neuen Führung ein Fremdwort. Am 3. Februar soll es erste «Ergebnisse» geben: Man will mit allen Teams und Fahrern sprechen. Die Öffentlichkeit soll erst nach der Delegiertenversammlung der FIA am 18. März informiert werden. Dies ist auch der erste Trainingstag der Saison 2022.
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So hat endlich die Untersuchung im «Fall Abu Dhabi» – nach einem Winterschlaf – begonnen. Dabei soll auch der Einsatz des Safety Cars neu überdacht werden. Und natürlich die Rolle des überforderten australischen Renndirektors Michael Masi (42). Hamilton verlangt übrigens nicht den Rücktritt von Masi, der das Chaos angerichtet hatte. Wenn Masi geht, wird die Sache kaum besser. Denn für den undankbarsten GP-Job der Welt steht kein Nachfolger bereit. Und der einzige fähige Regelmann, Sauber-Sportdirektor Beat Zehnder (56), wird sich das nie antun. Erst jetzt merkt man, wie unersetzlich der 2019 verstorbene Charlie Whiting war.
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Was sagt Mercedes-Boss Wolff? «Ich werde mit Lewis im Februar reden. Es wäre ein Armutszeugnis für unseren Sport, wenn der beste Fahrer wegen hanebüchener Entscheidungen geht. Das Finale gehörte nur Hamilton. Keiner war an jenem Tag besser. Es wird uns immer nachhängen, wenngleich Max Verstappen, über die Saison gesehen, ein würdiger Weltmeister ist! Ich hoffe, wir können Red Bull 2022 die Antwort geben.» Aber noch kämpft Lewis mit sich. Findet er den Weg zwischen Recht- und Unrechtverständnis?