Ein sehr teurer Standort – aber auch sehr attraktiv
Hinwil wird alle Stürme überleben

Jan Monchaux (43), der Technikdirektor von Alfa-Sauber machte kürzlich die hohen Löhne in Hinwil und den Lebensstandard in der Schweiz dafür verantwortlich, dass ihm dadurch rund 25 Prozent des Geldes für die Entwicklung des Autos fehlen. Was soll das?
Publiziert: 09.04.2022 um 14:53 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2022 um 15:23 Uhr
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Jan Monchaux beäugt die hohen Löhne in Hinwil und den Lebensstandard in der Schweiz kritisch.
Foto: freshfocus
Roger Benoit, Melbourne

Die Formel 1 hat in Australien wieder ihr Königsduell Leclerc gegen Verstappen. Und der Zirkus bleibt auch, über 18'000 Kilometer von den Basislagern in Europa entfernt, im Streit-Fieber.

Zuerst machten die meisten Teams so lange Krach, bis das Mindestgewicht der Autos (inklusive Fahrer) von 795 Kilo auf 798 erhöht wurde. Nur der Alfa-Sauber hatte nie Gewichtsprobleme.

Top-Teams haben arge Probleme

Jetzt geht es wieder mal ums liebe Geld. Zum zweiten Mal kommt 2022 die Budget-Obergrenze zum Tragen. Jetzt dürfen die zehn Teams (allerdings mit vielen Ausnahmen) nur noch 140 Millionen Dollar ausgeben. Letztes Jahr waren es 135 Millionen.

Klar, dass vor allem die Topteams, die bis 2020 oft weit über 400 Millionen Dollar in den Wind schossen, in arge Probleme kommen – vor allem mit der Entwicklung der Autos.

Alpha-Tauri-Teamchef Franz Tost zu Blick: «Jetzt lernen endlich alle zu haushalten! Der Wahnsinn, jedes Rennen neue Teile zu bringen, ist vorbei. Und es wird sich kein Team getrauen, zu mogeln!» Ja, bei einem klaren Betrug droht der sofortige WM-Ausschluss.

Nun, weil auch der Ukraine-Krieg Auswirkungen auf den GP-Zirkus hat (Inflation stiegt um über drei Prozent, die Fracht- und Stromkosten explodierten um über sieben Millionen Dollar) fordert man jetzt bei der FIA ein, das Budget um diese Summe zu erhöhen.

Das vergilbte Thema aus der Mottenkiste

Ein anderes «Übel» fand Jan Monchaux (43), der Technikdirektor von Alfa-Sauber. Er machte kürzlich die hohen Löhne in Hinwil und den Lebensstandard in der Schweiz dafür verantwortlich, dass ihm dadurch rund 25 Prozent des Geldes für die Entwicklung des Autos fehlen.

Was soll das? Monchaux hat damit ein uraltes und bereits vergilbtes Thema aus der Mottenkiste geholt. Schon Peter Sauber (78) wusste beim Formel-1-Einstieg 1993, dass Hinwil ein sehr teures Pflaster ist. Aber er kämpfte sich durch. Denn ihm waren immer die Mitarbeiter das Wichtigste in den Werkshallen. «Mit ihnen fällt und steigt auch das Ansehen der Firma. Und dass wir von einer Insel namens Schweiz operieren, machte die Sache auch nicht leichter!»

Doch Hinwil wird auch die nächsten finanziellen Stürme überleben, weil neben den Teamspitzen Fred Vasseur und Beat Zehnder auch sehr vernünftige Geldgeber im Hintergrund wachen – und der sensationelle Windkanal wie ein Turm in der Brandung steht.

Das ist das Kapital, das schon Mercedes, BMW, Ferrari, Toyota und Audi zu schätzen wussten. Und sollte Sauber das Rennen 2026 mit Motorenpartner Audi wirklich machen, kennt man sich schon sehr genau.

Monchaux kann froh sein

Und Monchaux sollte übrigens froh sein, dass die «Untertanen» bei der Herstellung seines gesunden Babys namens C42 gutes Geld verdienen und – im Gegensatz zu den meisten ihrer englischen Kollegen – mit grosszügigen Sozialleistungen abgesichert sind.

Der in Toulouse aufgewachsene Ex-Audi-Mann Jan Monchaux braucht sich auch um seinen Lohn selbst keine Gedanken zu machen.

Denn die drei am besten bezahlten Mitarbeiter jedes Teams fallen – wie die Reise- und Hotelkosten – nicht in die Budget-Obergrenze.

Und die Technik-Direktoren gehören in der Regel neben den Teamchefs zu diesen exklusiven Millionären, die das Budget nicht belasten! Und eigenes Geld wird Monchaux wohl kaum in die Entwicklung seiner Autos stecken.

Übrigens: Bottas und Zhou starten beim GP Australien aus den Positionen 12 und 14.

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