Der Start in die neue Formel-1-Saison hätte für Red Bull-Honda nicht besser laufen können. Aus zwei Rennen resultieren zwei Doppelsiege: in Bahrain siegte Max Verstappen (25) vor Teamkollege Sergio Pérez (33), in Saudi-Arabien ist es umgekehrt. Doch für ungetrübte Freude zwischen den beiden Piloten sorgt das noch lange nicht.
Der geklaute Punkt
Nach dem Jeddah-Rennen wurde die Laune des Mexikaners Pérez erstmal etwas getrübt. Denn wie der Fahrer erst bei der Vorbereitung für den Gang aufs Podium erfuhr, hatte ihm Verstappen zum Schluss noch die schnellste Runde des Rennens weggeschnappt und sich so den Extrapunkt geholt.
Pikant: Offenbar hatten beide Red Bull-Fahrer von ihrem Team die andere Anweisung erhalten, sie sollten das Tempo zum Ende des Rennens halten, um die Technik zu schonen. Eine Anweisung, die der zweifache Weltmeister offensichtlich nicht befolgte.
Die Aktion hat auch Auswirkungen auf den WM-Stand: Durch die schnellste Runde holte sich Verstappen einen Extrapunkt, weshalb er weiterhin die WM-Führung behält. Für den Mexikaner wäre der Platz an der Spitze des Weltrankings eine Premiere gewesen.
«Haben sie dir nicht gesagt, dass du die Geschwindigkeit halten sollst?», fragte Pérez seinen holländischen Teamkollegen nach dem Rennen verärgert. Viel mehr redeten die beiden nicht miteinander.
Papa Verstappen wie versteinert
Für weitere Diskussionen sorgte auch Max' Vater Jos Verstappen (51). Als sich Pérez nach seinem Jeddah-Sieg von den Red-Bull-Mechanikern und -Mitarbeitern feiern liess, stand der ehemalige Rennfahrer (107 Starts, zwei Podestplätze) mit versteinerter Miene daneben und ignoriert die Feierlichkeiten. Mit einem kühlen Handschlag gratulierte er dem Kontrahenten seines Sohnes schliesslich doch noch zum Erfolg.
Weiter ging es im Raum vor der Podiumszeremonie: Dort setzte sich Max Verstappen demonstrativ auf den Siegerstuhl. Als wäre es eine Selbstverständlichkeit, dass der 36-fache GP-Sieger die klare Nummer eins im Team ist.
Kampfansage von Pérez
Doch mit der Rolle als Fahrer Nummer zwei will sich Sergio Pérez je länger je weniger zufriedengeben. «Ich bin in diesem Team, um um den Titel zu kämpfen. Das ist der einzige Grund», sagte der Mexikaner unmissverständlich, kurz nachdem er in Saudi-Arabien seinen insgesamt fünften GP-Sieg einfuhr.
Bereits vor dem ersten Rennen zeigte sich Pérez nicht wirklich angetan von der Zusammenarbeit mit Verstappen. «Es ist wichtig, immer als Team zu arbeiten. Aber wenn ich sehe, dass ich keine Unterstützung bekomme, wenn ich sie brauche, werde ich sie auch nicht geben», sagte er zu «Fox Sports Mexico».
Es brodelt schon länger
Zurückzuführen ist das Misstrauen wohl auf die letzte Saison, als Verstappen Pérez beim GP von Brasilien die Hilfe im WM-Duell gegen Charles Leclerc (25) verweigerte. Seither kam es immer wieder zu Spannungen.
Doch profitiert die Formel 1 gar von dieser internen Rivalität? Denn sollte Red Bull weiter nach Belieben dominieren, könnte das Stall-Duell bei den Bullen wenigstens für etwas Brisanz ganz vorne sorgen. (bjl)