Giedo van der Garde drängte Sauber an den Abgrund
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Medienrummel in Melbourne:Giedo van der Garde drängte Sauber an den Abgrund

Fahrer verklagt Schweizer Rennstall
Saubers grosses Cockpit-Drama um Giedo van der Garde

Die Formel-1-Saison 2015 beginnt für Sauber mit einem Skandal. Die Hinwiler nehmen zu viele Fahrer unter Vertrag und geraten mit Giedo van der Garde in einen Rechtsstreit, der seinesgleichen sucht. Ein Blick zrugg.
Publiziert: 15.03.2025 um 17:52 Uhr
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2015 sorgte Giedo van der Garde für einen Skandal.
Foto: Mirko Stange/freshfocus

Darum gehts

  • Sauber-Fahrerchaos 2015: Van der Garde klagt gegen Teamchefin Kaltenborn
  • Gerichtsentscheid zugunsten van der Garde, aber Nasr und Ericsson fahren
  • Sauber zahlt 16 Millionen Franken an van der Garde für Vertragsauflösung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Björn LindroosRedaktor Sport

Was ist passiert?

Gerade ist Sauber von der historisch schlechten Saison 2014 gekommen, in der man kein einziges Pünktchen holte. Als Reaktion darauf trennt sich der Schweizer Rennstall von seinen zwei Fahrern Esteban Gutierrez und Adrian Sutil.

Der Holländer Giedo van der Garde (39) war 2014 Saubers Ersatzfahrer und soll 2015 als Stammfahrer im Cockpit der Hinwiler sitzen. Dies wird schon im Sommer so vertraglich festgelegt. Doch dann der grosse Wirbel: Sauber stellt Felipe Nasr (32) und Marcus Ericsson (34) als seine zwei Piloten für die neue Saison vor. Von van der Garde keine Spur.

Dieser lässt dies allerdings nicht auf sich sitzen und zieht vor Gericht. Erst in seiner Heimat, danach vor dem Saisonauftakt der Formel 1 in Australien vor dem Obersten Gerichtshof des australischen Bundesstaats Victoria.

Van der Gardes Anwalt droht dort gar damit, Saubers Equipment zu beschlagnahmen oder Teamchefin Monisha Kaltenborn (53) verhaften zu lassen. Es geht um Millionen. Denn der Fahrer und sein steinreicher Schwiegervater Marcel Boekhoorn sollen rund 10 Millionen Franken für den Sauber-Sitz bezahlt haben. Es gab auch Gerüchte, dass Boekhoorn mit dem Verfahren versuchte, Sauber zu ruinieren, um den Rennstall günstig aufkaufen zu können.

Eine Schlammschlacht mitten in der Rennwoche, mit dem besseren Ende für van der Garde: Das Gericht gibt ihm am 12. März 2015 recht und sagt ihm den Platz im Cockpit zu. «Formel Krank», titelt Blick einen Tag später.

Vor dem ersten freien Training taucht van der Garde dann in der Sauber-Box auf, zieht sich den Overall des eigentlichen Stammfahrers Ericsson über und will sich den Sitz des Boliden anpassen lassen. Die Mechaniker des Schweizer Teams spielen aber nicht mit – sie verlassen die Garage aus Protest und lassen den Widersacher stehen.

Am Rennwochenende fahren dann wie geplant Nasr und Ericsson, auch weil van der Garde aufgrund einer fehlenden Super-Lizenz gar nicht fahren darf. Während die zwei Piloten die ersten Sauber-Punkte seit über einem Jahr holen, einigt sich Sauber in den kommenden Tagen aussergerichtlich mit van der Garde. Rund 16 Millionen Franken soll der Rennstall dem Holländer zahlen, um ihn ruhigzustellen. «Sauber-Chaos beendet», titelt Blick zum Schluss einer Woche voller Drama.

Warum ist der Fall van der Garde so wichtig?

Als einziges Schweizer Formel-1-Team werden die Aktionen von Sauber hierzulande genaustens beobachtet. Gerade die Auswahl der Fahrer sorgt für am meisten Aufsehen, vor allem nach einer so schwachen Saison wie 2014.

Als im Frühjahr 2015 das Chaos um van der Garde ausbricht und der Holländer das Schweizer Team – das sich damals in argen Geldnöten befindet – mit seinen Klagen beinahe in den Ruin treibt, schlägt das in der Schweiz hohe Wellen.

Was ist seither geschehen?

Giedo van der Garde sitzt nach dem Sauber-Skandal nie wieder in einem Formel-1-Cockpit. Er fährt später zwar noch in anderen Rennserien, tritt 2023 aber vom Motorsport zurück. Neben seinem Job als Formel-1-Kommentator im holländischen TV ist er jetzt als Immobilieninvestor tätig. Er kauft mit seiner Firma Häuser in der Region Amsterdam ein und verkauft diese teurer weiter.

Auf der anderen Seite konnte Sauber nicht an den starken Start in Melbourne anknüpfen und belegte am Ende der Saison 2015 mit 36 Punkten den achten Rang der Konstrukteurswertung. Monisha Kaltenborn, die 2015 zur Hauptverantwortlichen für das Vertragschaos gemacht wurde, wird zwei Jahre danach als Teamchefin abgesetzt. Das Drama 2015 beschreibt sie später als die schlimmsten Tage ihrer beruflichen Laufbahn.

Mittlerweile ist Sauber finanziell wieder in ruhigeren Fahrwassern. Seit letztem Jahr hat die Audi AG das Team voll und ganz übernommen. Nach einer enttäuschenden Saison 2024 haben die Hinwiler die Fahrer ausgetauscht: Nico Hülkenberg (37) und Gabriel Bortoleto (20) werden diese Saison im Sauber-Cockpit sitzen. Zwei Fahrer für zwei Sitze, wie es sich gehört.

Was genau ist «Blick zrugg»?

Die neue Reihe «Blick zrugg» erzählt historische Momente der Schweiz seit der Gründung von Blick 1959 in neuer Form. Wir zeigen dir, was damals passiert ist und wie der Blick darüber berichtet hat. Gleichzeitig ordnen wir das Geschehnis ein und bilden ab, was sich seither getan hat.

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