Eigenregie statt Ferrari-Kopie
Wird der Mut von Alfa-Sauber belohnt?

Alfa-Sauber ging bei der Entwicklung des neuen Autos eigene Weg. Geht die Strategie nicht nur beim Budget sondern auch auf der Rennstrecke auf?
Publiziert: 13.03.2022 um 19:18 Uhr
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Valtteri Bottas testet den neuen C42 in Bahrain.
Foto: Lukas Gorys
Christian Menath (Technik-Experte bei motorsport-magazin.com)

Die Angst zahlreicher Ingenieure und Fans, durch das neue Reglement würden alle Autos gleich aussehen, erwies sich schnell als unbegründet. Kein Auto gleicht 2022 einem anderen. Da ist der Alfa-Sauber C42 keine Ausnahme.

Während sich die meisten Teams beim Frontflügel noch halbwegs einig sind, setzen die Hinwiler schon dort auf eine eigenwillige Lösung. Direkt neben der Nase, wo die anderen möglichst viel Luft unter das Auto in Richtung Unterboden schaufeln und schlanke Flügel haben, baut der C42 am höchsten.

Ein besonderer Fokus liegt 2022 auf den Seitenkästen, weil das Reglement da die grössten Freiheiten erlaubt. Die Lufteinlässe des C42 sind vergleichsweise gross, die Kühler weit oben installiert. Der Vorteil: Die Seitenkästen müssen den Unterboden nicht bedecken. Das ist aerodynamisch interessant, weil die Ingenieure die Seitenkästen einfach eine Etage höher bauen.

Probleme beim Unterboden

Der grösste Performance-Unterschied scheint aber, zumindest zu Beginn der Saison, vom Verständnis des Unterbodens zu kommen. Wer das wellenartige Springen auf den Geraden («Bouncing») am besten in den Griff bekommt, hat einen riesigen Vorteil.

Genau damit hatte der Alfa-Sauber zu Beginn die grössten Probleme und musste so viele Kompromisse eingehen, dass an einen normalen Fahrbetrieb fast nicht zu denken war. Das Problem wurde gelindert, Kompromisse müssen aber noch immer gemacht werden.

Grossen Mut bewiesen Teamführung und Ingenieure im Heck. Während Haas strukturell und technisch immer näher an Ferrari wächst – was man dem Boliden auch ansehen kann –, emanzipiert sich Alfa-Sauber von Maranello.

Vorteile bei der Budgetgrenze

Das Getriebegehäuse kauft man 2022 nicht mehr von Ferrari, sondern baut es in Eigenregie. Nur so war der Wechsel an der Hinterachse von Zug- auf Druckstreben möglich. Nur McLaren und die beiden Red-Bull-Teams haben sich das noch getraut. Vor allem aber bringt es Alfa-Sauber Vorteile bei der Budgetobergrenze.

Die Eigenständigkeit ist ein ehrenwerter Ansatz. Das Team hatte auch ein ganzes Jahr lang Zeit, sich darauf einzustellen, nachdem man die Saison 2021 schnell abhakte und sich vollends aufs neue Auto konzentrierte. Ob sich der Mut auszahlt, bleibt abzuwarten.

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